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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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ließ mir meine Beunruhigung nicht anmerken.
    »Ich weiß, an wen Ihr Euch wenden müsst, wenn Ihr wirklich etwas ausrichten wollt.«
    Nun war ich gespannt, denn woher sollte eine einfache Bauersfrau von einem so abgelegenen Gehöft an Wissen kommen, das selbst ihr Gatte nicht hatte?
    »Dann sprich, was können wir tun?«
    Noch einmal blickte sich die Frau zu ihrem Mann um, dann flüsterte sie: »Wenn Ihr wirklich die Engländer schwächen wollt, solltet Ihr in Rouen nach Renaud, dem Schmied, fragen, der wird euch helfen. Wir alle hassen die Engländer, je eher sie besiegt werden, desto besser ist es für uns alle.«
    »Wir werden tun, was in unserer Macht steht, das verspreche ich dir.« Ich griff nach ihrer schwieligen Hand. »Ich danke dir für deinen Rat.«
    »Es ist das Wenigste, was ich tun kann, um mich für die Rettung meiner Kinder zu bedanken.« Mit einem etwas unsicheren Lächeln erhob sie sich wieder und kehrte dann zu ihrer Familie zurück.
    Nun, es war nicht viel, aber besser als nichts. Einen Verbündeten konnten wir dringend gebrauchen. Ich würde Sayd davon in Kenntnis setzen, sobald er auf den Beinen war.
    Dass außer mir nur Marie wach zu sein schien, nutzte ich, um mein Pferd zu tränken und mir dann selbst den Schlaf aus den Augen zu waschen. Dabei vernahm ich ringsherum das Erwachen der Morgenvögel. In dem dichten Nebel, der die Baumkronen einhüllte, konnte ich sie freilich nicht ausmachen, aber ihre Gegenwart wirkte irgendwie tröstlich auf mich.
    Mit meiner morgendlichen Einsamkeit war es allerdings schon bald vorbei, wie ich an dem Knacken eines Astes hinter mir erkannte.
    »Hattest du eine gute Nacht?«, fragte Sayd, als er neben mich trat. Zunächst wagte ich kaum, ihn anzusehen, doch dann fasste ich mir ein Herz und wandte mich ihm zu.
    »Sie war nicht gut«, gestand ich ihm, während ich fast schon ängstlich nach Anzeichen von Groll in seinem Blick suchte. »Ich habe von Gabriel geträumt.«
    »Hm«, machte Sayd und nickte. »Es tut mir leid. Ich hätte mich zurückhalten sollen.«
    »Dein Kuss … Meine Unruhe hat nichts damit zu tun«, entgegnete ich. »Mein Volk glaubt, dass, wenn jemand in unseren Träumen durch den Nebel kommt, er eine Botschaft aus dem Jenseits schickt.« Wieder war der Schauer da, wie Eis zog er sich an meinem Rückgrat hinab. Ich konnte nicht verhindern, dass Tränen aus meinen Augen quollen und über meine Wangen liefen.
    Sayd zögerte zunächst, legte dann aber den Arm um mich.
    »Er ist nicht tot. Du hast gesehen, wie es uns unter Wasser ergangen ist. Das Elixier schützt uns sehr lange …«
    »Und wenn er zu lange im Wasser war?«
    »Bei uns gibt es wohl kein zu lange . Schlimmstenfalls hat ihn das Elixier verändert, doch es ist wie bei den Schlafenden. Es muss eine sehr lange Zeit vergehen, bis unsere Lebensquelle versagt. Einhundert Jahre sind da nicht genug.«
    Ich hoffte, dass er recht hatte, und war froh darüber, dass ich in seinem Gesicht keine Erwartung mehr sah. Doch seltsam verwirrend war es doch, ihn zu sehen, denn unweigerlich kehrte die Erinnerung an unseren Kuss zurück, die einen Schauer über meinen Leib schickte.
    Rasch wandte ich mich ab und vermied dabei, ihn anzusehen.
    »Marie war vorhin bei mir«, fuhr ich fort, während ich mit dem Finger ein paar Tautropfen auffing, die an einem Zweig herabrannen. »Sie sagte, dass wir in Rouen einen Schmied namens Renaud finden würden, der uns helfen könnte.«
    »Renaud«, entgegnete er, worauf ein grimmiges Lächeln auf seinem Gesicht erschien. Auch er erinnerte sich an den so überheblichen wie grausamen rothaarigen Kreuzfahrerfürsten, der von den Arabern nur »Brins Arnat« genannt wurde und dessen Knochen mittlerweile im Wüstensand verrotteten. »Wollen wir hoffen, dass er bessere Wesenszüge hat, als sein Namensvetter.«
    »Laut Marie ganz bestimmt. Und sein Nachname lautet auch nicht de Chatillon, was mir doch Hoffnung macht.« Wir lächelten uns an, dann setzte ich hinzu: »Und wir könnten wirklich Hilfe gebrauchen, wenn wir die Menschen vor dem Schlimmsten bewahren wollen.«
    »Wir werden die Invasion nicht aufhalten können, das weißt du.«
    »Aber so viele wie möglich retten.«
    Jetzt griff Sayd nach meiner Hand und legte sie sich an die Wange. »Das werden wir, sayyida , ich verspreche es dir.«
    Nachdem wir in Windeseile unser Lager abgebaut hatten, sahen wir noch einmal nach der Ruine. Das Wohnhaus war vollkommen zerstört, aber in der Scheune hatten die Söldner noch einiges

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