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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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wenn es nicht gerade ein Haus ist, so seid ihr uns willkommen.«
    Im gespenstischen Schein des brennenden Hauses saßen wir vor dem großen Zelt, das Sayd und Belemoth provisorisch errichtet hatten. Die Kinder hatten wir drinnen auf Decken gebettet, erschöpft von den Schrecken der vergangenen Stunden schliefen sie tief und fest. Auch ihre Mutter verabschiedete sich schon bald zur Nachtruhe, nachdem ich ihr versprochen hatte, nach ihren Kindern zu sehen und sie zu wecken, sollte ich etwas Ungewöhnliches bemerken.
    Nur der Vater saß mit uns vor dem Zelt und sah zu, wie die Flammen langsam kleiner und weniger wurden. Er hatte die ganze Zeit über nicht viel gesagt, aber in seinen Augen spiegelten sich Zorn und Hass ebenso wie Scham darüber, dass er nicht in der Lage gewesen war, seine Familie zu schützen.
    »Du solltest dich zur Ruhe begeben«, sagte David, während er hinter ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte. »Es war ein schlimmer Tag.«
    Weder antwortete der Mann darauf, noch wandte er den Blick von der qualmenden Ruine ab oder erhob sich. Fast schien es, als würden ihn die Worte nicht erreichen. Doch schließlich sagte er: »Ich kann nicht glauben, dass ich alles verloren habe. Was soll jetzt aus meiner Familie werden? All die Jahre Arbeit sind in Rauch aufgegangen. Ich wünschte, wir wären in den Flammen umgekommen.«
    »Sag das nicht«, entgegnete David, während er sich vor den Mann hockte, um ihm in die Augen zu sehen. »Du hast etwas sehr Kostbares behalten – deine Familie.«
    »Eine Familie, die verhungern wird, denn ich kann ihr weder ein Heim noch etwas zu essen bieten!«
    Als David ihm die Hand auf den Unterarm legte, zuckte der Mann zusammen. Zunächst dachte ich, dass er David zurückstoßen wollte, doch dann entspannte er sich wieder.
    »Dann wirst du dafür sorgen müssen, dass sie nicht verhungert. Du bist für deine Frau und deine Kinder verantwortlich und musst für sie sorgen.« Er holte tief Luft und ich ahnte bereits, was er als Nächstes sagen würde. »Ich habe meine gesamte Familie im Krieg verloren. Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit, sie in Sicherheit zu bringen. Doch ihr seid dem Tod entronnen. Gott hat euch geprüft, doch er hat seine Hand auch schützend über euch gehalten. Ihr werdet ein neues Leben beginnen. Ich musste es tun, ohne den Trost meines Weibes und meiner Kinder.«
    Dieses Geständnis veränderte etwas im Gesicht des Mannes. Sein Kinn begann zu zucken, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Tränen flossen über seine Wangen und tropften von seinem Kinn.
    David betrachtete ihn ruhig, zog die Hand nach einer Weile zurück. »Gibt es einen Ort, an den ihr gehen könnt?«, fragte er schließlich vorsichtig.
    »Das weiß ich noch nicht. Um meiner Frau und Kinder willen müsste ich eigentlich das Land verlassen, doch ich bin ein einfacher Mann. Wir haben Bekannte in Domrémy, vielleicht können wir bei ihnen unterkommen.«
    »Dann werden wir euch ein Stück des Wegs begleiten.« David blickte zu Sayd, der daraufhin nickte. Doch der Mann sah sich immer noch nicht um.
    »Ich frage mich, wie Gott es zulassen kann, dass unser Land von diesen Barbaren heimgesucht wird. Und warum er nichts dagegen tut.«
    Jetzt blickte David zu mir.
    »Es gibt einen Grund, warum wir in dieser Gegend sind«, sagte ich schließlich, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Sayd nichts dagegen hatte. »Wir sind im Namen des Dauphin unterwegs.«
    Die Augen des Mannes weiteten sich. »Ihr seid Leute des Dauphin?«
    »Ja, allerdings«, antwortete Sayd. »Wir haben den Prinzen in Sicherheit gebracht. Und nun wollen wir verhindern, dass die Engländer in Rouen einfallen. Hast du vielleicht etwas mitbekommen, haben die Söldner geredet?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, die wollten uns nur ausrauben, nichts weiter. Hätte ich gewusst, dass sie sich nicht abweisen lassen, hätte ich ihnen alles gegeben.«
    »Das hätte dich nicht davor bewahrt, dass sie dir das Haus über dem Kopf anzünden«, entgegnete ich. »Und jetzt sollten wir uns besser zur Ruhe begeben, der Morgen wird nicht lange auf sich warten lassen und vor uns allen liegt ein langer Weg.« Ich blickte zu meinen Kameraden, die meiner Meinung zu sein schienen, denn David erhob sich und strebte seinem Lager zu.
    Während die anderen tief und fest schliefen, wachte ich in der Nacht noch lange bei den Kindern. Die Kleinen hatten eine Weile sehr schlimm gehustet, auch jetzt rasselten ihre Lungen noch von dem heißen

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