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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Hältst du mich wirklich für so ein Biest?«
    Sie trat durch die Tür und sah wunderbar aus. Sie trug einen Poncho aus petrolgrünem Kaschmir, rauchgraue Stiefel bis über die Knie und einen Rock aus blauen Federn. Die passten zum Indigoblau ihrer Haut. Ihre kurzen strähnigen Haare waren mit Ketten geschmückt und die fielen als Zöpfe aus Smaragd und Opal auf ihre Schultern.
    »Du bist wirklich gemein!«, schmollte Jay-Nice, nahm eine Olive, sog sie genüsslich durch die Lippen, zerkaute sie langsam und bedächtig und spülte das Ganze mit einem Schluck Rum herunter.
    »Die sind doch vorzüglich! Mhm, und die Tomaten!« Sie biss in eine hinein und kaute sie lachend mit vollem Mund. Der Saft der Tomaten lief ihr dabei übers Kinn. »Die sind ein Gedicht. Oder hast du vielleicht schon mal bessere gegessen?«
    Sie hielt ihm den R est der Tomate hin, doch Will lehnte ab.
    »Hey!«, brummte Jay-Nice. »Seit wann ekelst du dich vor mir? Da ist doch nur meine Spucke dran. Tja, und die hat dich kein bisschen gestört, als du mich darum gebeten hast, dir am Ufer des Sees auf der Wiese mit den Blumen unter den Sternenbildern der Piraten, das …« Sie machte eine verschmitzte Pause. »… das Küssen beizubringen. Küsse, mit denen du Hannah heute Nacht erobern willst!«
    Sie schnalzte begeistert mit der Zunge und Will wurde bleich. Ihm konnte gar nicht mehr übler werden und vielleicht lag es daran, dass Jay-Nice Jo-P-Lin deshalb jetzt Mitleid mit ihm bekam.
    »Du kannst mir vertrauen!«, sagte sie freundlich und strich ihm dabei übers Haar. »Hier draußen ist alles so echt, wie es aussieht, und falls dir mein Wort nicht ausreichen sollte, lass ich dir gern eine Mau-Mau da. Die fressen Maden, egal wie sie aussehen.« Sie hielt ihre Flasche vor die Nase des Tiers, worauf diese sofort ins Glas hineinbiss.
    »Siehst du!«, seufzte die Hexe zufrieden. »Und jetzt wünsch ich dir Spaß. Koch ihr was Feines und zeig ihr, dass Liebe durch den Magen geht.«
    Sie tätschelte ihn und war schon auf dem Weg zur Tür, da drehte sie sich noch einmal um.
    »Genau das hat Hannah nämlich auch gemacht.« Sie grinste hinterhältig und giftig zugleich. »Ich meine, als sie hier war, um den Test zu bestehen. Da hat sie für ihn gekocht. Du weißt, wen ich meine.«
    Will spürte die Eifersucht wie eine glühende Klinge, die Jay-Nice in seinem Herzen umdrehte. Dann war er allein. Er wartete, bis sich sein Herzschlag beruhigte. Er atmete langsam und konzentriert. Dann warf er einen Blick auf die Flederkatze. Die wirkte gelangweilt. Sie steckte ihren Totenkopfschädel unter die Schmetterlingsflügel und weil das die Garantie dafür war, dass es hier keine Bakten gab, schöpfte Will Mut und begann fleißig und giermadenfrei zu kochen.
    Unterdessen stand Hannah bewegungslos auf dem Gipfel von Rum Bottle Bottom und spähte zum westlichen Horizont. Sie stand da wie ein schlafender Pinguin – oder nein, besser: Sie stand da wie ein Erdhörnchen, das Wache hält. Denn innerlich hielt sie das Warten nicht aus. Sie musste hier weg und das auf jeden Fall noch vor Einbruch der Dunkelheit. Auf gar keinen Fall durfte sie diese Nacht hier mit Will verbringen. Deshalb begann sie schon am Nachmittag nervös auf der Stelle zu treten. Zwei Stunden später raufte sie sich die Haare und zerbiss ihre Unterlippe. Ab halb acht, als die Sonne fast schon den Horizont berührte, presste sie die Fingernägel in ihre Handballen, bis die Haut aufsprang und dabei brabbelte sie wirres Zeug.
    »Ein Red Red Snapper, nein eine Frau. Ich meine natürlich, eine Piratin. Eine Piratin, die keine Braut ist. Keine Piratenbraut, die ich hasse. Wenn die keinen Kerl hat, geht’s der so schlecht wie einem Fisch ohne Laufrad. Verfuchst und verteufelt. So ist das, genau. Man braucht keinen Kerl und erst recht kein Laufrad. Auch wenn ich noch nie Laufrad gefahren bin. Ich hab keinen Schimmer, wie sich das …« anfühlt , wollte sie sagen, doch in diesem Moment entdeckte sie das Segel am Horizont.
    Das glänzende Dreieck hing schlaff im Wind und die mächtigen Ruder mussten Sisyphusarbeit verrichten. Der Einbaum aus dem Stamm eines Redwood schob sich nur schwer durch die bleiernen Wellen.
    »Oh, ich hasse die Tage, an denen der Teufel den Wind verschluckt hat.« Hannah fauchte vor Zorn. »Da steckt bestimmt diese Hexe dahinter. Hey, Jay-Nice, du alte Kupplerin! Willst du heute Nacht wieder Schicksal spielen?«
    Hannah schaute sich um. Sie wusste, dass dieses Biest irgendwo stecken

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