Das Herz der Kriegerin
zwar nicht dringend, aber wenn Ihr noch ein Stück reiten wollt, würde ich Euch dazu raten.«
»Tut, was Ihr für richtig haltet«, entgegnete Sayd und reichte ihm dann ein paar Münzen aus seinem Geldbeutel. Der Schmied prüfte die Geldstücke mit einem kurzen Biss, dann nickte er und wandte sich um.
Das Beschlagen der Pferde ging recht schnell vonstatten, und ich ertappte David dabei, dass er ganz genau hinsah, wie der Schmied den Hammer führte. Auch Belemoth bemerkte das und grinste spöttisch in sich hinein.
Als der Schmied fertig war und erneut zu uns kam, erhob sich Sayd und sagte unverblümt: »Eine gute Freundin erzählte uns, dass Ihr nicht sonderlich gut zu sprechen seid auf die Engländer.«
Schrecken trat in den Blick des Schmieds. »Wer sagt so etwas?«
»Ihr Name war Marie, wir haben sie und ihren Mann Romuald auf dem Weg getroffen«, setzte David hinzu. »Sie meinte, dass wir bei Euch Hilfe bekommen können.«
Der Mann wirkte noch immer misstrauisch. Seine Hand zuckte, als wollte er gleich nach seinem Hammer greifen und uns damit eins überziehen.
»Wir haben ihre Kinder aus dem Feuer gerettet.« Ich lächelte ihn gewinnend an. »Wir wollen Euch nichts Böses. Aber wir könnten dringend Hilfe gebrauchen. Es kommen schwere Zeiten auf Eure Stadt zu.«
Der Mann presste die Lippen zusammen und blickte mich prüfend an. Ich hielt seinem Blick unverwandt stand, denn er sollte merken, dass wir es ehrlich meinten.
Schließlich sagte er: »Kommt mit ins Haus. Wir sollten das nicht hier draußen besprechen.«
Wir nickten einhellig und folgten ihm dann ins Innere des Wohnhauses. Kaum hatten wir die Tür hinter uns geschlossen, zog der Schmied bemerkenswert schnell sein Schwert und richtete es auf mich. Ich wich der Klinge allerdings geschwind aus, packte den Mann beim Handgelenk und entwaffnete ihn.
»Nicht!«, rief ich Sayd zu, der seine Dolche bereits gezogen hatte, bevor das Schwert klappernd zu Boden fiel.
»Er wollte nur prüfen, ob wir es ehrlich meinen, oder?« Ich blickte den Schmied an und versuchte dabei, so ruhig wie möglich zu bleiben, damit meine Augen nicht zu leuchten begannen.
»Ihr könntet Spione sein«, entgegnete er, während er mich verwirrt musterte.
»Das sind wir nicht«, antwortete Sayd. »Und ich würde Euch dringend davon abraten, uns noch einmal anzugreifen, wir sind geübtere Krieger als Ihr.«
»Und in wessen Auftrag handelt Ihr? Etwa in dem der Burgunder?«
Diese schien er ebenso wenig zu mögen wie die Engländer.
»Wir kommen im Auftrag des Dauphin«, antwortete ich. »Wir haben ihn vor einiger Zeit nach Bourges geleitet und sollen hier in Rouen nach dem Rechten sehen. Es wird gemunkelt, dass der englische König versuchen wird, die Stadt einzunehmen.«
Jetzt entspannte sich der Schmied wieder. »Die Engländer? Wisst Ihr das genau?«
»Wir haben Kunde, dass in Plymouth eine Flotte aufgestellt wird, die Nachschub für die bereits hier befindlichen Truppen bringen soll«, erklärte Sayd, während er die Hände wachsam auf seinen Dolchen liegen ließ. »Bisher ist sie noch nicht in Calais angekommen, aber das kann sich bald schon ändern.«
»Von Calais habt Ihr ein paar Tagesritte bis hierher gebraucht«, stellte der Schmied fest. »Mittlerweile könnten sie schon auf dem Weg sein. Ich werde dann wohl besser meine Freunde benachrichtigen.«
»Heißt das, Ihr könnt uns tatsächlich helfen?«, fragte ich und beobachtete, wie ein hintergründiges Lächeln auf seinen Lippen erschien.
»Ich kann Euch helfen. Allerdings solltet Ihr Euch nicht einfallen lassen, uns zu betrügen. Ich mag vielleicht besser Schwerter schmieden können, als sie führen, aber wir sind so einige, und gegen uns alle habt Ihr keine Chance.«
Mir entging nicht, dass Sayds rechte Augenbraue amüsiert in die Höhe schnellte. Laut sagte er allerdings: »Wir haben nicht vor, Euch zu betrügen. Und wenn Ihr uns zu Euren Freunden bringt, kann ich Euch auch genau sagen, was wir wissen.«
Der Schmied streckte ihm daraufhin die Hand entgegen. »Abgemacht! Ich werde meinen Sohn zu meinen Mitstreitern schicken, bis dahin betrachtet Euch als meine Gäste. – Louise!«
In der Tür erschien die Frau des Schmieds. Offenbar hatte sie alles mit angehört, jedenfalls blickte sie ein wenig erschrocken drein.
»Louise, diese Leute hier sind unsere Gäste. Richte Ihnen die Dachkammer her und mach ein wenig mehr Suppe heute Abend.«
Die Frau nickte und zog sich dann zurück, ohne ein Wort zu
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