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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Wahrheit – und sei sie auch noch so bitter – stets eine Herzensangelegenheit ist.« Ihre Stimme troff vor Hohn.
    Willem schluckte, betupfte die Mundwinkel mit der Serviette und brachte nur mit Mühe ein schmales Lächeln zustande.
    Corinne sah ihre Mutter verblüfft an. »Aber er hat es doch nur gut gemeint«, erklärte sie und griff nach der Hand ihres Mannes.
    »Natürlich hat er es gut gemeint. Willem meint es immer nur gut. Mir wäre aber lieber gewesen, er hätte mich gemeint.« Rose stieß ihr Sektglas so heftig gegen das ihrer ältesten Tochter, dass ein wenig Sekt aus dem Glas und auf das Tischtuch schwappte.
    Ruth hatte die ganze Zeit dagesessen und sich nicht gerührt. Keine Wimper hatte gezuckt, kein Seufzer ihre Bluse gebauscht. Sie saß einfach nur da, den Blick auf ihren noch leeren Teller gerichtet, die Hände im Schoß.
    »Willst du nicht mit mir anstoßen, meine Kleine?«, fragte jetzt ihre Mutter.
    »Doch. Natürlich.« Ruth löste sich aus ihrer Starre, griff mit gezwungenem Lächeln nach dem Sektglas. »Auf dich, Mutter.«
    »Danke, mein Kind. Und sieh mich an, wenn du mit mir anstößt, sonst gibt es ein Unglück.«
    Ruth gehorchte, fragte aber: »Hat es das nicht schon gegeben, das Unglück? Immerhin ist Horatio in Haft. Und niemand hat mir bisher sagen können, wieso.«
    Rose zwinkerte ihr zu, so leicht und so rasch, dass die anderen es nicht bemerkten.
    »Du kannst jetzt endlich damit aufhören, Ruth«, mischte sich Corinne ein. »Du solltest Willem dankbar sein. Wer weiß, wovor er dich bewahrt hat. Ich jedenfalls bin ihm dankbar!«
    Corinnes Worte schmerzten Ruth. Jedes Wort gegen Horatio tat weh. Am schmerzhaftesten war aber, dass er sie womöglich doch verraten hatte. Sie und Sally. Es hieß, er sei an politischen Aktivitäten beteiligt gewesen, hätte die Schwarzen auf der Farm zu einem Aufstand angestachelt. Sogar mit den getöteten Zuchtstieren und mit Santos Verschwinden war er in Zusammenhang gebracht worden.
    Willem zumindest hatte dies behauptet. Ruth traute ihrem Schwager zwar nicht einmal so weit, wie sie spucken konnte, aber es stand fest, dass Horatio in Haft saß. Sie war allein, einsamer, als sie es je gewesen war.
    Ruth sah zu Corinne, die sich in grotesker Koketterie an Willems Hals warf. Ihre Schwester hatte kein Wort des Mitleids und des Trostes für sie übriggehabt, sondern immer nur eins gesagt: »Ich habe mir gleich gedacht, dass der Schwarze nichts taugt. Du bist naiv, Ruth. Wenn nicht gar schlimmer. Männer sucht man sich nach anderen Kriterien aus.«
    Wenigstens Rose zeigte ein wenig Mitgefühl. Und natürlich Mama Elo und Mama Isa. »Wir wollen erst aus Horatios Mund hören, dass er schuldig ist, bevor wir irgendetwas glauben«, hatten sie verkündet und Ruth seither mit ihren Lieblingsspeisen verwöhnt.
    Schon wieder hing Corinne an Willems Hals und bedeckte sein Gesicht mit kleinen knallenden Küssen. Ruth schien es, als präsentiere Corinne diese eheliche Zuneigung nur, um sie zu quälen.
    Endlich machte sich Willem von seiner Frau frei. »Du musst zugeben, Rose, dass ich mir mit deinem Geburtstagsgeschenk in diesem Jahr besondere Mühe gegeben habe. Immerhin habe ich dir deinen dringlichsten Wunsch erfüllt.«
    »So? Du meinst wirklich, Horatio im Gefängnis zu sehen, wäre mein dringlichster Wunsch gewesen?« Rose verzog die Lippen.
    »Etwa nicht?« Willem sah sich verwundert um, wandte sich an Ruth. »Verzeih mir, Kleine, wenn wir dich verletzen, aber du hast ja gehört: Die Wahrheit ist mir heilig.« Er drehte sich zu Rose: »Wenn mich nicht alles täuscht, so warst du sehr empört, als Horatio plötzlich Verwalter auf Salden’s Hill wurde. Ich dachte, ich tue dir einen Riesengefallen. Im Übrigen steht doch fest, dass ich im Grunde überhaupt nichts dafür kann, dass der Schwarze jetzt im Gefängnis hockt. Immerhin hat er sich strafbar gemacht. Er hat für die SWAPO gearbeitet, er hat die Nama hier auf der Farm aufgewiegelt. Von den erschossenen Zuchtstieren will ich gar nicht reden, ebenso wenig vom Tod der kleinen Hure, deren Kind jetzt hier im Haus lebt. Dann noch der Einbruch in Swakopmund ... Er sagt zwar, dass Corinne ihm den Schlüssel gegeben und den Auftrag dazu erteilt hat, aber, Liebling, das hast du doch nicht wirklich getan?«
    Corinne sah auf den Tisch. Ihre Wangen röteten sich. »Natürlich nicht, Liebling. Niemals würde ich einen Schwarzen in unser Heim lassen. Wenn ich nur an die Verwüstung denke, die er dort hinterlassen hat! Das

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