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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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und tanzten:
    »Hey, hey! Hey, hoh!
    Reißt euch am Riemen!
    Seid stolz auf euch, hoh!«
    Und während das Deck des Dreispitzes zum Tanzparkett wurde, traten die Damen zum Bug. Dort stand Blind Black Soul Whistle immer noch auf seine Muskete gestützt und starrte entschlossen und reglos nach Osten.
    »Hey, Blacky! Das gilt auch für dich!«, lachten die Damen, packten den Alten und wichen im selben Moment erschrocken zurück.
    »Oh, gütiger Himmel!«, hauchte Salome leise.
    Denn Blind Black Soul Whistle rührte sich nicht mehr. Die Arme, die Ophelia unter seinem Mantel spürte, waren schon steif, die Finger gefroren und die Eiskristalle bedeckten bereits sein Gesicht.
    Whistle ist tot!, schrie es in den Herzen der Damen, während die anderen weitertanzten und sangen.
    »Hey, hey! Hey, hoh!«
    Und obwohl niemand an Bord ihr Entsetzen bemerkte, wurden ihre Schreie trotzdem von einem gehört.
    Will hing über dem Rücken der künstlichen Milbe in einer der übermannsgroßen Luftblasentrauben, die sich beim Abtauchen an ihren langen und hornigen Haaren festgesetzt hatten, und raste tief unter der sonnenbeschienenen Oberfläche durch das lichtlose Dunkel des Meeres.
    Die riesige, fast einhundert Meter lange Schlange schoss mit einer Geschwindigkeit durchs Wasser, mit der noch nicht einmal das schnellste Schiff der Welt hätte mithalten können. Sie war sogar schneller als der Fliegende Rochen und die Haie, Muränen und Barrakudas konnten das Tempo nur mithalten, indem sie sich ganz eng an den schuppenbedeckten Körper schmiegten.
    Da vernahm Will den Schrei der beiden Damen. Er wusste nicht, wie. Doch er fühlte ihr Entsetzen, den Schock und die alles versteinernde Ohnmacht. Sein Herz zog sich zusammen. Seine Lungen waren wie zugeschnürt, als wollten sie alles Leben aus ihm herauspressen. Und als Will endlich wieder atmen konnte, klaffte an der Stelle, an der bis gerade eben noch sein Herz geschlagen hatte, ein offenes, pochendes, blutendes Loch. Ein Loch, eine Höhle oder ein Grab, in dem alles zertrümmert vor seinen Füßen lag, was ihm etwas bedeutet hatte.
    »Nein!«
    Der Schmerz war nicht auszuhalten und Will schrie so laut, dass die Luftblase, die ihn vor dem Ertrinken beschützte, platzte.
    »Nein!«, schrie er. »Nein!« Und immer wieder: »Warum? Warum nur, warum?«
    Blind Black Soul Whistle war sein Vater gewesen. Ja, oder zumindest der Vater, den er niemals gehabt hatte und nach dem er sich deshalb umso mehr sehnte. Er brauchte ihn, ja, denn er gab ihm Kraft. So wie ein Vater seinem Sohn Kraft geben kann. Blind Black Soul Whistle war sein Vorbild gewesen: der beste Pirat, den es auf der Welt gab. Ja, das wollte er werden, damit er – noch nie war ihm das so klar gewesen – an der Seite von Hannah … als Mann an der Seite von Honky Tonk Hannah Libertaria fand und wahr werden ließ. So wie Whistle es schon einmal mit Chen versucht hatte.
    Oh, war das schön.
    Nein, das war schöner als schön. Das war hell und ganz warm und Will weinte vor Rührung und Trauer, ja, unendlicher Trauer. Denn so wie seine T ränen nach dem Zerplatzen der Luftblase im Wasser des Ozeans verschwanden, war dieser Traum jetzt nichts mehr wert.
    Whistle war tot – und nach ihm würden alle anderen sterben: alle seine Freunde und als Erstes Honky Tonk Hannah und Nat.
    Sie würden bei dem Versuch sterben, ihre Freunde zu retten und Will konnte nichts dagegen tun. Gagga war viel zu mächtig geworden. Die Revolverkanonen, die Schlange und die Armada der Haie. Was sollte er gegen die ausrichten können?
    Und selbst wenn er es könnte, warum sollte er es tun?
    Das Böse war in ihm. Das hatte er erst vor Tagen von Jay-Nice auf Rum Bottle Bottom gelernt. Und Nat hatte es auch zu Hannah gesagt. Gesagt und bewiesen: Will selbst war der Teufel und der wollte leben. Nein, der sollte auch leben, denn warum sonst hatten ihn die Haie mit ihren Minen vor den spanischen Sklavenschiffen verschont und warum hatte ihn die Schlange dort nicht getötet?
    Er hatte direkt in ihr Auge geschaut.
    Da sah er Prinz Gagga unter sich hinter einem der Bullaugen im Milbenrumpf stehen. Er zeigte auf ihn und nur einen Augenblick später schossen zwei von Talleyrands Männern aus einer Luke und schwammen wie Fische auf ihn zu. Will musste an die Schwärmer denken. Diese unbarmherzigen Wesen … Elfen und Monster in einer Person …
    »Nein!«, rief er. »Nein!«
    Er wollte sich wehren. Doch seine Lungen waren leer. Er würde ersticken, wenn er jetzt kämpfte. Er

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