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Das Herz Der Woelfin

Das Herz Der Woelfin

Titel: Das Herz Der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vielleicht würde er sie dann nicht foltern, aber gewiss würde er versuchen, sie mit Gewalt zu nehmen. Sie wusste nicht, welche Aussicht ihr als das geringere Übel erschien. Es gab wohl keinen Krieger, den der Gedanke an Folter nicht schreckte. Aber war die Entehrung durch einen Franken minder schlimm?
    Der Gedanke, mit diesem für einen Franken erstaunlich großen, gut gebauten Mann zu verschmelzen ließ eine seltsame Unruhe in ihr aufkommen, die ihr Herz schnell und unregelmäßig schlagen ließ und ein flaues Gefühl in ihrem Bauch hervor rief. Sie machte sich nicht viel aus seiner Narbe. Viele Krieger hatten Narben. Dennoch fand sie den Franken höchst beunruhigend. Er ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Wie sich seine rabenschwarzen Locken wohl anf&ut in wohl uml;hlen mochten?
    Als sie mit ihm gekämpft hatte, waren sie im Nacken zusammengebunden gewesen, während er bei seinem Besuch in ihrem Gefängnis die Haare offen getragen hatte. Sie reichten ihm weit über die breiten Schultern hinab und gaben ihm ein wildes, verwegenes Aussehen. Im Gegensatz zu den Wikingern trug er keinen Bart, der seine markanten, attraktiven Gesichtszüge versteckte. Am meisten hatten sie jedoch die grünen Augen und die sinnlich geschwungenen Lippen beeindruckt. Wie würde es sich wohl anfühlen, wenn er sie mit diesen Lippen ...?
    Ylfa sprang ärgerlich von der Bank auf.
    „Verdammt! Jetzt benehme ich mich schon wie ein wollüstiges Weibsbild! Ich bin ein Krieger – ein Wikinger – und dieser elendeFranke ist meinFeind!“
     
     



Kapitel 3
     
    D er Morgen war neblig und ungemütlich. Das Feuer im Kamin schaffte es kaum, die feuchte Kälte in der Halle zu vertreiben. Auch das Stroh, das man großzügig auf dem Lehmboden verteilt hatte, vermochte kaum die Kälte aufzuhalten, die einem die Beine hinaufkroch. Fulk kaute an seinem Brot und spülte es mit einem kräftigen Schluck Wein hinunter. Brice knallte schwungvoll seinen leeren Becher auf den groben Holztisch und rülpste laut.
    „War ein feiner Kampf gestern. Was hast du nun mit diesem Wikingerbürschlein vor? Du wirst ihn doch nicht etwa töten? Ist doch noch ein halbes Kind.“
    „Ein halbes Kind, das für den Tod eines Mannes und der Gefangenschaft dreier seiner Männer verantwortlich ist. Von den zahlreichen Verwundeten ganz zu schweigen“, sagte Fulk grimmig. „Das ist es, was seine Unbesonnenheit ihm eingebracht hat. Ich bin sicher, dass das Ganze ein heimliches Abenteuer ohne Zustimmung seines Vaters war. Wäre er mein Sohn, würde ich ihm das Fell gerben.“
    „Wir waren auch mal jung und unbesonnen. Muss ich dich daran erinnern, was wir so alles ausgefressen haben?“, hakte Brice nach.
    Fulk grinste. „Nein, das brauchst du nicht.“ Er kicherte. „Erinnerst du dich noch, wie wir dieses Kloster ausrauben wollten? Die Nonnen haben uns ganz schön verdroschen. – Wie alt waren wir da?“
    „Ich war elf!“, antwortete Brice. „Ja, das war wirklich eine Blamage. Mir tut der Hintern immer noch weh, von den Schlägen, die dein Vater uns verabreicht hat.“
    Fulk und sein Freund lachten herzhaft über ihr Abenteuer aus vergangener Zeit. Ja, Brice hatte recht. Auch sie waren unbesonnen gewesen. Trotzdem hatte dieser kleine Wikinger eine Abreibung verdient. Er musste lernen, was Verantwortung war. Verantworde tung, die er für seine Männer trug, welche er leichtfertig in den Kampf geschickt hatte, als wäre es nur ein Spiel. Er musste sich etwas ausdenken, was den Stolz des Jungen ankratzen würde. Was aber würde er dann mit seinen Gefangenen machen? Sie wären bestimmt kräftige Leibeigene. Den Jungen könnte er unter seine Fittiche nehmen und aus ihm einen richtigen Anführer machen. Er wäre ein Ersatz für Norbert. Sein Bruder wäre jetzt etwa im gleichen Alter wie der Wikingerjunge. Er vermisste seinen Bruder. Das war wohl der Grund für seine Milde dem kleinen Barbaren gegenüber.
    „Einen guten Morgen.“
    Die Stimme seiner Schwester riss ihn aus seinen Gedanken und er blickte Gisela an, die soeben die Halle betreten hatte. Er bemerkte die Blicke, die seine Schwester und sein Freund austauschten, und runzelte die Stirn. So ganz konnte er sich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnen, dass seine kleine Schwester bald einem Mann gehören würde. Seinem besten Freund zwar, dem er bedingungslos vertraute, doch trotzdem war es ein seltsames Gefühl.
    „Guten Morgen Gisela. Die Sonne geht erst auf, wenn Ihr erscheint. Da wird einem Manne ganz warm ums

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