Das Herz Der Woelfin
Herz“, schmeichelte Brice.
Gisela errötete und senkte verlegen den Blick.
„Habt Dank für Eure schönen Worte. – Wie geht es Euer Verwundung?“
„Oh. Nur ein kleiner Kratzer. Nichts Besonderes.“
Fulk hatte dem Geplänkel der Beiden angewidert zugehört und schnaubte nun unwillig. Er erhob sich von seinem Stuhl.
„Ich werde jetzt die Runde machen und nach den Männern sehen, die verwundet wurden. Heute Abend brauche ich dich hier in der Halle.“
Brice schaute Fulk fragend an.
„Was hast du vor?“, wollte er wissen.
„Ich werde mir dieses Bürschlein vorknöpfen und ihn und seine Männer befragen.“
Brice nickte und widmete sich wieder der Angebeteten, indem er ihr die Schüsseln reichte und ihren Becher mit Wein füllte. Fulk eilte aus der Halle, um sich das nicht länger ansehen zu müssen. Er fand, dass Verliebte sich höchst albern benahmen.
*
Ylfa schüttelte ihre langen, blonden Haare. Sie hatte unter dem Wolfsfell kräftig geschwitzt und es hatte angefangen zu jucken, deshalb hatte sie ihre Tarnung abgesetzt. Mit den Fingern versuchte sie nun, die verklebten Strähnen zu entwirren, was sich als hoffnungslos herausstellte.
„Hätte ich sie mir doch nur abgeschnitten!“, schimpfte sie unwirsch.
Wenn sie doch nur ein wenig Wasser zum Waschen hätte. Sie fühlte sich verschwitzt und schmutzig. Ihr Abenteuer hatte sich wirklich ganz anders entwickelt, als sie geplant hatte. Statt mit reicher Beute Heim zu kehren und ihren Vater zu beeindrucken, saß sie nun hier in der Falle, und wenn sie ihren Vater jemals wieder sehen würde, wäre er sehr böse mit ihr. Zudem würde er seine Meinung über sie nun bestätigt sehen. Sie war eben doch nur ein Mädchen und nicht der Erbe, den er sich gewünscht und nie bekommen hatte. Ihr war zum Heulen zumute. Sie hatte doch nur gewollt, dass ihr Vater stolz auf sie war.
Draußen auf dem Hof waren Schritte zu vernehmen, die sich ihrem Verschlag näherten. Hastig stülpte sie ihr Wolfsfell wieder über den Kopf und verbarg so ihr langes Haar. Kurz darauf wurde auch schon ihre Tür geöffnet und zwei kräftige Wärter kamen herein.
„Du wirst jetzt mit uns mitkommen. Ich hoffe, du machst uns keinen Ärger, Junge, sonst müssten wir dir wehtun. Also betrag dich gut“, sagte einer der Männer.
„Wohin bringt ihr mich?“, wollte Ylfa wissen. Ihr Herz schlug aufgeregt in ihrer Brust.
„Zum Herrn“, kam die schroffe Antwort.
Sie packten Ylfa rechts und links unter den Armen und zogen sie mit sich.
*
In der Halle waren viele Menschen versammelt. Ylfa musterte ihre Umgebung genau, auch die Krieger, die sie allesamt düster anblickten. In einer Ecke entdeckte sie ihre drei Mitgefangenen. Da war Olaf, der Freund aus Kindertagen, mit dem sie so manchen Streich ausgeheckt hatte. Alvari der Ernste starrte mit versteinerter Miene vor sich hin und Leif, ihr Cousin, hob den Blick und schaute sie direkt an. Sie las Besorgnis in seinem Blick.
Ylfa wurde von quälender Reue geplagt. Sie trug die Verantwortung dafür, dass diese Männer, die sie auf ihrem unbedachten Abenteuer begleitet hatten, nun hier als Gefangene vorgeführt wurden. Was hatte man nun mit ihnen vor? Nervös biss sie sich auf die Unterlippe, da spürte sie einen Blick auf sich ruhen.
Sie wandte sich dem Ende der Halle zu, wo eine Art Podium aufgebaut war, auf dem drei Stühle standen. Auf dem Mittleren saß der Mann, der sie gefangen genommen hatte und er blickte sie aus lauernden, unergründlichen Augen an.
Rechts von ihm saß seine Schwester, die Ylfas Verwundung versorgt hatte und die scheinbar hinter ihr Geheimnis gekommen war. Würde sie Ylfa verraten? Hatte sie es vielleicht sogar schon getan?
Links vom Grafen saß ein Mann, den sie noch nicht gesehen hatte. Vielleicht war er ein Bruder. Jedenfalls schien seine Miene recht freundlich und auch die Schwester schien ihr milde gestimmt. Vielleicht würden sie dazu beitragen, dass man ihr nicht allzu Schlimmes antat.
Der Graf musterte sie mit strengem Blick, als man sie vor ihn hinführte. Sie war versucht, diesem forschenden Blick auszuweichen, doch sie zwang sich, ihm standzuhalten und das Kinn hochzuhalten. Er hatte ihr die Freiheit geraubt und konnte ihr das Leben nehmen, doch ihren Stolz würde sie sich nicht nehmen lassen.
*
Fulk bemühte sich, eine strenge Miene aufzusetzen, doch er musste ein Grinsen unterdrücken. Der Wikingerjüngling bemühte sich wirklich sehr, tapfer und würdevoll auszusehen, doch in den
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