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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Qualm, aber ich spürte, dass ihre Herzen kraftvoll schlugen. Das Elixier, das meinem Blut innewohnte, tat seine Wirkung, schon morgen würde es ihnen wesentlich bessergehen, und irgendwann würden sie vergessen haben, dass sie nur knapp der Hölle entronnen waren.
    Wie ich die beiden so ansah, fragte ich mich plötzlich, wie meine Kinder ausgesehen hätten. Hätten sie meinen feingliedrigen Leib und strohblondes Haar gehabt? Oder schwarzes wie Gabriel?
    Eine seltsame Anwandlung, die ich all die Jahrzehnte zuvor nicht verspürt hatte. Gabriels Verschwinden hatte mich verändert – nicht von heute auf morgen, sondern unmerklich, aber deshalb nicht weniger einschneidend. Ich empfand weiblicher als je zuvor, was mich noch vor einigen Jahren zornig gestimmt hätte, denn immerhin war ich die Tochter eines Wikingerfürsten, die wie ein Sohn darauf vorbereitet worden war, einen Stamm zu führen. Aber jetzt genoss ich meine Weiblichkeit, auch wenn das Trauer und Schmerz bedeutete. Trauer um Gabriel, Schmerz wegen der Kinder, die ich nie gehabt hatte.
    Ein leises Rascheln vertrieb meine Gedanken wie eine frische Brise. Da Belemoth und David genüsslich vor sich hin schnarchten, konnte es nur einer sein, der sich mir leise wie eine Katze näherte.
    »Kannst du auch nicht schlafen?«, fragte ich Sayd lächelnd, während ich einen Grashalm zwischen meinen Fingern hin und her drehte.
    »Nach dieser Aufregung ist das auch kein Wunder, oder?«
    »Du weißt doch, dass Feuer mir nichts anhaben kann.«
    »Eigentlich schon, doch was kann man schon mit Gewissheit sagen?« Geschmeidig ließ er sich neben mir auf der Decke nieder. »Du hast dir ziemlich viel Zeit gelassen.«
    »Ich habe sie nicht auf Anhieb gefunden. Und ich wollte sie auch nicht dem Tod überlassen.«
    »Du hast ihnen also …« Bevor er den Satz beenden konnte, legte ich ihm einen Finger auf die Lippen und nickte ihm stumm zu. Immerhin wussten wir nicht, wie gut der Schlaf der Eltern war.
    »Mir blieb nichts anderes übrig. Aber wie du siehst, hat es geholfen.«
    »Allah sei Dank. Du weißt, dass es nicht in unserer Macht steht, Tote wieder zum Leben zu erwecken.«
    »Die Kinder waren nicht tot. Wären sie es gewesen, hätte ich es nicht versucht.«
    Ich lächelte Sayd zu. Warum nur sah er so besorgt aus? Niemandem war etwas passiert, im Gegenteil – mir war es gelungen, zwei Kinder vor dem Tod zu bewahren.
    »Ich hatte Angst, du würdest verbrennen«, gestand er mir, die Augen plötzlich golden aufleuchtend.
    »Du weißt doch, dass das nicht passiert. Ich bin schon einmal durchs Feuer gegangen.«
    »Aber damals …« Er stockte, als fürchte er, das Falsche zu sagen.
    »Damals wusstet ihr gar nicht, dass ich es kann. Warum machst du dir eigentlich Sorgen?«
    »Weil ich schon einmal gesehen habe, wie eine Lamie stirbt. Und weil ich nicht will, dass du dasselbe Schicksal erleidest. Du bist zu kostbar, du bist …«
    Wieder stockte er, doch seine Augen loderten wie das Herz einer Flamme. Vielleicht lag es an dem Gold rings um seine Pupillen, vielleicht auch an seinem Blick, der beinahe flehentlich geworden war, als ersehnte er Erlösung von mir. Als er sich vorbeugte und unsere Gesichter nicht mal einen Fingerbreit voneinander entfernt waren, strich ich mit der Nase über sein Gesicht, sog seinen Geruch ein – Holz, die Frische der Nacht und das Leder seines Wamses –, verweilte an seinem Mund.
    Beinahe erstaunt sah er mich an, dann beugte er sich vor und küsste mich mit einer Leidenschaft, die nicht einmal Gabriel gezeigt hatte, wenn wir uns liebten. Beinahe verzweifelt zog er mich an sich und als unsere Lippen sich wieder trennten, schmiegte er zärtlich seine Wange an meine.
    »Du ahnst nicht, wie lange ich darauf gewartet habe«, flüsterte er. »Seit ich dich zum ersten Mal sah, brannte meine Seele vor Verlangen nach dir. Ich habe mich stets zurückgehalten, weil …« Er stockte.
    »Weil ich Gabriel liebe.«
    Verletzt blickte er mich an. Aber ich wollte offen zu ihm sein. Ich liebte Gabriel noch immer, wahrscheinlich würde ich ihn immer lieben. Das änderte nichts an meinen Gefühlen für ihn, Gefühle, die anders waren als für Gabriel, die jedoch während all der Jahre stärker geworden waren.
    »Ja, weil du ihn liebst.« Sanft strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Aber er ist nicht hier und du trauerst schon so lange um ihn. Lass mich dein Beschützer sein, dein Begleiter, zumindest so lange, bis er wieder da ist.«
    »Und damit könntest

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