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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
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gesagt, es würde zu nichts führen, also …“
    Den Rest des Satzes ließ sie in der Luft hängen und entwand sich Kamids Arm, ehe er das verräterische Zittern spüren konnte, das sie nicht länger unterdrücken konnte.
    Kamid ließ sie so schnell los, als hätte sie ihn von sich gestoßen. „Ich suche mal nach unserem Begleiter“, sagte er und verschwand lautlos im Schatten der Zelte.

7. KAPITEL
    Sorgenvoll verfolgte Jenny den scharfen Wortwechsel zwischen Kamid und dem Boten. Die Augen unter dem schwarzen Turban blickten grimmig.
    „Sie lassen uns nicht gehen!“, übersetzte Kamid wütend. „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich um die Frau kümmern und die Hebamme anweisen kann, aber der Anführer will dich.“
    „Und Hamid?“
    „Unser Mann sagt, der Junge wartet auf uns, er ist an einem sicheren Ort.“
    „Dann bring du ihn zu seinen Eltern. Du kannst die Tests übernehmen, die beiden Krankenschwestern wissen, was zu tun ist. Ich bleibe noch einen Tag und …“
    Kamid traute seinen Ohren nicht. Wie konnte sie so etwas Dummes vorschlagen? „Nein!“, stieß er zornig hervor. „Entweder es geht keiner oder alle zusammen. Du hast versprochen zurückzukommen. Warum sollte dein Wort weniger wert sein als ihres?“
    Was für eine Frage. Er kannte die Antwort. Seit Jahrhunderten vertrauten diese Menschen nur ihresgleichen, aus gutem Grund, nachdem Horden von Räubern und Eroberern ihr Land überschwemmt hatten.
    Er wandte sich wieder an den Boten. „Sie muss schlafen. Zeigen Sie uns wenigstens eine Stelle, wo wir uns ausruhen können“, verlangte er. „Und wir wollen den Jungen bei uns haben. Sie haben Ihr Wort gegeben.“
    Der andere nickte und führte sie zu einer kleinen Höhle. Drinnen brannte ein Talglicht und warf flackernde Schatten auf das Kind, das zusammengerollt auf dem Boden schlief. Mit beiden Händen umklammerte es zwei Fotos.
    Jenny hockte sich neben Hamid und betrachtete ihn, ehe sie lächelnd aufblickte. „Also haben wir heute zwei Kinder gerettet“, sagte sie versonnen, und er wusste, dass sie an das Kind dachte, das sie nicht hatte retten können: ihr eigenes.
    Ihre Tapferkeit rührte eine Saite in ihm an, die noch keine Frau zum Klingen gebracht hatte, und die verfahrene Situation erfüllte ihn gleichzeitig mit neuem Ärger.
    „Er ist noch längst nicht in Sicherheit – und wir auch nicht, wir sind auf Gedeih und Verderb der Gnade des Clanführers ausgeliefert.“
    „Glaubst du wirklich, er würde uns etwas antun?“
    „Nein, aber er kann uns festhalten.“
    „Nicht uns, nur mich“, widersprach sie. „Geh du zurück, und nimm Hamid mit. Akbar wird seinen Lebensmut wiederfinden, und du kannst mit den TB-Tests weitermachen.“
    „Vergiss die Tests!“ Nur der Anblick des Kindes hielt ihn davon ab, die Worte herauszubrüllen. „Und die aberwitzige Idee, dich allein hierzulassen. Das kommt nicht infrage!“
    Dennoch war ihm bewusst, dass er etwas unternehmen musste. Aus mehreren Gründen. Zum einen würde Arun sich Sorgen machen, wenn er vierundzwanzig Stunden lang nichts von seinem Bruder gehört hatte. Beiden war klar gewesen, welche Gefahren Kamid drohten, sobald er sich in die entlegenen Gebiete seines Landes wagte. Falls er von Feinden des Herrscherhauses erkannt wurde, konnte er gefangen genommen und schlimmstenfalls getötet werden.
    Und hier, im Lager eines kriegerischen Clans, wäre er das perfekte Entführungsopfer, um Unsummen zu erpressen, die in Waffenkäufe investiert würden. Das Blutvergießen nähme kein Ende.
    Sie mussten von hier verschwinden.
    Und zwar noch heute Nacht.
    „Hast du für deine Patientin alles Notwendige aufgeschrieben?“
    „Die Liste habe ich bei ihr gelassen, aber ich kann es dir aufzählen, und du notierst es noch einmal in ihrer Sprache.“
    Jenny holte Notizblock und Kugelschreiber aus der Tasche und gab ihm beides.
    „Das Wichtigste ist, dass sie auf Anzeichen von Fieber achten. Ich habe ihr vorsorglich ein Antibiotikum gegeben, und ihr Mann weiß, dass sie die Tabletten regelmäßig nehmen muss, bis sie alle sind. Wenn sie Fieber bekommt, soll sie zusätzlich Aspirin nehmen. Kühle Waschungen helfen ebenfalls, die Temperatur zu senken. Für alle Fälle werde ich stärkere Antibiotika mitbringen.“
    Rasch füllte er das Blatt mit den geschwungenen Schriftzeichen, beschrieb das nächste. Als er fertig war, riss er die Blätter ab und beschwerte sie mit einem Stein, ehe er Jens Arzttasche danebenstellte. Dann deutete er auf die

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