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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Fräulein?«
    Ruth schüttelte den Kopf. »Nein, ich nicht. Aber Corinne könnte das.«
    »Ich könnte Ihre Schwester vorladen lassen, wenn die Verhandlung ansteht. Doch das halte ich für unnötig. Die Aussage ihres Mannes reicht uns völlig. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Ruth war verstört. Willem hatte nach dem letzten Gespräch mit diesem Anwalt erzählt, im Verfahren gehe es um den Waffendiebstahl und die getöteten Stiere, aber hier ging es hauptsächlich um einen Einbruch, den Horatio nicht begangen hatte. Was wurde hier gespielt? Sie beobachtete den Anwalt, der in seinen Unterlagen wühlte und ihr das Gefühl gab, seine Zeit zu verschwenden.
    Nein, dieser Anwalt stand nicht auf Horatios Seite.
    »Wenn Corinne ihre Aussage zugunsten von Horatio Mwasube macht, kommt er dann frei?«, fragte sie.
    Der Anwalt wiegte den Kopf. »Ich sagte schon: Das ist nicht notwendig. Wir wissen bereits alles, was wir wissen müssen. Herr Mwasube ist kein unbeschriebenes Blatt, wie Ihnen bekannt sein dürfte. Immerhin war er bei der Demonstration in Windhoek in vorderster Reihe dabei. Es steht fest, dass er ein Unruhestifter ist, ein Mann mit einer gehörigen Portion krimineller Energie. Dafür, mein liebes kleines Fräulein, gibt es ausreichend Zeugen.«
    »Aber er hat kurz danach meiner Großmutter und mir das Leben gerettet.«
    »Das ist alles schön und gut, mein Fräulein, aber darum geht es nicht. Es geht in erster Linie um den Einbruch, den ein Mann begangen hat, dessen Neigung zu Straftaten bereits aktenkundig ist. Wird der Einbruch bewiesen, was so gut wie schon geschehen ist, wird man ihm auch die anderen beiden Straftaten zur Last legen. Er wird verurteilt, mein Fräulein, daran besteht für mich kein Zweifel. Ich jedenfalls werde dafür plädieren, dass man Ihre Schwester gar nicht erst vor Gericht lädt. Die Aussage von Willem van Leuwen genügt.«
    Ruth schluckte. Sie wäre am liebsten aufgestanden und hätte in das gelbe Pferdegesicht des Anwalts gespuckt. Mühsam beherrschte sie sich. »Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich?«, fragte sie. »Sie sind sein Anwalt. Müssten Sie nicht dafür sorgen, dass seine Unschuld bewiesen wird?«
    »Mein kleines Fräulein. Ich stehe auf der Seite des Rechts. Dazu bin ich verpflichtet, und dazu fühle ich mich auch verpflichtet. Warum vergessen Sie diesen Mann nicht einfach? Sie sind jung, sie sind hübsch, sie sind vermögend. Was wollen Sie mit einem schwarzen Kriminellen?« Er beugte sich ein wenig vor. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, kleines Fräulein. Kümmern Sie sich um sich selbst. Damit fahren Sie immer noch am besten. Für den Schwarzen können Sie sowieso nichts tun. Vergessen Sie ihn einfach. Manche Dinge können die einfachen Leute nicht durchschauen. In den meisten Fällen, in denen ein Schwarzer verurteilt wird, geht es um Politik. Es geht immer um die Politik, mein Fräulein, um die Interessen der Mehrheit.«
    Ruth erhob sich. »Ich danke Ihnen. Ich werde es ab jetzt genauso halten wie Sie. Ich werde mich auf die Seite des Rechts stellen. Einen schönen Tag noch!«
    Draußen, auf der Straße, stand Ruth wie betäubt. Willem also hatte Horatio angezeigt. Und womöglich hatte Corinne die ganze Zeit davon gewusst und hatte Horatio in eine Falle gelockt. Aber warum? Sie fand keine Erklärung. Aus ihrer Tasche zog sie die Visitenkarte der Anwältin, die sie von Horatios Mutter bekommen hatte.
    Sie hatte an Horatio gezweifelt. Zwar hatte sie nie geglaubt, dass er etwas mit den toten Stieren, den verschwundenen Waffen oder gar dem Einbruch zu tun hatte, aber sie hatte Zweifel an seiner Liebe zu ihr gehabt. Bezweifelt, dass er die politische Arbeit aufgegeben hatte. Aber jetzt war ihr klar, dass Horatio so unschuldig wie ein Osterlamm war. Sie wusste nur nicht, was wirklich hinter der Sache steckte. Aber das würde sie herausfinden.
    Ruth sah sich um. Sie war nur wenige Meter von Corinnes Haus entfernt. Sie hätte selbst nicht erklären können, warum, aber sie lenkte ihre Schritte genau dorthin.
    Vor dem Haus blieb sie stehen, betrachtete den ungepflegten Garten, die schmutzigen Gardinen, das herumliegende Zeug. Alles wirkte verwahrlost. Corinne war bestimmt keine mustergültige Hausfrau, aber niemals hätte sie ihr Haus so verkommen lassen.
    Ruth ging ein paar Schritte, sodass sie um die Hausecke spähen konnte. Seitlich neben dem Gebäude, ein wenig hinter der Veranda versteckt, erblickte sie eine Wäscheleine, auf der Damenstrümpfe hingen.
    »Guten

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