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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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zurückgelassen, das die Familie gebrauchen konnte.
    David reparierte den Dreschflegel und zeigte Romuald, wie er ihn als Waffe gegen Wölfe, Söldner und anderes Gesindel einsetzen konnte. Bei seinen ungelenken Bewegungen befürchtete ich zwar, dass aus dem Mann nie ein großer Kämpfer werden würde, aber vielleicht würde es ihm ein wenig mehr Sicherheit geben. Allerdings ermahnte Sayd ihn sogleich, dass er, seiner Familie zuliebe, dem Ärger besser aus dem Weg gehen sollte.
    »Flieht, wenn ihr Reiter kommen hört, gegen viele seid ihr machtlos.«
    »Das werden wir«, antwortete Marie und nahm ihren Mann, in dessen Augen ein zorniges Leuchten erschien, bei der Hand. Ihre Kinder schmiegten sich an ihren Rock und sahen mich mit großen Augen an, als wüssten sie, wem sie ihr Leben zu verdanken hatten. Oder hatte mein Blut eine Spur in ihnen hinterlassen? Nein, das war unmöglich. Mein Blut heilte nur, veränderte die Menschen aber nicht.
    »Sollten uns die Söldner über den Weg laufen, werden wir kurzen Prozess mit ihnen machen«, raunte Sayd mir zu, als wir zu den Pferden gingen.
    »Du willst sie angreifen?« Seit unserem Eid in el-Nefud hatten wir keine Menschen mehr von uns aus angegriffen.
    »Nein, wir warten darauf, dass sie angreifen. Und das werden sie, verlass dich drauf!«
    Ich brachte dem Gesindel, das mordend und plündernd durch die Lande zog, keinerlei Sympathie entgegen, doch in diesem Augenblick wünschte ich, dass sie einen großen Bogen um uns machen würden – zumindest solange die Frau und die Kinder bei uns waren, denn diese sollten nicht sehen, wie wir mit ihnen umsprangen.
    Nachdem wir auch die letzten Habseligkeiten aus der Scheune zusammengepackt hatten, bemerkte ich Maries Sohn neben meinem Pferd. Der Kleine sah mich mit großen Augen an und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum.
    Ich lächelte ihm freundlich zu, froh darüber, dass er wieder genesen war. Sogar ein rosiger Schimmer lag jetzt auf seinen Wangen.
    »Was gibt es denn?«, fragte ich, während ich vor ihm in die Hocke ging und sanft durch sein Haar wuschelte.
    »Das ist ein schönes Pferd«, sagte er, doch anstelle des Tieres blickte er unverwandt mich an.
    »Danke«, sagte ich.
    »Ich heiße Michel«, erklärte er, wobei mir auffiel, dass ich auch den Namen seiner Schwester nicht kannte. Aber der kleine Bursche füllte meine Wissenslücke rasch auf.
    »Mama hat erzählt, dass du mich und Julie aus dem Feuer geholt hast. Du sollst noch mutiger gewesen sein als Papa.«
    Das machte mich ein wenig verlegen. Wenn ich zustimmte, stellte ich seinen Vater als Feigling dar, und das wollte ich nicht, denn kein normaler Mensch hätte ins Feuer gehen können wie ich.
    »Dein Papa ist auch sehr mutig. Ich vertrage nur das Feuer etwas besser als er.«
    »Warum?«
    Tja, was sollte ich ihm darauf antworten? Ich grübelte eine Weile, während seine Augen prüfend auf mir lagen. Hatte er vielleicht durch seine Bewusstlosigkeit hindurch doch etwas mitbekommen?
    Auf einmal kam mir eine Idee.
    »Weil ich aus einem sehr heißen Land komme. Dort gibt es eine Wüste, die genauso heiß ist wie das Feuer. Die Menschen, die an ihrem Rand leben, sagen, dass sie der Kessel Gottes sei.«
    Die Augen des Jungen weiteten sich beeindruckt. »Und wo liegt dieses Land?«
    »Ganz weit im Süden – viele, viele Meilen von hier entfernt.«
    »Kann ich in das Land mitkommen?«
    »Wenn du groß bist, vielleicht. Aber jetzt musst du bei deinen Eltern und deiner Schwester bleiben. Julie wäre sehr traurig, wenn ich dich mitnehmen würde, nicht wahr?«
    Da schossen auf einmal seine zarten Arme vor und schlangen sich um meinen Nacken. »Ich werde dich nie vergessen«, wisperte er an meinen Hals, worauf ich zunächst nur nach Luft schnappen und nichts sagen konnte, denn das Kind an meiner Brust weckte seltsame Empfindungen in mir. Empfindungen, die wohl auch seine Mutter hatte, wenn sie ihn umarmte. Lag das an meinem Blut, mit dem ich ihn geheilt hatte? Kurz wallte Sorge in mir auf, dass es doch Spuren in seiner Seele hinterlassen haben könnte, doch ich beruhigte mich damit, dass das auch bei anderen, die ich geheilt hatte, nicht der Fall gewesen war.
    »Ich vergesse dich auch nicht. Gib deiner Schwester einen Kuss von mir, ja?«
    Michel sah mich mit leuchtenden Augen an, drückte mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich wieder los. Dann lief er unbeschwert zu seiner Mutter zurück, die sich gerade mit David unterhielt.
    Wie vom Donner gerührt sah ich ihm nach

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