Das Herz der Kriegerin
Unterstützung. Da tauchen plötzlich seine Derwische auf und erzählen etwas von einer Schriftrolle aus der früheren Bibliothek von Alexandria, auf der sie wahrscheinlich eine merkwürdige Zeichnung gesehen haben, denn allein der Begriff ›Schlafende‹ würde sie noch nicht auf die richtige Spur führen. Malkuth bekommt sie in die Hand, und auf einmal ist die Erinnerung wieder da. Er hört Ashalas Stimme von schlafenden, sterbenden Lamien wispern und ärgert sich wahrscheinlich darüber, dass er sich nicht eher darum gekümmert hat. Und er schickt seine Derwische los, um nach diesem Grab zu suchen, denn eine halb tote Lamie würde sich gewiss nicht wehren, wenn ihr das Elixier entnommen wird.«
»Es sei denn, Blut fällt auf ihren Körper und gibt der Quelle die Kraft, die Sterbende zu heilen.« Ein unfassbarer Gedanke überfiel mich plötzlich. »Kann eine intakte Quelle eine Lamie wieder zum Leben erwecken?«
»Das weiß ich nicht, bisher hat keine Lamie die Gruft der Schlafenden wieder verlassen.«
»Und was, wenn Malkuth eine dieser Lamien wiedererwecken will? Er bräuchte ihren Körper nur in Blut zu tauchen, und schon würde sie wieder zum Leben erwachen – nach mehr oder weniger langer Zeit.«
»Das wäre natürlich auch möglich.«
Ich hätte kaum geglaubt, dass Sayd noch besorgter dreinblicken könnte.
»Wenn das so ist, sollten wir so schnell wie möglich zur Ordensburg zurück und alle nach diesem Grab suchen«, schlug ich vor, denn das Letzte, was passieren durfte, war, dass Malkuth eine Lamie bekam, die ihm ein Heer unsterblicher Krieger schaffen konnte.
»Das halte ich für Zeitverschwendung, besonders in der momentanen Lage«, antwortete Sayd zu meiner großen Überraschung.
»Zeitverschwendung? Du weißt aber, was davon abhängt, dass Malkuth keine Armee von Unsterblichen bekommt.«
»Natürlich weiß ich das«, entgegnete Sayd. »Aber solange wir keinen Beweis haben, dass es diese Schlafenden wirklich gibt, reicht es, wenn wir Jared mit Malik und Ashar in die Wüste schicken und nach dem Grab suchen lassen. Am besten schreibst du Jared noch heute und schickst ihn unverzüglich zur Ordensburg.«
»Und was ist mit Saul? Ich würde ihn ungern allein in Garnata lassen, niemand kann wissen, wann die Stimmung gegen die Juden wieder umschlägt. Lass Saul Jared begleiten. Zu viert haben sie bessere Chancen, das Grab zu finden. Was sollen die Söhne des Emirs in Garnata schon tun? Schlimmstenfalls bringen sie sich gegenseitig um oder führen herbei, was du in deiner Vision gesehen hast.«
Sayd nickte. »Also gut, Saul soll mit ihm reisen. Vier von uns werden in der Lage sein, die beiden Derwische aufzuhalten, selbst wenn sie von Dschinn begleitet werden sollten. Malkuth selbst wird sicher nicht so schnell dort auftauchen, geschweige denn sie begleiten, denn er ist hier in England.«
»Was?« Entsetzen rann durch meinen Körper. Die letzte Begegnung mit ihm lag schon sehr lange zurück, damals fochten wir an der französischen Küste. Dass er uns mittlerweile so nahe war, hätte ich nicht erwartet und ließ mich um die Sicherheit unserer Freunde fürchten. »Weißt du das genau?«
Sayd nickte. »Aisha muss ihn mitgenommen haben, als sie begann, Einfluss auszuüben auf den König. Erinnerst du dich an den grausamen Mord an Edward II .?«
Wer konnte je vergessen, dass Edward II . von einem Folterknecht mit einer glühenden Eisenstange durchbohrt worden war – und zwar durch sein Hinterteil!
Ich konnte nicht anders, als mich angewidert zu schütteln, was Sayd ein wenig lächeln ließ.
»Ich sehe, du erinnerst dich. Diese Tat war von Aisha eingeflüstert worden. Und auch die Idee, einen neuen Krieg vom Zaun zu brechen. Einen Krieg, bei dem sie und ihr Gefährte Hammu Qiyu reiche Bluternte halten können.«
»Dann hat Aisha die Oberhand über Malkuth gewonnen, oder? Was findet sie noch an ihm, dass sie den Pakt mit ihm weiter aufrechterhält? Er ist doch nichts weiter als ein Lamienkind mit geteilter Ewigkeit.«
»Ich weiß es nicht, aber irgendeinen Weg wird Malkuth schon gefunden haben, sich ihre Dienste zu sichern. Glücklicherweise weiß er nicht, dass wir noch immer hier sind. Ich habe leider nicht in Erfahrung bringen können, wo genau er sich aufhält, aber Vincenzo und ich haben einen Dschinn abgefangen, der uns ein wenig über seine Herrin verraten hat. Unter anderem auch, dass sie Einfluss auf den englischen König nimmt und ihn zu seinen Taten anspornt. Und dass Malkuth ahnungslos
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