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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
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beiden Händen Wasser, um ihnen zu trinken zu geben. „Keine Ahnung, wie lange man in flachem Gelände für zehn Meilen braucht, geschweige denn im Mondschein durch die Berge.“
    Kamid grinste. „Ich glaube nicht, dass es im Mondschein länger dauert. Wahrscheinlich kommen wir eher schneller voran, weil wir den Weg sehen können und weil es nachts nicht so heiß ist wie am Tag. Komm, wir müssen weiter.“
    „Damit sie uns nicht einholen?“
    „Bis jetzt ist uns niemand gefolgt.“ Er hatte die ganze Zeit aufmerksam gelauscht und hätte sicher etwas gehört.
    Der steile Pfad führte sie zum Dach der Welt – so schien es Jenny jedenfalls, als sie einen Kamm erreicht hatten und sich über ihnen das Himmelszelt wölbte. Die unzähligen Sterne wirkten zum Greifen nah, im Firmament funkelnde Kristalle auf nachtschwarzem Samt.
    Weiter ging es, auf gewundenen Wegen, manchmal im Schatten, dann wieder im silbernen Mondlicht. Streckenweise konnten sie nebeneinanderbleiben, an anderen Stellen mussten sie hintereinandergehen. Es war so ruhig und still, dass Jenny das Gefühl hatte, sie wären die einzigen Menschen auf der ganzen Welt.
    Bis plötzlich eine Gestalt vor ihnen auftauchte, groß, in dunklem Gewand, mit einem schwarzen Turban auf dem Kopf, der nur einen schmalen Sehschlitz für die Augen freiließ.
    Jenny schrie auf, presste die Hand vor den Mund, aber nicht schnell genug. Der Mann musste sie gehört haben. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie glaubte, es würde ihr aus der Brust springen, und dann hörte sie Kamid etwas sagen. Der Fremde antwortete, trat zwei Schritte vor und bückte sich, um Hamid auf den Rücken zu nehmen.
    „Nein!“ Jenny stürzte auf ihn zu. „Du darfst ihm Hamid nicht überlassen. Nicht so kurz vor dem Ziel!“
    Kamid packte sie bei der Schulter und hielt Jenny zurück. „Es ist unser Begleiter von gestern. Er hat vermutet, dass wir fliehen würden, und ist hier, um uns zu helfen. Ihm hat gar nicht gefallen, dass sein Anführer das Versprechen, das er gegeben hat, nicht gehalten hat. Und deshalb wird er selbst dafür sorgen, dass sein Wort nicht gebrochen wird.“
    „Und du glaubst ihm? Akbar wurde ausgepeitscht, weil er die Grenze überquert hatte. Was meinst du, was sein Chef mit ihm macht, sobald er von seinem Verrat erfährt? Und wie kannst du sicher sein, dass er uns nicht im Kreis führt, bis wir wieder im Dorf landen?“
    „Er hat mir sein Wort gegeben, und ich vertraue ihm.“ Leicht sarkastisch fügte er hinzu: „Auch wenn Vertrauen hier nicht gerade weit verbreitet ist.“
    Bezog sich das auf sie? Weil sie ihn kürzlich noch verdächtigt hatte, ein Spitzel zu sein?
    Jenny hatte keine Ahnung. Auch Kamids wahre Gründe für seinen Aufenthalt im Flüchtlingslager kannte sie nicht, und sie wusste nicht, ob der Mann vor ihnen zuverlässig war. Ziemlich viel, was ich nicht weiß, dachte sie und seufzte, ehe sie ihm folgte. Kamid blieb dicht hinter ihr, schaffte offensichtlich mühelos die anstrengende Wanderung, während sie längst aus der Puste war. Und das ärgerte sie erst recht!
    Endlich begann der Abstieg, rechts von hohen Felswänden begrenzt, während das Gelände auf der anderen Seite steil abfiel. Irgendwann, hinter einer Biegung, aber noch gut dreißig Meter entfernt, tauchte das Lager auf.
    Ihr Führer setzte Hamid ab, sprach mit Kamid und verschwand in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    „Er muss vor Sonnenaufgang zurück sein, damit niemand Verdacht schöpft“, erklärte Kamid und ging voran. „Heute Abend um sechs wird er dort auf uns warten, wo der Jeep geparkt war, um uns ins Dorf zu bringen.“
    „Vor Sonnenaufgang?“ Sie deutete mit dem Kopf nach Osten, wo sich der Himmel bereits rosa färbte.
    „Ohne uns ist er schneller, er wird laufen.“ Kamid hob Hamid auf den Rücken, und sie setzten ihren Weg fort.
    „Vier Stunden“, sagte er kurz darauf, als sie das Sanitätszelt erreichten. Sie warteten draußen, während der Junge hineinlief. Freudenrufe und Lias Schluchzen verrieten, dass die Eltern überglücklich waren. „Nicht schlecht für einen Zehn-Meilen-Marsch durch die Berge.“
    „Erzähl das meinen Füßen.“ Jenny hob einen an, um die Blasen und Druckstellen zu inspizieren, die wie Feuer brannten.
    „Komm, im Verpflegungszelt gibt es warmes Wasser. Dort können wir uns auch gleich etwas zu essen und zu trinken holen.“
    „Heißen Tee? Zu essen? Hört sich himmlisch an. Auf, ihr müden Beine, das schafft ihr noch.“
    Sie drehte sich

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