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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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ist, was unseren Aufenthaltsort und die Existenz des Dorfes angeht.«
    »Ich hoffe, ihr habt ihn getötet«, stieß ich grimmig hervor.
    »Für wen hältst du mich?«, fragte Sayd spöttisch. »Natürlich haben wir ihn getötet, oder soll ich mit ansehen, wie er seinem Herrn berichtet, dass er uns in London gesehen hat? Die perfekte Möglichkeit, seinen Zustand zu bessern und weitere Unsterbliche zu schaffen, bist immer noch du, vergiss das nicht.«
    Wahrscheinlich würde Sayd mir von nun an gar nicht mehr von der Seite weichen. Gut, dass ich wenigstens heute noch einmal Zeit für mich allein gehabt hatte.
    Als die Sonne durch die Wolken brach und das Meer wie einen kostbaren Spiegel glitzern ließ, legte er seine Hand sanft auf meinen Rücken. Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich eine ganze Weile angeschaut haben musste.
    »Wir sollten zurückreiten. Du musst das Schreiben an unsere Freunde verfassen und dann solltest du deine Sachen packen und für deine Bibliothek sorgen.«
    »Die Bibliothek?« Damit meinte er nichts anderes als die von mir verfassten Chroniken.
    »Wir werden sie fortschaffen müssen. Sonst wirst du eines Tages nicht mehr in die Tür deines Hauses kommen.«
    Ich wollte nicht ohne meine Schriften sein. Mittlerweile sah es bei mir zwar genauso unordentlich aus wie einst bei Jared, doch ich fand noch immer alles, was ich brauchte.
    »Befürchtest du, dass jemand die Chroniken entwenden könnte? In meine kleine Hütte wagt sich doch von den Dorfbewohnern niemand.«
    »Ich meine nicht die Menschen im Dorf. Ich denke eher an Malkuth und die Dschinn.«
    »Aber du sagtest doch selbst, er weiß nicht, dass wir hier sind.«
    »Was sich allerdings jederzeit ändern kann.«
    Wieder spürte ich, dass er etwas vor mir verbarg. Doch ich wollte jetzt nicht versuchen, es aus ihm herauszupressen. »Also gut, reiten wir zurück«, lenkte ich ein und erhob mich. Noch einmal warf ich einen sehnsüchtigen Blick auf das Meer, das mich nicht verschlungen hatte, dann saß ich auf und folgte Sayd zum Dorf zurück.

3
    K aum im Dorf angekommen, eilte ich in meine Schreibstube und versuchte, möglichst viel Text auf möglichst wenig Papier zu bringen. Seit wir das mitgenommene Pergament aufgebraucht hatten, nutzten wir das hier geschöpfte Papier, was recht schwierig zu bekommen war, außerdem fertigten die Engländer ihr Papier immer recht grob, weswegen das Gewicht für die Tauben eine große Belastung war.
    Während ich nach passenden, und vor allem platzsparenden, Worten suchte, blieb mein Blick an den Blutstropfen auf dem Federkiel hängen. Nach gut zweihundert Jahren waren sie beinahe schwarz, doch noch immer erinnerten sie mich an meinen Kampf gegen Sayd und an die Art und Weise, wie ich das Duell für mich entschieden hatte. Damals, bei der Prüfung, hatte ich nur vage gewusst, was die Existenz als Lamie bedeutete, doch ich musste zugeben, dass ich mich, vor die Wahl gestellt, wieder dafür entscheiden würde, auch wenn das ein wenig selbstsüchtig erscheint.
    Auf jeden Fall wollte ich dieses Leben und die vielen Möglichkeiten, den Menschen zu helfen, nicht mehr aufgeben, auch wenn die Ewigkeit manchmal Schmerz und Leid mit sich brachte.
    Was konnte die Lamien dazu bewegen, ihr Leben freiwillig aufzugeben? Es hatte sich so angehört, als seien es sehr alte ihrer Art, die den Freitod in dem Grab suchten. Hatten sie die Trennung von geliebten Menschen nicht ertragen? Jared behauptete zwar immer, dass sich die wenigsten alten Lamien noch an Menschen banden, doch auch Ashala war eine alte Lamie gewesen und hatte sich dennoch in einen Mann verliebt. Sayd war ihr durch ihr Elixier erhalten geblieben, aber was, wenn es bei ihren Schwestern anders gekommen war?
    Ich schob den Gedanken beiseite, denn sonst würde ich wahrscheinlich nicht ein einziges Wort aufschreiben. Wie ich Sayd kannte, wollte er die Nachricht noch heute zum Taubenschlag bringen lassen.
    Ich schrieb also zunächst an Malik, dankte ihm für seine Nachricht und beschwor ihn, ja nicht auf eigene Faust loszuziehen, denn mit Jared würde sich ihre Suche gewiss um einige Monate verkürzen lassen, kannte er sich in der Wüste doch sehr gut aus.
    Jared machte ich seine bevorstehende Aufgabe schmackhaft, indem ich das Geheimnis um die Schlafenden und Malkuths Suche danach hervorhob, allerdings nicht erwähnte, dass diese Suche gewiss sehr langwierig sein würde.
    Bei beiden Schreiben versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, dass ich mich um die Freunde

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