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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Schönheit, die ihm offenbarte, dass er sich nie wieder Gedanken um den Tod machen müsste, wenn er nur ihre Hand nahm und beschloss, seinem Gott den Rücken zu kehren.
    Jared verehrte Anubis, doch nicht so sehr, dass er diese Chance ausgeschlagen hätte. Kurz vor dem Ritual versprach er seinem Gott, dass er ihm viele feindliche Kämpfer ins Totenreich senden würde, dann nahm er das große Geschenk an, das ihm Ashala machte.
    Kopfschüttelnd schob Jared den Gedanken beiseite. Das war lange her. Und konnte man es ihm zum Vorwurf machen, dass er sich für das Leben, das ewige Leben, entschieden hatte? Vielleicht nahm Anubis ihm übel, dass er ziemlich lange auf ihn warten musste, aber er selbst hatte seine Entscheidung bisher noch nie bereut.
    Allerdings wünschte er sich besonders in diesem Augenblick, es wäre nicht Malkuth gewesen, der ihn ausgewählt hatte.
    »Na, hast du schon was gefunden?«
    Als Jared aufsah, stand Malik mit vor der Brust verschränkten Armen gegen den Türrahmen gelehnt.
    »Nein, bisher nicht. Aber vielleicht könntest du mir suchen helfen.«
    »Solange ich die Schriftzüge auf deinen Papyrusrollen lesen kann. Mit deinen Hieroglyphen habe ich mich nie anfreunden können.«
    Während Jared einen Arm voll Schriftrollen aus seiner Truhe nahm, fühlte er sich, als würde er alte Freunde aus den Winkeln seiner Erinnerungen ans Licht holen.
    Einige waren mittlerweile gut fünf- oder sechshundert Jahre alt, einige noch älter. Manche waren in mittlerweile toten Sprachen verfasst, andere in kaum lesbarem Arabisch. Dazwischen lagen alte Karten von den bisher erschlossenen Gebieten der Erde. Entlang des Nils waren Karawanen bis nach Nubien vorgedrungen, Belemoths Heimat. Doch die Wüste durchquert hatten nur die Beduinenstämme – und kartografiert hatte sie noch niemand. Allerdings gab es Aufzeichnungen über die Lage von Oasen, die sie sich zunutze machen konnte.
    Jared entrollte eine der Karten und strich sie auf der Tischplatte glatt. Die Wüste war darin eine riesige weiße Fläche, auf der es nur hin und wieder eine mit einer Palme markierte Oase gab.
    »Hast du schon eine Vermutung?«, fragte Malik, was Jared mit einer vagen Handbewegung beantwortete. »Mein Verstand ist so leer wie diese scheinbar unendliche Sandwüste. Ich weiß gar nichts.«
    »Und ich weiß, dass du untertreibst. Niemand hat so viel Wissen wie du, Anubisjünger.«
    »Mag sein, aber was die Lamien angeht, ist mein Wissen verdammt unterentwickelt. Allmählich beginne ich mir zu wünschen, als Frau geboren worden zu sein.«
    »Malkuth hätte nie zugelassen, dass es zwei weibliche Lamien gibt, das weißt du«, entgegnete Malik, während er die Hände vor der Brust verschränkte und dann die Karte betrachtete, als könnte er ihr etwas entlocken, das Jared noch nicht gesehen hatte. »Außerdem war auch Ashala nicht erpicht darauf gewesen, eine Tochter zu haben.«
    »Ja, wahrscheinlich erwacht dieser Wunsch erst, wenn sie selbst des Lebens überdrüssig ist.« Seufzend griff Jared nach einer Schriftrolle, prüfte sie kurz und reichte sie dann an Malik weiter.
    »Hier, diese ist in Arabisch geschrieben. Ich glaube zwar nicht, dass sie etwas enthält, aber besser, wir prüfen alles.«
    Malik nahm sie an sich und schlug dann vor: »Vielleicht sollte ich Saul und Ashar aus ihren Betten scheuchen, damit sie uns ebenfalls helfen.«
    »Meinetwegen. Vielleicht haben wir dann noch vor Sonnenaufgang ein brauchbares Ergebnis.«
    Während Malik seine Schreibstube wieder verließ, blickte Jared seufzend auf eine Karte, die absolut nichts hergab. Aber ich werde sie mit Wissen füllen, nahm er sich vor, während er zu seiner Feder griff und einige Dinge darauf markierte.

7
    I n Calais, wo unser Schiff anlegte, trug der raue, kalte Wind neben Schneeflocken auch zahlreiche Gerüchte durch die Gassen. Das Interessanteste war, dass der König bereits seine Truppen in England zusammenzog, um gen Rouen zu marschieren. Leider kein Wort von versenkten Schiffen. Auch die Kapitäne, die nach uns hier ankamen, wussten nicht zu berichten, ob Schiffe der Königsflotte untergegangen waren. Hatte die Beschädigung nicht ausgereicht? Oder hatten die Engländer sie rechtzeitig erkannt und repariert?
    Wir nahmen eine Unterkunft in der Nähe des Hafens, wollten allerdings nicht auf das englische Heer warten und zogen eilig Erkundigungen ein, wobei uns Sayds Gold sehr gute Dienste leistete.
    So erfuhren wir, dass sich der Dauphin noch immer in Bourges befand,

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