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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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zuzubereiten, kein Koch in Garnata hat ihn je so hinbekommen wie ich.«
    Als er in der Nacht in seinem alten Schreibzimmer saß und in seinen Schriftrollen nach Hinweisen auf die Gruft der Schlafenden suchte, schweiften Jareds Gedanken immer wieder ab zu jenem Tag vor beinahe zweihundertvierzig Jahren, als er an Malkuth geraten war.
    Er war auf dem Weg nach Kairo gewesen, als plötzlich Söldner aus dem Kreuzfahrerheer hinter ihm auftauchten und ihm nachsetzten. Bereits damals war er Schreiber gewesen, ein einfacher Mann aus Alexandria, den alle dafür belächelten, dass er die alten Götter verehrte und versuchte, vergessene Schriftzeichen zu deuten. Mit einer Waffe verstand er zwar umzugehen, aber gegen gut ausgerüstete Söldner konnte er nichts ausrichten. Ebenso wenig konnte er ihnen entkommen, denn ihre Pferde hatten noch keinen langen Weg in der Hitze hinter sich.
    Kaum dass er begonnen hatte, sich gegen die Ritter zur Wehr zu setzen, fügten diese ihm eine schwere Verletzung zu, die ihn zu Boden zwang. Mit Hohngelächter machten sie sich über sein Gepäck her, stahlen alles, was ihnen wertvoll erschien, und nahmen schließlich auch sein Pferd mit.
    Als er schon glaubte, dass er dazu verdammt wäre, die Reise in Anubis’ Reich anzutreten, waren plötzlich zwei seltsame Gestalten vor ihm erschienen. Kleine Männer, einander gleichend wie ein Ei dem anderen, und mit einer Art zu sprechen, wie er sie noch nie zuvor gehört hatte.
    »Bist du willens …«, sagte der eine, worauf der andere fortfuhr: »… dich unserem Herrn Malkuth …«, um das Wort wieder an den anderen abzugeben, »… zu verpflichten?«
    Fast glaubte er schon, dass dies die Wächter des Totenreiches wären, doch von einem Gott namens Malkuth hatte er noch nichts gehört. Da er an seinem Leben hing und außerdem nicht unvorbereitet in Anubis’ Reich gehen wollte, willigte er ein. Die beiden seltsamen kleinen Männer – von denen er später erfuhr, dass es die Derwische Selim und Melis waren, Zwillinge, die ihren Verstand wohl schon recht früh in ihrem Leben ausgehaucht hatten – ließen ihn auf einen Karren bringen, wo ein Mann auf ihn wartete. Sein Gesicht war unter einem blauen Tuch verborgen, was darauf hindeutete, dass er ein Sohn der Wüste, ein Beduinenkrieger, war. Der Mann besah sich die Wunde an seinem Bauch und zog daraufhin ein Messer. Entsetzen raste durch Jareds Verstand, doch die Kraft, sich zu wehren, hatte er nicht. Der Fremde rammte ihm das Messer nicht etwa in den Bauch, um ihn endgültig zu töten. Stattdessen versetzte er sich selbst einen langen Schnitt in den Unterarm. Blut quoll hervor und floss über die Fingerspitzen des Mannes in seine Wunde.
    Jared traute seinen Augen nicht. Der tiefe Schwertstreich begann augenblicklich zu heilen! Zunächst zog sich das innere Gewebe zusammen, dann die Haut und nach und nach verschwand das Blut. Auch der Schmerz wurde weniger. Dennoch überfiel ihn Panik
    Was war das nur für ein Zauber?
    »Was tut Ihr mit mir?«, fragte er ängstlich, während er sich mit der Hand über die Wunde rieb. Ein paar Blutstropfen blieben an seinen Fingern kleben, versickerten augenblicklich in seiner Haut.
    »Ich habe deine Wunde geheilt, nichts weiter«, erklärte der Beduine. »Allerdings haben wir damit einen Pakt geschlossen. Du wirst einer von uns und verpflichtest dich, über unser Geheimnis Stillschweigen zu bewahren.«
    Jared kam es vor, als würden sich die goldenen Augen des Mannes tief in seine Gedanken bohren und dort erforschen, wie seine Antwort lauten würde.
    »Seid Ihr Malkuth?«, fragte er, unfähig, dem Rasen hinter seiner Stirn Einhalt zu gebieten.
    »Nein, mein Name ist Sayd. Und es liegt nun in deiner Hand, ob du dein Leben, das ich dir eben geschenkt habe, weiterführen möchtest, oder ob ich es beenden soll.«
    Angesichts der blanken Klinge, die ihm der Fremde unter die Kehle setzte, fiel ihm die Entscheidung leicht. Er nahm das Angebot an und wurde in eine Burg gebracht, von der er noch nie gehört hatte. Malkuth, so erfuhr er, war ein Emir des Sultans Nureddin, ein einflussreicher Mann, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, ein Heer ebenso gefürchteter Assassinen wie jenen des »Alten vom Berge« aufzubauen.
    Von Unsterblichkeit war da noch nicht die Rede gewesen, doch kurz nachdem man ihn in die Burg gebracht und festgestellt hatte, dass er mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten dem Emir sehr nützlich sein könnte, wurde er zu einer Frau gebracht, einer bleichen

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