Das Herz der Kriegerin
Gasse ein, in der die Misthaufen fröhlich vor sich hin dampften und Schweine unseren Pferden den Weg streitig machten. Dazwischen wagte sich hin und wieder ein Mensch an uns vorbei, und mir fiel auf, dass jeder von ihnen geradezu ängstlich nach oben blickte, als erwarteten sie von ihrem Gott einen strafenden Blitz.
Allerdings war es unwahrscheinlicher, davon getroffen zu werden, als vom Inhalt eines Nachtgeschirrs. Einmal knarrte über uns ein Fensterladen und wenig später platschte doch tatsächlich stinkende Brühe auf den Boden.
»He, pass doch auf!«, rief David wütend, denn die Flüssigkeit hatte ihn nur um Haaresbreite verfehlt.
Doch da war der Verursacher bereits hinter dem Fensterladen verschwunden.
»Manchmal vermisse ich Jerusalem wirklich«, brummte David daraufhin und ließ sein Pferd ein wenig schneller laufen.
Hinter der nächsten Ecke entdeckten wir am Ende der Straße tatsächlich eine Schmiede. Gehörte sie Renaud?
Während uns weitere verwunderte Blicke trafen, lenkten wir unsere Pferde die Straße hinauf. Ein paar Hühner stoben vor den Hufen davon, ein Hund kläffte uns von der Seite an, wagte aber nicht, unseren Pferden nahe zu kommen.
Vor dem Tor der von einer niedrigen Steinmauer umgebenen Schmiede machten wir halt. Eine Katze, die träge auf den Steinen gedöst hatte, erhob sich, machte einen krummen Buckel und verschwand dann geschmeidig hinter einem kleinen Nebengebäude.
Wir stiegen ab und führten unsere Pferde auf den Hof, der erfüllt war von Rauch und dem Klang der Hämmer auf dem Amboss. Als der Schmied unsere Anwesenheit bemerkte, hielt er inne und legte den Hammer beiseite.
»Was kann ich für Euch tun?«, fragte er, während er sich mit einem groben Lappen den Ruß von den Fingern wischte und dann auf uns zukam.
»Wir wollten Euch bitten, Euch die Hufeisen unserer Pferde anzusehen«, antwortete Sayd. »Wir haben einen recht langen Weg hinter uns.«
»So seht Ihr aus!«, entgegnete der Schmied herzlich, während er auf uns zukam. »Es wird eine Weile dauern, wenn Ihr Euch solange dort drüben hinsetzen wollt? Ich werde meine Frau bitten, Euch etwas Wasser zu bringen.«
»Das ist sehr großzügig!«
Wir saßen ab und während der Schmied seinen Gesellen herbeirief und einen Burschen, der wahrscheinlich sein Sohn war, begaben wir uns zu der grob gezimmerten Bank, die lang genug war, um mehr als vier Leuten Platz zu bieten.
»Was meint ihr?«, fragte Sayd, während er seine Glieder streckte.
»Er scheint ein tüchtiger und vor allem aufrichtiger Mann zu sein«, entgegnete David. »Ich bin zwar weder Jared noch Saul und kann nicht erkennen, ob er ehrlich ist, aber ich finde ihn nicht unsympathisch.«
»Ich glaube nicht, dass seine Freundlichkeit aufgesetzt ist«, entgegnete ich. Jetzt blickten wir zu Belemoth, der den Schmied immer noch musterte. Als er unsere Blicke bemerkte, zog er fragend die Augenbrauen hoch.
»Ich habe ihm mein Pferd überlassen«, sagte er schließlich. »Das würde ich nie tun, wenn ich einem Mann nicht vertraue.«
»Ach, deshalb zierst du dich immer so, wenn ich dein Pferd beschlagen will«, frotzelte David.
»Ich ziere mich, weil ich Angst habe, dass du die Nägel viel zu tief in die Hufe treibst«, entgegnete Belemoth.
»Das ist ein einziges Mal passiert!«, verteidigte sich David, »und zwar, als ich das erste Mal ein Pferd beschlagen habe. Ich habe das arme Ding doch gleich wieder geheilt.«
Belemoth zog dennoch eine skeptische Miene. »Du bist Waffenschmied, nicht Hufschmied. Das kann dir jederzeit wieder passieren.«
»Nun streitet euch doch nicht wegen einem Hufnagel«, mischte ich mich ein. »David wird auf der Reise ganz sicher kein Pferd beschlagen, nicht wahr?«
»Bewahre!«, gab er zurück und hob abwehrend die Hände. »Waffen halten wenigstens still, wenn man mit ihnen arbeitet.«
Bevor Belemoth dazu etwas sagen konnte, erschien eine schlanke, braunhaarige Frau, die uns einen Krug Wasser und ein paar Becher brachte. Scheu hielt sie den Blick gesenkt und reagierte auf unseren Dank nur mit einem leichten Nicken. Als sie fort war, hatte der Schmied die Inspektion der Pferde beendet. Offenbar war tatsächlich bei zwei Tieren etwas zu machen, denn er hieß seinen Gesellen, neue Eisen ins Feuer zu legen.
»Um Eure Pferde steht es noch recht gut, sie tragen hervorragende Eisen.«
Irrte ich mich, oder reckte David stolz die Brust? »Allerdings ist bei zweien das Eisen locker und zwei Eisen müssen ausgetauscht werden. Es ist
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