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Das Herz des Drachen

Das Herz des Drachen

Titel: Das Herz des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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drauf.
    Josh ging zur südlichen Wand hinüber – dort wurden die aktuellen Fälle aufbewahrt – und steuerte direkt auf die Metalltür zu, hinter der Marybeth Wenzels Körper lag.
    Er brauchte nicht mal in die Liste zu sehen, um die richtige Schublade zu finden. Er war von diesem Fall fasziniert, oder besser, von diesen Fällen, weil es die vierte Leiche war, die so aussah.
    „Ich bin froh, dass Sie hier sind“, gab Josh zu. „Die Polente kriegt das hier nicht geregelt, wenn Sie wissen, was ich meine.“
    Er zog das Laken zurück und legte einen stark verkohlten und zerschnittenen Körper frei. Josh fragte sich kurz, ob der Typ einer von den Kotzern war, aber er blinzelte nicht mal.
    „Das sieht ziemlich schlimm aus“, sagte er einfach.
    „Da haben Sie recht. Wir konnten sie nur anhand der Zahnunterlagen identifizieren. Sie hatte tolle Zähne“, sagte er mit einem Lächeln, das seine wirklich schlechten Beißer freilegte. Seine Mutter nervte ihn immer, zum Zahnarzt zu gehen. „Egal, sie hat Verbrennungen dritten Grades am ganzen Körper. Und das ist das echt Merkwürdige.“
    Der Fed hatte sich über die Leiche gebeugt, um die Schnitte zu betrachten, sah aber bei Joshs letzten Worten auf.
    „Was meinen Sie mit ‚merkwürdig‘, Doktor?“
    „Nun, die Verbrennungen sind an allen Stellen von Kopf bis Fuß gleichmäßig. Die einzige Art, auf die das passieren kann, ist, wenn der Körper in Sekundenschnelle komplett von Feuer umgeben ist. Aber für eine Explosion gibt es zu viele Überreste, also ergibt das keinen Sinn.“
    Der Bundesagent zog eine Augenbraue hoch. Das ließ ihn ganz genauso aussehen wie Mr. Spock aus dem Fernsehen.
    „Und?“
    „Nun, sie muss an ihrem Fundort umgebracht worden sein – die Verbrennungen machen den Körper sehr zerbrechlich. Wenn sie also post mortem bewegt worden wäre, würde es dafür Anzeichen geben, aber es gibt keine. Am Fundort gab es allerdings kein Anzeichen von Feuer. Überhaupt keins. Und mit Verbrennungen dieser Art ist das einfach unmöglich.“
    „Was ist denn Ihre Theorie?“
    Das brachte Josh aus dem Takt. Er war es nicht gewohnt, dass Gesetzeshüter ihn um seine Meinung baten. Oder eher um Hypothesen, weil das alles war, was er für gewöhnlich hatte. Selbst die Schmiere benutzte das Wort ‚Theorie‘ ständig falsch. Er äußerte oft freiwillig eine und manchmal hörten sie sogar zu, aber niemals hatte ihn jemand darum gebeten.
    Das gefiel ihm irgendwie, obwohl es ihm besser gefallen hätte, wenn er tatsächlich eine Hypothese aufgestellt hätte .
    „Ich weiß nicht“, gab er reuevoll zu. „Es tut mir leid, aber– nun, ich bin in diesem Fall mit meiner Weisheit am Ende. Es ist bei den beiden anderen das Gleiche. Hsu und Ding haben die gleichen Verbrennungen mit den gleichen fehlenden Anzeichen von Feuer am Tatort. Selbst bei Verlander ist nur ein kleiner Tisch kaputtgegangen. Ist das nicht abgefahren?“
    „Das ist ein guter Ausdruck dafür.“ Der Fed warf einen erneuten Blick auf die Wunden. „Sind das Kratzer von einem Tier?“
    Josh stieß ein bellendes Lachen aus, womit er einen vernichtenden Blick auf sich zog. Wieder musste Josh schlucken. Der Kerl wusste, wie man jemanden böse anstarrt. Er antwortete hastig.
    „Äh, nein, Sir, sind sie nicht. Die Schnitte sind sauber und fast … äh … chirurgisch. Es sieht aus, als wären sie von einer langen Klinge verursacht worden, wie einem langen Messer.“
    „Oder einem Schwert?“
    Das löste ein weiteres bellendes Lachen aus – er konnte es nicht unterdrücken.
    „Wie? Basil Rathbone hat sie umgebracht? Entschuldigung“, fügte er schnell hinzu. „Wer benutzt heutzutage noch ein Schwert?“
    „Sie wären überrascht“, antwortete der Fed und sein Gesicht blieb starr wie eine ausdruckslose Maske. „Und Sie sagen, die anderen drei sehen genauso aus?“
    „Jep.“
    „Kann ich die Akten von Hsu und Ding sehen?“
    „Sicher.“ Josh ging in das große Büro zum Aktenschrank. Die Hängeordner waren alle noch in dem Drahtkorb auf dem Schrank, weil es ‚heiße‘ Fälle waren. Nur zu bald würde man sie in eine Schublade stopfen.
    Der Bundesagent blätterte jeden Ordner durch, als hätte er das schon sein ganzes Leben getan. Josh nahm an, dass es auch so war. Dann gab er sie zurück.
    „Danke.“
    Josh Friedlander hatte versucht, sich zurückzuhalten, konnte aber nicht widerstehen, die Frage zu stellen.
    „Ist das noch so ein Serienkiller wie der Zodiac?“
    Der Agent schüttelte den

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