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Das Herz des Eisplaneten

Das Herz des Eisplaneten

Titel: Das Herz des Eisplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Scarborough
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Nahrung immer wieder auf der Lichtung im Kreis
    umhergeschweift war, hatte sich der Schnee in ein schlammiges Moorbad verwandelt.
    Sinead trat zurück, wobei sie Yana mit erhobener Hand bedeutete, sich nicht vom Fleck zu bewegen. Sie schlüpfte aus ihren Gepäckriemen, legte den Rucksack leise in den Schnee, dann kroch sie, die Lanze in der Hand, um das Dickicht. Yana sah zu, wie sie in einem anderen Teil des Unterholzes verschwand. Plötzlich vernahm sie ein Grunzen, ein sirrendes Geräusch und einen dumpfen Aufprall, als die Lanze ihr Ziel traf, danach ein luftiges Krachen im Gebüsch.
    »Alles in Ordnung, Yana«, rief Sinead fröhlich, und Yana drängte durch das Unterholz. Dann sah er eine Lanze aus dem Schädel des Rotwilds ragen, genau zwischen den Augen. »Großartiges Fell, dieser Hirsch«, meinte Sinead und fuhr dabei mit der Hand die Flanke und den Rücken des toten Tiers entlang.
     
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    »Das hier ist wohl keine von Ihren humanen Fallen, wie?« fragte Yana und sah sich auf der Lichtung um, während sie sich neben die Jägerin setzte.
    »Keine Falle, aber ich habe schon gesehen, wie Kühe an solchen Orten ihre Jungen zur Welt brachten.«
    »Sie sind eine mächtige Jägerin, Nimrod«, fuhr Yana fort, als sie bemerkte, wie tief die Lanzenspitze in den Schädel des Tiers eingedrungen war. »Das war ein beachtlicher Wurf.«
    »Geht dabei darum, so wenig Schmerz wie möglich auszulösen.
    Zwischen den Augen ist der Schädelknochen am dünnsten. Er war im selben Augenblick tot, als die Spitze das Gehirn traf. Bei einem solchen Bruch wollte er sowieso nichts anderes mehr«, meinte Sinead und zeigte auf das gebrochene Bein. »Das ist auch erst vor ein, zwei Tagen geschehen. Übrigens wird auf diese Weise auch das Fell nicht beschädigt. Kommen Sie. Jetzt haben wir wirklich viel Arbeit vor uns.« Zu Yanas Überraschung ließ Sinead sich von ihr dabei helfen, den Kadaver erst von der kleinen Lichtung zu schleppen. »Vielleicht braucht eine Rentierkuh diese Stelle noch im nächsten Frühling, da ist es nicht gut, Todeswitterung zurückzulassen.«
    Sie nahmen das Tier aus, eine Prozedur, die Yana als weniger ekelerregend fand, als das Sezieren außerirdischer, fremder Kreaturen, was sie während ihrer Forschungs-und Entdeckungszeit bei Firmenexpeditionen öfter mitangesehen hatte. Sinead führte ihr die Technik mit geradezu ritualistisch anmutender Sorgfalt vor und gab die Eingeweide in einen Sack, den sie offensichtlich allein zu diesem Zweck mitgebracht hatte. Nur die Leber ließ sie draußen.
    »Unser Mittagessen«, verkündete sie, »aber ich werde den Rest, den wir noch gebrauchen können, dort aufhängen, wo niemand drankommt.« Sie hängte den Beutel hoch an den Ast neben den Kadaver, der sich in der Kälte bereits versteifte. »Wir kommen nachher zurück. Müssen erst alle Fallen abgehen.«
    Dann bedeutete Sinead ihr, zu folgen, während sie ihren Inspektionsgang fortsetzte. Nachdem sie einige weitere Beutetiere eingesammelt hatten, darunter zwei, die bereits in ihren Fallen verendet waren, entschied Sinead, daß es Essenszeit sei. Sie baute ein
     
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    kleines Feuer und spießte auf zugespitzten Zweigen in Scheiben geschnittene Leber auf.
    Das Essen roch ebenso gut, wie es hinterher auch schmeckte. Yana leckte sich die Finger ab, schob sie nach dem Essen in ihren Parka, um sie an ihrem Hemd abzutrocknen. Sinead erhitzte eine Pfanne mit Wasser und machte etwas Tee, den sie abwechselnd tranken.
    »So«, meinte Yana schließlich. »Bisher scheinen das ja alles ziemlich normale Tiere gewesen zu sein, wie man sie früher auch in den nördlichsten Gebieten der alten Erde erwartet hätte. Ich hatte eigentlich auf etwas Ungewöhnlicheres gehofft.«
    Mit leisem Lächeln musterte Sinead sie. »Es ist noch früh am Tag.«
    »Haben Sie auch einmal eine von diesen Süßwasserrobben gefangen?« Die Bestürzung, mit der Sinead auf diese beiläufige Frage reagierte, ließ Yana sofort einen Rückzieher machen. »Was habe ich denn Falsches gesagt? Sie haben mich doch gefragt, ob ich sie gesehen hätte.«
    »Wenn Sie eine Robbe sehen, Dama, seien Sie respektvoll.« An Sineads drohendem Unterton war kein Zweifel.
    Yana räumte mit erhobenen Händen ihre Niederlage ein und lachte verunsichert. »Entschuldigung. Sind Robben denn etwas
    Besonderes?«
    »Sehr«, meinte Sinead in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Dann wurde sie wieder etwas lockerer. »Die Robben von Petaybee gehören zu den ungewöhnlichsten Tieren:

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