Das Herz der Kriegerin
vor ihre beiden Kinder trat und mit einem traurigen und gleichzeitig liebevollen Ausdruck im Gesicht ihre Köpfe streichelte, stiegen mir Tränen in die Augen. Rasch senkte ich meine Lider wieder. Es zerriss mir das Herz, dass sie trotz allem ihre Kinder würde begraben müssen.
»Wie ist es eigentlich zu dem Feuer gekommen?«, fragte ich, während ich meinen Blick über das dunkle Gras schweifen ließ, in der Hoffnung, dass das lavendelfarbene Leuchten in meinen Augen bald aufhören würde.
»Söldner«, sagte sie bitter.
»Was wollten sie von euch?« Mein Blick huschte über das Gesicht des Mädchens vor mir. Allmählich müsste mein Elixier doch Wirkung zeigen …
»Was diese Banden so wollen.« Eine Zornesfalte erschien zwischen ihren Augenbrauen. »Vieh, Brot, Bier … Ich habe Armand verboten, ihnen frech zu kommen, doch mein Mann drohte ihnen leichtsinnig Prügel an, worauf sie abzogen. Aber kaum dämmerte es, kamen sie zurück, steckten das Haus an und nahmen all unser Vieh mit. Diese verdammten Bourguignons …«
Burgunder! Ich hätte eher gedacht, dass dies das Werk von Engländern wäre …
Plötzlich hustete eines der Kinder. Überrascht blickte ich es an. Der Körper des Mädchens bäumte sich auf, nach einer Weile riss sie die Augen auf. Rasch beugte ich mich über die Kleine und drehte sie ein wenig herum, um ihr das Husten zu erleichtern. Brauner Schleim floss aus ihrem Mund, offenbar war das der ganze Qualm, den sie eingeatmet hatte.
Die Mutter schlug sich mit einem erstickten Laut die Hand vor den Mund, während sie mich ungläubig ansah. Ich dankte still dem Elixier in meiner Brust und hoffte, dass es reichen würde, denn das Mädchen würgte und stöhnte, als müsste sie ersticken.
Im nächsten Augenblick regte sich auch der Junge wieder. Sein Aufbäumen war etwas heftiger, und als er die Augen aufriss, war das Weiß dunkelrot geädert. Kam das von meinem Blut?
Wenig später husteten beide Geschwister um die Wette, worauf die Frau ihrem Sohn in ähnlicher Weise zu Hilfe kam wie ich dem Mädchen. »Gott segne Euch!«, sagte sie, während sie dem Jungen über das Haar strich. »Ich weiß gar nicht, wie ich das wiedergutmachen soll.«
»Das brauchst du nicht. Ich bin froh, dass ich deinen Kindern helfen konnte.«
Die Geschwister brauchten noch eine Weile, bis ihre Lungen wieder gesäubert waren. Als ihre Körper schließlich zur Ruhe kamen, wiegte ich das Mädchen auf meinem Arm und blickte dann zum ersten Mal wieder zu meinen Gefährten hinüber. Sie standen da wie angewurzelt, hatten sich noch kein Stück von ihren Pferden entfernt.
Erst als sie meinen Blick sahen, entspannte sich ihre Haltung ein wenig. David ging zu dem Mann, der noch immer nicht zu glauben schien, was er da sah. Nach einer Weile kam Sayd zu uns herüber.
»Die Kinder leben«, erklärte ich ihm schon von Weitem. »Sie haben ein wenig Rauch geschluckt, aber ihre Herzen sind stark.«
Sayd nickte, doch sein Blick verriet mir, dass er mir kein Wort glaubte. Er ahnte, dass nicht die starken Herzen für das Überleben der Kinder verantwortlich waren.
»Es hätte wohl keinen Sinn mehr, das Haus zu löschen«, sagte er dann und deutete auf das Flammenmeer, in dem man erkennen konnte, dass der Dachstuhl sowie die vordere Fassade des Hauses inzwischen zusammengebrochen war. In meiner Anspannung hatte ich das Krachen und das Aufstieben der Funken nicht mitbekommen.
»Es waren burgundische Söldner«, erklärte ich. »Vielleicht kann der Hausherr dir mehr darüber erzählen.« Ich blickte zu der Frau, die vor lauter Glück, ihre Kinder zurückzuhaben, nichts um sich herum mitzubekommen schien.
»Ich glaube, dem hat es die Sprache verschlagen, als du aus den Flammen gekommen bist. Er hat dich wahrscheinlich genauso für verloren gehalten wie seine Kinder.«
Ich bedeutete Sayd mit einem Kopfschütteln, dass er von dem Thema ablassen sollte. Er atmete tief durch, rieb sich das Kinn und sagte dann: »Wir sollten in der Nähe unser Lager aufschlagen, findest du nicht?«
»Und wenn die Söldner wiederkommen?«
»Das werden sie sicher nicht. Und wenn doch, werden wir sie ein wenig Benehmen lehren.« Damit stapfte er los. Als ich meinen Blick dem Mädchen zuwandte, bemerkte ich, dass sie mich schon die ganze Zeit über beobachtet hatte. Ich lächelte ihr zu, streichelte ihre Wangen und erhob mich dann.
»Wenn ihr mögt, könnt ihr heute bei uns übernachten. Wir wollten ohnehin unser Lager in der Nähe aufschlagen und auch
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