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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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du leben?«, fragte ich ihn und verspürte auf einmal eine grausame Lust, ihn auf die Probe zu stellen. »Wenn er zurückkehren würde, könntest du damit leben, dass ich mich wieder ihm zuwende? Oder würdest du ihm die Wahrheit sagen? Um mich kämpfen?«
    Sayds Miene verschloss sich. Nur seine goldenen Augen flackerten. »Sollte er je wiederkehren, werde ich dir die Entscheidung überlassen, sayyida , und sie hinnehmen. Gabriel ist mein Freund, er wird es immer bleiben, ein Kampf ist also ausgeschlossen. Außerdem … Noch haben wir nichts getan, für das wir uns vor ihm rechtfertigen müssten.«
    Stimmte das? Verwirrt wich ich zurück und wünschte mir auf einmal, dass dies nicht geschehen wäre.
    Warum nur hatte ich es zugelassen?
    Weil mein Leib und meine Seele ebenfalls wussten, wie lange ich schon trauerte. Und weil sie sich offenbar dazu entschlossen hatten, meinen Verstand davon in Kenntnis zu setzen. Dennoch, ich konnte dem Brennen in meiner Brust nicht nachgeben, sosehr ich mich auch danach verzehrte.
    »Wir sollten uns zur Ruhe begeben«, entgegnete ich, denn ich wusste in diesem Augenblick nichts anderes zu sagen.
    Sayd nickte, senkte den Kopf und wandte sich ab.
    Während ich ihm nachsah, spürte ich seinen Kuss immer noch auf meinen Lippen, und am liebsten wäre ich ihm nachgelaufen und hätte ihn in meine Arme gezogen, doch ich konnte nicht, denn ich glaubte fest daran, dass Gabriel noch am Leben war – ich konnte ihn einfach nicht verraten.
    Wie eine gewöhnliche Sterbliche schlief ich in dieser Nacht sehr unruhig. Im Traum sah ich Gabriel im Nebel stehen, an einem großen Wasser. Sehnsüchtig blickte er in die Ferne, doch zu meinem Erschrecken wirkten seine Augen leer, als hätte er jegliche Erinnerung verloren.
    Ich versuchte, zu ihm zu gelangen, bemerkte aber, dass ich auf einem vollkommen schlammigen Untergrund stand, der mich beim ersten Schritt verschlingen würde.
    Mein Vater glaubte immer, dass durch die Nebel der Träume unsere Ahnen versuchten, uns zu erreichen und von Wallhall zu erzählen.
    Bedeutete mein Traum, dass Gabriel doch dort war? Wollte er mich erreichen, mir sagen, dass er nicht zurückkommen wird?
    Zitternd erhob ich mich und schlang meine Arme um meinen Leib. Ringsherum war alles still, nur ein einsames Käuzchen rief durch die Nacht. Der Brandgeruch war weniger geworden, offenbar hatte der Wind gedreht.
    Zunächst wusste ich nicht, wohin ich meinen Blick richten sollte. Es gab nichts, womit ich das Bild, das immer noch auf meiner Netzhaut brannte, vertreiben konnte. Der Mond versteckte sich hinter dicken Wolken, deren Konturen er zwar zum Strahlen brachte, aber er schaffte es nicht, sein Licht zwischen ihnen hindurch zu senden.
    Ich hatte geglaubt, dass die Unruhe in meinem Herzen von allein weniger werden würde, doch sie verging einfach nicht. Zuerst wollte ich, um meine Pein zu lindern, zu Sayd gehen, mich an seinen Rücken schmiegen und mich von seiner Ruhe anstecken lassen. Doch nach dem Kuss erschien mir das nicht richtig, denn damit hätte ich nur seine Hoffnungen von Neuem angefacht. Ich wollte ihn als meinen Freund, als meinen Bewacher nicht verlieren. Also kuschelte ich mich wieder unter meine raue Decke und starrte zu den Wolken hinauf. Ach, Gabriel, wo bist du nur? Warum hast du trotz der langen Zeit nicht zu mir zurückgefunden?
    Irgendwann schien mich der Schlaf doch noch in seine Arme zu ziehen und meine Gedanken zu verschlingen.
    Gegen Morgen schreckte ich auf, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Zunächst dachte ich, dass es Sayd wäre, doch als ich mich umwandte und die Augen aufschlug, blickte ich in das Gesicht der Frau.
    So besorgt, wie sie wirkte, dachte ich zunächst, dass etwas mit ihren Kindern geschehen sei.
    »Was gibt es?«, fragte ich, während ich mich aufsetzte. »Ist euren Kindern nicht wohl?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, es geht ihnen gut. Ich wollte Euch nur etwas sagen, bevor mein Mann erwacht.«
    Gespannt, was ihr Gatte nicht hören sollte, setzte ich mich auf und strich die Decke von den Schultern. Der eisig kalte Morgenwind strich unangenehm über meinen Hals, doch der Frau schien er nichts auszumachen. Ein wenig ängstlich blickte sie sich um, doch ihr Gatte schlief noch immer tief und fest auf seinem Lager.
    »Ich habe gestern zufällig mit angehört, dass Ihr auf Seiten des Dauphin seid.«
    Offenbar war ihr Schlaf doch nicht so fest gewesen, wie ich angenommen hatte. Hatte sie etwa noch mehr mitbekommen?
    Ich

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