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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Haus sieht aus wie ein Stall, hat Willem gesagt. Alle Schränke offen. Ich möchte nur wissen, was er dort gesucht hat!«
    Ruth sprang auf, ihre Augen funkelten wild. Sie holte aus und versetzte Willem eine solche Ohrfeige, dass sich alle fünf Finger auf seiner Wange abzeichneten.
    »Hör auf! Bist du verrückt?«, schrie Corinne ihre Schwester an.
    Aber Ruth hörte nicht, beugte sich stattdessen zu Corinne hinüber und holte wieder aus.
    »Ruth!« Rose fiel ihr in den Arm. »Lass das. Nicht an meiner Tafel!«
    Ruth riss sich los, heulte wütend auf und rannte aus dem Speisezimmer.
    »Wolltest du das auch?«, hörte sie ihre Mutter fragen. Und gleich darauf Willems Antwort: »Kollateralschäden gibt es immer. Es sollte dir nicht schwerfallen, diese aufzufangen. Ich wette, du weißt auch schon, wie.«
    Auf der Veranda hielt Ruth inne. Sie setzte sich auf die oberste der drei Stufen, die zum Haus hinaufführten, stützte die Ellenbogen auf die Knie, verbarg den Kopf in den Händen.
    »Horatio«, murmelte sie leise vor sich hin. »Ist es wahr, was Willem erzählt? Hat man dich in Swakopmund als eine der namibischen SWAPO-Größen verhaftet? Ich kann es nicht glauben, ich will es nicht glauben. Und warst du wirklich heimlich in Corinnes Haus? Was hast du dort gewollt? Hast du nach Unterlagen gesucht, wie Willem behauptet hat? Aber was für Unterlagen denn? Willem hat zwar angedeutet, dass er in wichtige Projekte mit Regierungsbeteiligung involviert ist, aber wir alle wissen doch, dass Willem ein Aufschneider ist. Was ist die Wahrheit, Horatio? Was hast du wirklich getan? Ich kann das alles nicht glauben.«
    Aber dann fielen ihr so viele andere Dinge ein. Die Art, wie Horatio mit den Arbeitern umgegangen war, wie er Sally sofort als seine Tochter akzeptiert hatte, der leere Waffenschrank, der Abend mit dem Schamanen, die toten Zuchtstiere der Nachbarn.
    Ruth glaubte nicht, dass Horatio die Waffen gestohlen, die Stiere getötet hatte und obendrein noch in Corinnes Haus eingebrochen war. Aber was sie glaubte, war ganz und gar gleichgültig. Die weißen Farmer, die weiße Regierung wollten einen Täter haben. Und da bot sich Horatio an.
    Ruth seufzte. Was sollte sie nur tun? Sollte sie sich Horatio aus dem Kopf schlagen? Ihn einfach vergessen, die Farm bewirtschaften, als ob nichts gewesen wäre, und eines Tages einen weißen Farmer heiraten?
    Ruth wusste gar nichts mehr. Ihr Inneres fühlte sich leer an wie ein ausgetrockneter Brunnenschacht. Mama Elo hatte sie heute früh gefragt, warum sie nicht nach Swakopmund führe, doch Ruth hatte nur den Kopf geschüttelt und die Arbeit und Sally vorgeschoben. In Wirklichkeit aber konnte Ruth nicht in die Hafenstadt fahren, weil sie sich vor dem fürchtete, was sie dort erfahren könnte. Sie war noch nicht bereit für eine Wahrheit, die sich mit Willems Aussagen deckte. Sie brauchte Zeit, musste erst mit sich ins Reine kommen, musste nachdenken.
    Ruth schüttelte sich, wenn sie daran dachte, wie sich Sergeant Lang am Vormittag auf Salden’s Hill gebärdet hatte. Mit zwei Männern war er gekommen und hatte ein amtliches Schreiben vorgelegt. Haussuchung hatte darauf gestanden. Und dann war er mit den beiden Männern in ihr Schlafzimmer gegangen, hatte die Matratzen aus den Betten gerissen und sämtliche Schubladen, Kästen und Schränke aufgerissen. Dann war er in Horatios Verwalterwohnung gegangen, hatte auch dort nichts an seinem ursprünglichen Ort lassen können, hatte sogar die Teppiche vom Boden genommen, sie hochgehoben und in den Dielenritzen herumgestochert. Auch hier hatte er nichts gefunden, das Horatio belasten konnte. Nichts. Rein gar nichts.
    Ruth hatte Willems Gesicht gesehen, hatte gesehen, wie er sich ärgerte, wie er den Sergeant antrieb, noch dort und dort und dort nachzusehen. Am Ende hatte er eifrig versprochen, jede Futterkammer und jeden Seitenflügel der Stallgebäude durchzukämmen und sofort anzurufen, wenn er etwas finden sollte. Ruth war sich sicher, dass Willem etwas finden würde. Ganz gleich, was es war, er würde es so aussehen lassen, dass es Horatio belastete. Deshalb hatte sie ihm verboten, sich den Nebengebäuden auch nur zu nähern. Aber sie wusste natürlich, dass Willem trotzdem einen Weg finden würde.
    »Geht es Ihnen gut, Bass? Kann ich Ihnen helfen? Ein Glas Wasser vielleicht?«
    Ruth sah hoch und in die besorgten Augen von Robert Outwater. »Wasser? Nein! Wenn schon, dann ein Glas Whiskey. Ohne Eis und gefüllt bis zum obersten Rand.«
    Der

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