Das Herz des Drachen
zusammen, ging zum Bett hinüber und zog vorsichtig die Fernbedienung aus Deans gelockertem Griff. Er schaltete den Fernseher aus, damit er in Ruhe am Computer arbeiten konnte.
Das ließ Dean auffahren.
„Hey, ich habe mir das gerade angesehen!“, bellte er.
„Sorry, Alter“, sagte Sam leise. Er schaltete wieder ein und gab Dean die Fernbedienung zurück. Dean musste erneut durch die Kanäle schalten, um die Sendung wiederzufinden.
Bevor er den Sender finden konnte, trat jemand die Tür ein.
„Also, das eine Mädchen packt das andere Mädchen und zieht sie an den Haaren. Mein erster Gedanke ist jetzt ‚Hey, es ist eine Party‘. Natürlich weiß ich, dass sie irgendwann die Kontrolle verlieren und ich denke, dass ich einschreiten muss.“
James ‚Tiny‘ Deng grunzte, als er mit Albert Chaos SUV auf die Ellis Street abbog und sich nach einem Parkplatz umsah. Er hasste es regelrecht, wenn er mit Jake Leung zusammenarbeiten musste. Jake hielt einfach nie die Klappe.
„Also halte ich sie auseinander und eine von ihnen – die mit den langen Haaren – krallt sich in meinen Arm. Schau mal, was sie mit mir gemacht hat.“ Jake hielt einen Arm hoch, um die Kratzer zu zeigen, aber Tiny sah gar nicht richtig hin.
Auf der Ellis Street war weit und breit kein Parkplatz zu sehen, aber Tiny fand eine Lücke vor einem Hydranten. Er zuckte die Schultern und parkte dort. Dann zog er einen Zettel aus dem Handschuhfach und legte ihn auf das Armaturenbrett. Dort stand in Blockbuchstaben SFPD – EINSATZ . Tiny hatte keine Ahnung, wo der Boss das Teil herhatte, aber es war nützlich, wenn man keinen Parkplatz fand.
Soweit Tiny sich erinnern konnte, war erst einmal jemand trotzdem abgeschleppt worden, und der Boss hatte das Auto wiederbekommen, ohne einen einzigen Penny zu bezahlen.
So machte man Geschäfte.
„Egal, ich wollte der Schlampe ’ne Lektion erteilen, also habe ich …“
Zu dieser Zeit hatte sein Partner seine zwei Meter fünf große Gestalt bereits aus dem SUV bewegt und starrte ihn einfach nur an, weil er noch angeschnallt auf dem Beifahrersitz saß.
„Äh, Jake? Wir sind da.“
„Häh?“ Jake sah sich um und wurde sich plötzlich der Tatsache bewusst, dass der Wagen angehalten hatte. „Richtig.“ Er öffnete die Tür und sprang auf den Gehweg. Dabei konnte er gerade noch dem Hydranten ausweichen. „Also. Was suchen wir noch mal?“
Tiny grunzte erneut. Er hatte es ihm bereits erklärt, aber Jake hörte so gern den Klang seiner eigenen Stimme, dass er sonst nicht viel mitbekam.
„Wir suchen zwei Typen in diesem Hotel“, sagte er. „Die haben so ein Schwert und wir sollen’s für den Boss holen. Er hat gesagt, wir sollen jeden abmurksen, der uns in die Quere kommt.“
„Okay. Das machen wir. Lass uns hoffen, dass sie keine Schlampen dabeihaben. Ich will keine neuen Kratzer.“ Er blickte bedauernd auf seinen Arm, der, soweit Tiny sehen konnte, keine Schramme aufwies.
Tiny sah sich um. Er entdeckte eine dreistöckige Fassade mit einem Laden für Bilderrahmen im Erdgeschoss und einem Zeichen neben der Tür, das nach oben deutete.
„Sieht so aus, als wäre es hier – lass uns mal nachsehen.“
Tiny ging auf die Tür zu, Jake folgte ihm. Nachdem sie eine schmale Treppe hinaufgestiegen waren, standen sie in einer kleinen Lobby mit rissigen Ledersofas und kaputten Tapeten. Zwei Flure mit ausgeblichenen Teppichen führten nach hinten. Hinter einer abgewrackten Theke saß ein aknebedeckter Junge, der Entertainment Weekly las. Auf dem Namensschild auf seiner Brust stand ELMER .
Ohne auch nur von seiner Zeitung aufzusehen, sagte Elmer mit gelangweilter Stimme: „Kann ich Ihnen helfen?“
Tiny tauschte einen kurzen Blick mit Jake und zog seine .45er, Jake tat es ihm nach. Während Tiny eine Kimber Ultra Refined Carry Pistole Modell II bei sich trug, musste Jake es wie üblich mit seiner Para-Ordnance Nite-Tac ACP übertreiben. Meistens dienten die Waffen sowieso nur zum Drohen. Wenn jemand in den Lauf einer solchen Handfeuerwaffe blickte, taten alle für gewöhnlich, was ihnen befohlen wurde.
Als er keine Antwort bekam, ließ Elmer sein Magazin sinken, sprang von seinem Hocker und stieß ihn aus Versehen nach hinten um.
„Oh, Gott, bitte töten Sie mich nicht, bitte nicht …“
„Schnauze!“, brüllte Jake. „Du hörst dich an wie ’ne Schlampe. Ich hasse Schlampen.“
„Nur eine Frage“, sagte Tiny und ignorierte seinen Partner. „Ist heute jemand angekommen? Vielleicht zwei
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