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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Hunde jaulten, und während wir an den Gebäuden, von denen einige deutliche Spuren des Beschusses durch Katapulte aufwiesen, vorbeihuschten, erschienen uns unsere Schritte überlaut. Die Scheune, die wir zum Ort unseres Beisammenseins bestimmten, wirkte finster, den allgegenwärtigen Geruch von Krieg und Tod konnten ihre Mauern nicht aussperren.
    Als wir uns einen Platz zum Sitzen suchten, dachte ich kurz daran, dass Jeanne uns vielleicht vermissen könnte, doch dann beruhigte ich mich damit, dass sie sicher mit ihren Heerführern reden wollte. Mehr und mehr verloren wir unseren Status als ihre Berater – was gut war, denn wenn sie erst siegreich in Paris eingezogen war, würden wir wieder zurückkehren in unser Dorf oder unsere Ordensburg – wie wir es auch einst bei Saladin getan hatten.
    Die Vorstellung, Jeanne alleinzulassen, zerriss mir beinahe das Herz, doch auch Mütter mussten ihre Töchter irgendwann ziehen lassen, und warum sollte ich mehr Rechte haben, als die Frau, die Jeanne das Leben geschenkt hatte?
    Doch nun wandte ich mich erst einmal Gabriel zu, der gerade erzählte, wie er am Strand von einem Mädchen aufgelesen wurde und dort den Namen Ägir erhalten hatte. Ich war sicher, dass es ihn in die Nordlande verschlagen hatte, eine ihrer Küsten lag England gegenüber. Es war nicht meine Heimat, aber ihr so ähnlich, dass man sogar die Sprache des anderen verstand. Als er anfing, zu berichten, wie er seiner Retterin nahekam und sie schließlich geheiratet hat, musste ich um meine Beherrschung kämpfen. Ich spürte die mitleidigen Blicke meiner Gefährten auf mir ruhen und wäre am liebsten schluchzend hinausgelaufen, doch ich blieb wie erstarrt sitzen, froh darüber, dass er nicht log, aber dennoch todtraurig, dass die ewige Liebe, die wir uns geschworen hatten, vom Vergessen verschlungen worden war.
    Als er geendet hatte, blickte er zu mir, wahrscheinlich sah er meinen Schmerz und sogleich trat ein mitleidiger Zug auf sein Gesicht.
    »Bitte verzeih mir«, sagte er schließlich zerknirscht, und obwohl ich spürte, dass seine Reue echt war und er eigentlich auch nichts dafür konnte, dass er getan hatte, was jeder Mensch tun würde, wandte ich mich ab, ging nach draußen und weinte leise, bis Sayd zu mir kam, mich in seine Arme zog und mich zärtlich küsste.
    »Ich verstehe dich, sayyida , nur zu gut«, sagte er, nachdem er mich eine Weile gehalten hatte. »Doch jetzt komm wieder zu uns, du möchtest doch den Rest der Geschichte nicht verpassen.
    Nein, das wollte ich nicht, ich wusste nur nicht, wie ich Gabriels Anblick in Verbindung mit seinen Worten und seiner neuen Vergangenheit ertragen sollte.
    Heiterer wurden die Themen nicht, denn nun berichteten die anderen von der Lamiengruft und dem Erfolg der Zwillinge, einer Lamie Elixier abzunehmen. Auch Ashars seltsame Krankheit kam zur Sprache, wobei er beinahe beschämt wirkte, obwohl er nichts dafür konnte. Jared schien misstrauisch zu sein. Und auch mir kam die plötzliche Heilung seltsam vor und noch seltsamer die Umstände, die zu seiner Erkrankung geführt hatten. Doch was sollte schon geschehen? Auf den ersten Blick war er der Alte, ein wenig müder vielleicht, aber möglicherweise hatten auch die hundert Jahre auf der Ordensburg ein wenig an seinem Gemüt gezehrt …
    Wir redeten noch bis tief in die Nacht und tauschten unsere Erlebnisse aus. Obwohl ich kaum Lust hatte, zu sprechen, ließ ich hin und wieder eine Bemerkung fallen und Jared schaffte es schließlich, mich mit seiner Imitation der Derwische wieder zum Lachen zu bringen. Aber die Beklommenheit blieb und ich hoffte, dass wir schon bald zu unserem nächsten Kampf aufbrechen würden.
    In der Nacht schlich ich mich zu Sayd. Meine Gedanken wirbelten wie wild herum und das Gewissen zwickte mich, sodass ich nicht anders konnte, als ihm das mitzuteilen, was mir auf der Seele brannte.
    »Ich bitte dich, erwähne nicht, was zwischen uns passiert ist«, bat ich ihn. »Du siehst, was mit ihm los ist! Er hat mich und auch euch kaum erkannt!«
    Sayd blickte mich seltsam an, dann sagte er: »Ich hatte nicht vor, es ihm auf die Nase zu binden. Und wie ich damals schon sagte, ich überlasse dir die Entscheidung. Doch du sollst wissen, dass ich dich liebe. Genauso, wie er dich damals geliebt hat. Und lieben wird, wenn er sich wieder an alles erinnert.«
    Das machte es auf keinen Fall leichter, denn auch ich liebte Sayd – und Gabriel. Ich seufzte schwer, dann ließ ich mich gegen seine Brust

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