Das Herz des Eisplaneten
den Beinen und öffnete die Tür, tänzelte auf Zehenspitzen umher, als sich die Bodenkälte durch ihre Socken fraß.
»Ich werde den Herd schüren«, meinte Sinead und öffnete ihre Oberkleider. »Sie werden heute etwas Warmes im Bauch brauchen.
Manchmal habe ich das Gefühl, daß es kurz vor dem Frühling viel kälter ist als mitten im Winter. Aber ein guter Tag, um nach den Fallen zu sehen.«
Während sie sich daranmachte, Wasser aus dem Thermosbehälter in einen Topf zu gießen, um es heiß zu machen, und als sie die Asche von der Glut schüttelte, glitt Yana in ihre Kleider.
»W-w-w-was… j-j-j-jagen… Sie eigentlich?« fragte sie mit klappernden Zähnen. Sie fand es merkwürdig, daß jedermann in Kilcoole noch völlig intakte Zähne besaß. Sie war überzeugt davon, daß ihre eigenen Schneidezähne eines schönen Morgens abbrechen würden.
»Was immer sich jagen läßt«, erwiderte Sinead mit einem Grinsen.
»Jetzt bin ich auch nicht viel klüger.«
»Es ist eine gute Zeit, um nachzusehen, was verfügbar ist«, wiederholte Sinead. »Die Jahreszeit, da manche glücklicher sind, zu sterben als zu leben.«
»Wie können Sie das auseinanderhalten?«
»Sie werden schon sehen. Hier, trinken Sie das!«
Yana schlang die Hände um den Becher und preßte ihn vorsichtig an die Wangen, um ihr kaltes Gesicht aufzuwärmen.
Sinead hatte auch eine Portion Porridge für Yana zubereitet.
»Aisling hat mir schon etwas zu essen gemacht. Ich darf morgens nicht aus dem Haus, bevor ich nicht satt bin.«
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Yana erwiderte ihr Grinsen. Einen Augenblick lang beneidete sie Sinead darum, einen fürsorglichen Lebenspartner zu haben, der sich um sie kümmerte. Als die Mahlzeit sie hinreichend aufgewärmt hatte, war sie zum Abmarsch bereit. Sinead hatte das Feuer
zusammengeschoben, damit nach Yanas Rückkehr noch etwas Glut zum Entfachen übrig war. Clodaghs Katze ging mit ihnen hinaus und huschte in eigenen Angelegenheiten davon.
Sinead schnaubte. »Niemand hat Clodaghs Katzen. Die haben einen.«
Da konnte Yana nur herzhaft zustimmen. Sie zog sich das Fell ins Gesicht hoch, als Sinead ihrer Leithündin etwas zurief, einem zottigen, gescheckten Tier, das sie auf den Namen Alice B. getauft hatte.
Es war niemand zu sehen, als die Hunde den Schlitten schnell die Hauptbahn von Kilcoole entlangzogen, obwohl in einigen Häusern Licht brannte. Kurz darauf drangen sie in den Wald ein, und Sinead lenkte ihr Gespann nach links, einen sanften Abhang hinunter und schließlich auf eine große weiße Ebene hinaus. Hier und dort erblickte Yana etwas, das wie die Spitzen quadratischer Zaunpfähle aussah, die aus ihrer winterlichen Decke emporragten, und sie überlegte, ob das Dorf dort vielleicht während des kurzen Sommers seine Feldfrüchte anbaute. Als sie die Leithündin plötzlich ins Nichts hinabstürzen sah, geschah es noch rechtzeitig, um sich noch etwas fester an den Lenkbügel zu klammern, als der Schlitten auch schon fast senkrecht den steilen Hang hinunterjagte.
Sie rasten an spiralförmiger Vegetation vorbei, wie Yana sie auf ihrer ersten Fahrt auf Petaybee erblickt hatte; dann wurde der Boden wieder eben und glatt. Ob das wieder einer von Petaybees vielen Flüssen war? Als sie kurz darauf auf der gegenüberliegenden Seite einen Hang hinauffuhren, schloß sie, daß sie richtig geraten hatte.
Gefrorene Sträucher wichen bald dem Baumbewuchs, der immer dichter wurde, je weiter Sinead den Weg entlangfuhr. Der Weg führte erst ein Stück hügelaufwärts, um sich dann wieder in die Tiefe zu senken, dann über eine zweite Lichtung und schließlich wieder in ein
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Waldstück hinein, wobei sich Sinead immer links hielt, dem sich langsam aufhellenden östlichen Himmel entgegen.
Ab und an machten Yanas scharfe Augen glitzerndes Licht zwischen den Bäumen aus, und sie nahm auch den Duft von Holzfeuer wahr. Die Hunde liefen immer weiter, gelegentlich bellten sie laut, offensichtlich aus schierer Freude. Dann pflegte Sinead zu lachen und sie weiter anzutreiben.
So ging es etwa eine Stunde lang, immer wieder in den Wald hinein und wieder heraus, bis Sinead der Hündin Alice B. vor einem kleinen Schuppen anzuhalten befahl. Es war eher ein Pultdach, überlegte Yana, als sie aus dem Schlitten stieg und zu ihrer Genugtuung feststellte, daß sie sich nicht so steif wie sonst fühlte. Und die Kälte hatte sie auch nicht zum Krüppel gemacht. Könnte es sein, daß sie sich langsam an diesen eisigen Planten aklimatisierte?
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