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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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aufstieß, Horatio triumphierend musterte, leise sagte: »Ich wusste es. Ich wusste, dass ich dich eines Tages drankriege.« Er packte Horatio hart bei den Handgelenken, drehte ihm die Arme auf den Rücken und riss sie so derb nach oben, dass Horatio aufschrie.
    Laut rief Willem: »Kommt, Männer, bringt die Handschellen mit. Der Einbrecher ist noch im Haus. Ich habe ihn.«
    Horatio war wie vom Blitz getroffen, das Gesicht vor Schmerz verzerrt, unfähig, etwas zu sagen. Er sah durch die offene Tür einen Polizeiwagen, sah, wie die Polizisten nach ihren Gummiknüppeln griffen, die Handschellen aus dem Hosenbund zogen. Er sah sie kommen, doch er konnte sich nicht rühren. Starr vor Unglauben und mit offenem Mund ließ er sich die Handschellen anlegen, die Einfahrt entlangschubsen, sich in das Polizeiauto drängen. Wie gelähmt stolperte er die Treppen zum Swakopmunder Polizeirevier nach oben, ließ sich in einem kahlen Raum auf einen Stuhl drücken. Dann sah er Willem durch eine offene Tür, die ins Nebenzimmer führte, und hörte, was dieser sagte und gefragt wurde:
    »Kennen Sie diesen Mann dort?«
    Willem blickte Horatio an. Kalt und ausdruckslos. »Ja. Ich kenne diesen Mann. Er arbeitet auf der Farm meiner Schwägerin. Zumindest glaube ich das.«
    »Sicher sind Sie nicht?«
    »Die Schwarzen sehen doch alle aus wie Affen. Aber die Brille. Ich glaube, ich erkenne ihn an dieser riesigen Brille.«
    »Woher wussten Sie, dass er in Ihrem Haus war?«
    Willem hob die Schultern, lächelte die Polizisten an. »Gewusst habe ich nichts. Gar nichts. Die Nachbarin rief mich an und berichtete, ein schwarzer Mann habe sich Zugang zu meinem Heim verschafft.«
    »Aber Sie wussten nicht, dass es dieser Mann war?«
    »Nein, meine Herren, ich weiß nur das, was ich Ihnen hier sage.«
    »Was wollte der Mann in Ihrem Haus?«
    »Liegt das nicht auf der Hand? Er trug einen Wäschekorb mit den teuersten Kleidern meiner Frau und mit ihrem Schmuckkästchen. Was würden Sie denken, wenn Ihnen im eigenen Haus ein Schwarzer mit einem Wäschekorb begegnete?«
    Erst jetzt erwachte Horatio aus seiner Starre. »Deine Frau, Corinne, hat mich gebeten, aus dem Haus einige Sachen für sie mitzubringen!«
    Willem fuhr herum, stürmte in den Raum, holte aus und versetzte Horatio eine kräftige Maulschelle. »Ich verbiete dir dreckigem Nigger, mich zu duzen und meine Frau beim Vornamen zu nennen. Mister und Misses van Leuwen sind wir für dich, du Kaffer.«
    »Kommen Sie zurück, Mister van Leuwen«, forderte der eine Polizist gleichmütig. »Um den Schwarzen kümmern wir uns schon.« Er drohte Horatio mit dem Finger. »Du hältst das Maul, hast du verstanden, Nigger?«
    Horatio spürte, wie ihm das Blut aus der Nase schoss. Doch seine Hände waren hinter dem Rücken immer noch mit Handschellen aneinandergefesselt. Er konnte sich das Blut nicht von der Nase wischen. Er konnte sich nicht rechtfertigen, er konnte gar nichts mehr.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    » M eine liebe Rose.« Willem hatte sich von der Tafel erhoben, hielt ein Sektglas in der Hand und verbeugte sich vor seiner Schwiegermutter.
    »Meine liebe Rose. Zu deinem Geburtstag wünsche ich dir nur das Beste. Lass mich noch sagen, dass du eine Frau in den allerbesten Jahren bist.« Er lachte. »Und nichts von deiner Attraktivität verloren hast. Du, meine liebe, teure Schwiegermutter, bist wie ein Wein, der mit jedem neuen Jahr an Geschmack, Aroma und Aussehen gewinnt. Lasst uns also anstoßen.«
    Gläser klirrten gegeneinander. Rose Salden, die am Kopf der Tafel saß, wartete mit ausdrucksloser Miene, bis ihr Schwiegersohn wieder Platz genommen hatte. »Ich weiß, dass ich mich jetzt für deine kleine Rede bedanken müsste«, sagte sie ohne zu lächeln. »Besonders für den Vergleich mit dem alten Wein. Aber das tue ich nicht. Ich mag es nämlich nicht, mit einer verstaubten Flasche in einem feuchten Keller verglichen zu werden. Oder mit einem dicken Fass im feuchten Keller. Nun denn, wir Frauen können das Schicksal nicht abwenden. Eine jede von uns wird irgendwann einmal mit altem Wein verglichen – was bedeutet, dass wir alt werden. Wir sind nicht mehr blendend oder frisch, nicht mehr verführerisch oder begehrenswert. Wir sind einfach nur noch ein alter Wein, der mit einem bisschen Glück im Abgang einen Rest unseres Parfüms, Shalimar, verströmt. In meinem Fall war es der Schwiegersohn, der die frohe Botschaft überbrachte. Erheben wir also unser Glas auf Willem van Leuwen, dem die

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