Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
Simon haben in den vergangenen vier Wochen auch schon ohne Probleme daran gearbeitet. Ich sehe keinen Grund, warum das damit nicht weiter so gut klappen sollte.«
Sie ging hinüber zum Schrank und zog noch eine Tasche heraus, um sie mit Windeln zu füllen. Als sie sich umdrehte, verstellte ihr Jonathan nochmals den Weg. Seine Züge waren weicher geworden, und seine Augen hatten wieder jenes intelligente warme Grau, in das sie sich während der vergangenen achtzehn Monate verliebt hatte.
»Und was ist mit dem Baby, Grace?«, fragte er weich.
»Was soll mit ihm sein?«
»Wird es noch bei dir sein, wenn du zurückkommst?«
Tja, das war nun wirklich die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage, nicht wahr? Grace versuche sich daran zu erinnern, welche Halbwahrheiten sie Jonathan erzählt hatte – von den
Angestellten des Sozialamtes und von ihren Brüdern ganz zu schweigen. Und wie war es mit jenen Halbwahrheiten, die sie Emma, der netten Krankenschwester aus dem Krankenhaus, erzählt hatte, die so freundlich gewesen war, ihren Urlaub zu nehmen, um Grace während der vergangenen vier Wochen mit dem Baby zu helfen?
»Um das herauszufinden, gehe ich nach Maine«, erklärte sie Jonathan.
»Der Junge gehört zu seinem Vater.«
»Er gehört zu derjenigen Person, die am besten für ihn sorgen kann«, gab sie zurück.
»Du hast es deiner Schwester versprochen«, rief er ihr in Erinnerung. Er griff erneut nach ihrem Arm, diesmal sanfter. Doch sein Gesichtsausdruck war alles andere als sanft. »Und du setzt dich nicht mit Marys Tod auseinander, Grace«, sagte er. »Solange du dich noch an ihr festhältst, meinst du, dein Versprechen nicht halten zu müssen.«
»Das ist nicht wahr.«
Er hob eine Hand und strich ihr eine störrische Haarsträhne aus dem Gesicht und hinters Ohr. »Jetzt gerade steht sie mitten auf deinem Küchentisch. Du hast deine Schwester in eine große Oreo-Keksdose gepackt – und du redest mit ihr.«
Grace blieb eisern und zeigte ihren Schmerz nicht. »Sie ist meine kleine Schwester, Jonathan. Willst du, dass ich sie im Schrank verstecke? Oder soll ich sie per Kurier nach Pine Creek schicken? Mary hat Oreo-Kekse geliebt. Ich kann mir keinen Platz vorstellen, an dem sie zurzeit lieber wäre – bis zur Sommersonnenwende, wenn ich sie auf dem Berg TarStone verstreuen soll.«
»Es sind noch vier Monate bis zur Sommersonnenwende«, sagte er und sah wieder ärgerlich aus. »Schon letzte Woche, als du mich um diese Auszeit gebeten hast, habe ich dir erklärt, dass vier Monate zu lang ist. Du hast schon einen Monat lang
gefehlt, und länger kann ich im Moment nicht auf dich verzichten.«
»Ich werde vier Monate weg sein, Jonathan«, erklärte sie ihm entschieden und machte sich auf einen Streit gefasst. »Das bin ich Mary und dem Baby schuldig.«
»Du musst sie loslassen, Grace«, wiederholte er, zog sie plötzlich in seine Arme und drückte sie fest an sich.
Grace seufzte an seiner Schulter. Es gefiel ihr in Jonathans Armen – normalerweise. Verflixt, bei den paar Gelegenheiten, an denen sie bisher miteinander ausgegangen waren, hatte sie das Gefühl gehabt, als läge eine viel versprechende Zukunft vor ihnen. Also warum war sie jetzt enttäuscht? Konnte es ein, dass dieser moderne, von Erfolgsstreben getriebene Mann keine Spur von Empfindsamkeit besaß? War es möglich, dass er so egoistisch war, nicht zu verstehen, warum sie den Tod ihrer Schwester auf ihre Weise richtig hinter sich bringen wollte?
»Du musst nach Maine gehen, den Vater des Kindes finden und dann dein eigenes Leben weiterleben«, fuhr er über ihren Kopf hinwegsprechend fort. »Deine Schwester hat dich ja so gut wie mit ins Grab gezogen.« Er beugte sich zurück, um sie anzusehen. »Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut? Du trägst Jogginghosen und ein Sweatshirt, Herrgottnochmal. Dieselben, die du gestern auch schon anhattest.«
»Sie sind am leichtesten zu waschen«, sagte sie, löste sich aus seiner Umarmung und begann, Windeln in die Tasche zu stopfen. »Babyspucke und Babynahrung vertragen sich halt nicht gut mit Seide.«
»Das ist der nächste Punkt«, sprach er weiter, auch wenn sie ihm den Rücken zudrehte. »Du bist Wissenschaftlerin, nicht Mutter. Du hast nicht die leiseste Ahnung, wie man ein Kind erzieht. Du kannst doch nicht mal die Verschlüsse an seinen Kleidern richtig zumachen. Der Kleine sieht genauso durcheinander aus wie du in letzter Zeit.«
Sobald sie sich wieder zu ihm umdrehte, griff er
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