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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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entschied Ruth. »Ein Anwalt, der dafür bekannt ist, Männer der SWAPO zu vertreten, ist in diesem Falle womöglich hinderlich.« Sie stand auf, reichte Horatios Mutter die Hand: »Ich danke Ihnen, dass Sie mich angehört haben. Ich werde Ihnen berichten, was ich erreicht habe.«
    Auch die schwarze Frau erhob sich. »Ich danke Ihnen. Es wird Ihnen nicht leichtgefallen sein hierherzukommen. Der Name des Anwalts ist Leonore Bekaart.«
    »Eine Frau?«
    Mama Mwasube lächelte. »Ja, eine Frau. Sie macht ihre Sache großartig.«
    Ruth nickte, hob die Hand und ließ sich zur Tür begleiten.
    »Bitte grüßen Sie Horatio«, bat die Schwarze. »Grüßen Sie ihn von seiner Mutter. Und geben Sie meiner Enkelin einen Kuss. Werden Sie das tun?«
    Ruth lächelte. »Ja, das werde ich tun. Mit dem größten Vergnügen.«
    Die Zeit drängte. Ruths Aufenthalt in Windhoek hatte länger gedauert, als sie gedacht hatte, und für elf Uhr hatte sie einen Termin mit Horatios Anwalt vereinbart. Ruth drückte das Gaspedal durch und fuhr wie der Teufel über die Schotterpad, kümmerte sich nicht um hochfliegende Steinchen, nicht um den Staub, der die Windschutzscheibe so verdreckte, dass sie fast nichts erkennen konnte. Sie spritzte Wasser auf die Scheibe, betätigte den Wischer und fuhr, mühsam durch Schlieren spähend, weiter.
    Kurz vor Swakopmund hielt sie an, um ihre Kleidung zu wechseln. Es schien ihr angebracht, in Swakopmund wie eine reiche Weiße aufzutreten, wenn sie das erreichen wollte, was sie sich vorgenommen hatte. Also schlüpfte sie in das grüne Kleid, das ihre Mutter aus Deutschland hatte kommen lassen, setzte ein winziges Hütchen auf und streifte sich die Handschuhe aus dünnem weichen Leder über.
    Um exakt fünf Minuten vor elf hielt sie schließlich vor dem Haus des Anwalts. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, zupfte das Kleid glatt, hatte keine Zeit mehr, sich allen Staub von den unbequemen Schuhen zu wischen, sondern drückte auf die Klingel.
    Das Büro des Anwalts war groß und hell. Wie Honig schimmernde Holzdielen bedeckten den Boden. Der Schreibtisch war groß, schwer, deutsch und sehr gepflegt. Wilfried Sammer war ein schmächtiger Weißer, dessen Haar bereits weiß war und eine gelbe Färbung aufwies. Auch seine Zähne, groß und stark, waren gelb. Der Mann erinnerte Ruth an einen alter Klepper, ein sterbenskrankes Pferd. Als er sprach, sich unterbrach und hustete und weitersprach, war es, als wieherte ein Pferd. »Sie kommen wegen Horatio Mwasube, mein Fräulein. Was kann ich für Sie tun?«
    Ruth setzte sich, straffte die Schultern. »Ich möchte wissen, was genau ihm vorgeworfen wird.«
    »Hat Ihnen Herr van Leuwen, Ihr Schwager, das nicht sagen können?«, fragte er und betrachtete sie aufmerksam.
    »Mein Schwager sagte, es ginge um Viehmord und Waffendiebstahl. Aber mein Schwager redet oft und sehr viel. Ich bin gekommen, um aus Ihrem Mund zu hören, was Horatio vorgeworfen wird.«
    Der Anwalt lächelte, und es sah aus, als bleckte er die Zähne. »Nun, wir ermitteln im Falle Mwasube auch wegen Waffendiebstahl und Viehmord. Es wird vonseiten der Polizei vermutet, dass die Patronen, mit denen die Stiere erschossen wurden, aus einer Ihrer Waffen stammen. Das können wir allerdings erst beweisen, wenn die Waffen gefunden werden. Aber das ist Nebensache. In erster Linie wird wegen Einbruchs ermittelt.«
    »Einbruch? Das ist doch lächerlich. Es hat kein Einbruch stattgefunden.«
    »Willem van Leuwen hat Horatio Mwasube auf frischer Tat in seinem Haus ertappt. Der Einbrecher trug den Schmuck seiner Frau bei sich, hatte Wäschekörbe mit anderen Dingen gepackt.«
    »Aber das ist ganz und gar unmöglich! Horatio ist nicht eingebrochen. Oder haben Sie Spuren von Gewalt gefunden?«
    »Nein, das haben wir nicht. Aber das ist nicht der ausschlaggebende Punkt.«
    »Meine Schwester hat Horatio beauftragt, ihr ein paar Sachen aus dem Haus zu holen. Sie hat ihm den Schlüssel gegeben.«
    »Mag sein, mein Fräulein, dass Sie das glauben. Corinne van Leuwen hat jedoch ausgesagt, dass sie Horatio Mwasube mitnichten den Schlüssel ausgehändigt hat. Sie hat ihn auch nicht beauftragt, in ihr Haus zu gehen.«
    »Wer sagt das?«
    »Nun, Willem van Leuwen. Er hat für seine Frau gesprochen.«
    »Konnte sie das nicht selbst tun? Ihr Mund ist groß genug.«
    Der Anwalt lächelte säuerlich. »Das ist so üblich. Das ist absolut rechtmäßig.«
    »Aber es stimmt nicht. Corinne lügt.«
    »Können Sie das beweisen,

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