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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Piratenkopf aus dem Hals, fischte den Brief aus ihrem Bauch und obwohl die zerklüftete Steilwand zu seinen Füßen über siebzig Meter in die Tiefe stürzte, setzte er sich auf den melkschemelgroßen Stein, um ihn auf der Stelle zu lesen.
    Doch das war leichter gesagt als getan. Denn Hannah hatte ganz offenbar nicht vorgehabt, eine Flaschenpost zu schreiben. Deshalb hatte sie den Brief mit einem schwarzen Kajal, dem einzigen Stift, den sie bei sich führte, auf ein schwarzes Stück Stoff ihres Hemdes geschrieben.
    »Was soll das, verflucht!«, schimpfte der Junge und drehte den Stofffetzen so lange im Licht, bis das Fett des Kajals endlich leicht reflektierte. Doch er zitterte so, dass er den Brief nicht ruhig halten konnte.
    »Was soll das, verflucht! Ist das schon wieder ein Scherz?«
    Dann konnte er endlich die ersten Zeilen entziffern.
    »Nur um deine Frage vorwegzunehmen, was das Ganze hier soll: Ich verspüre nicht die geringste Lust zu scherzen! Ich hasse dich, Will. Seit drei Tagen sitze ich auf dem Gipfel der Insel, die komplett im Meer versoffen ist. So versoffen wie die Hexe, mit der du dich amüsierst. Oh, ich kenne das Biest! Aber im Moment reichen mir die anderen Biester, die um meine Füße kreisen. Ich meine die Haie und Killerwale, die mich ganz offensichtlich für den letzten Seehund halten, den es auf dieser Welt noch gibt. Deshalb beeil dich gefälligst. Denn für jede Stunde, die du bei der Hexe verbringst, vergehen hier draußen Tage und Wochen und wenn du zu spät kommst, gehe ich weg. Ich hau mit dem erstbesten Kerl ab, der hier vorbeikommt. Und sollte es Nat sein … – Oh, ich meine, Nathaniel, deinen coolen und lässigen Freund. Oder o-ha, ihr seid ja jetzt Feinde. Feinde bis auf den Tod! – … dann geh ich mit ihm und such mir zusammen mit ihm einen schnuckeligen Horizont, hinter dem’s mir gefällt.
    So long und ciao, deine Honky Tonk Hannah!«
    Will schrie nur: »Nein!« Er zerriss den Brief, warf die Fetzen in die Brandung und schleuderte die Flasche gleich hinterher. »Das glaube ich nicht!«, schrie er in den Abgrund. »Nein, das glaub ich dir nicht!«
    Da zersplitterte die Flasche am Fuß der Insel. Sie schlug auf den Felsen und einen Augenblick später hörte Will eine Stimme, die er noch niemals zuvor so geliebt hatte wie jetzt.
    »Willst du mich umbringen? Zuerst lässt du dir zehn Tage Zeit. Dann weckst du mich mit deinem Geschrei, und als ich mich sorgenvoll nach dir umschaue, erschlägst du mich mit einer Flasche. Wo hast du die denn überhaupt her? Ich hab seit Tagen nach einer gesucht.«
    »Wie bitte?« Will verstand die Welt nicht mehr. »Hannah, du bist gar nicht weg?« Er sprang in die Felswand und kletterte in Windeseile die Stufen hinab. »Du bist gar nicht weg!« Er lachte vor Freude.
    »Verfuchst!«, fluchte Hannah und äffte ihn nach: » Du bist gar nicht weg! Oh Mann, wo soll ich denn hingehen? Und – verflucht noch mal – wie? Wie, zum Teufel, soll ich denn weggehen?«
    »Nein, das sollst du gar nicht!«, lachte der Junge. »Und du hast mir auch keinen Brief geschrieben. Die Flaschenpost war nur eine Falle der Hexe!«
    »Was für einen Brief in welcher Flaschenpost, he?« Hannah stand direkt unter Will am Strand in einer Bucht. »Davon träumst du wohl, Otto, dass ich dir auch noch schreibe?! Hast du vielleicht von dem Rum getrunken? Dann wirst du verrückt. Denn den brennt unsere Jay-Nice aus ihren milchigen Maden. Ich glaub, ich muss kotzen!«
    »Und ich will keinen Brief!« Will lachte noch immer. »Du musst mir nie wieder eine Flaschenpost schicken.«
    Er sprang die letzten Meter zu Hannah hinab. »Ich brauch das doch nicht, wenn du bei mir bist.«
    »Hey, einen Moment!«, wehrte sich die überraschte Piratin, doch Will ignorierte sie und schaute sich um.
    Die Bucht lag nach Süden. Die Sonne schien auf das spiegelglatte windstille Meer und dessen kaum wahrnehmbare Dünung plätscherte an den Strand aus weißem Sand. Hier wuchsen zwei Palmen und wenn die auch so windschief dastanden wie der Windschiefe Cutter, boten sie doch genug Halt für eine Hängematte.
    »Wo hast du die her?«, staunte der Junge, der nur eine Hose trug, warf sich sofort in die Matte hinein, streckte und reckte sich. »Ja-mahn, so lässt es sich leben. Hier können wir es aushalten.«
    »Wie bitte? Wer?« Hannah kniff die Augen zusammen. »Wen meinst du mit wir ? Und was meinst du damit, dass ich dir nicht mehr schreiben muss?«
    »Wieso solltest du das?«, fragte Will überrascht.

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