Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
als das Schrappen von Metall auf Baumrinde. Das Flugzeug kippte ruckartig zur Seite, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Gepäck fiel aus dem Gepäckraum nach vorn, traf sie schmerzhaft an der rechten Hüfte. Ein Fenster zersplitterte, und Glasstückchen wurden in alle Richtungen geschleudert. Mehrere Scherben streiften Graces Wange, so dass sie aufschrie.
Greys Arme legten sich fester um sie.
Der Lärm war betäubend, mit dem der Wald das Flugzeug in
gnadenloser, entschlossener Präzision zerriss. Treibstoffgeruch erfüllte die Luft, wurde von eisigen, feuchten Böen hereingetragen. Funken von blauem Licht schossen plötzlich durch das Innere des Flugzeugs und verbreiteten einen ätherischen Schimmer über dem Chaos.
Sie trafen etwas Unnachgiebiges, und der Gurt an Graces Taille hätte sie beinah in zwei Teile geschnitten. Jetzt fiel das Flugzeug plötzlich nach vorn, den Schwanz über das Vorderteil kippend, dann krachte es schließlich gegen einen Baum, der dem Aufprall standhielt. Das Flugzeug zögerte einen Sekundenbruchteil, als balanciere es auf einem rasiermesserscharfen Grat, dann begann es langsam, den Baum entlang herunterzurutschen.
Obwohl Grace auf den letzten Aufprall vorbereitet war, überraschte es sie, wie heftig er sich anfühlte. Doch noch mehr überraschte sie, dass Greylen MacKeages Kraft diesen übertraf. Die Arme, die sie bisher so sicher gehalten hatten, griffen so fest zu, dass sie glaubte, ihre Rippen würden brechen.
Und er ließ auch nicht los, als auf einmal alles zum Stehen kam.
Ihr Flug durch die Hölle hatte mit einem Schlag in einer halb aufrechten Position geendet. Die Maschine der DeHaviland hockte jetzt auf dem Sitz des Kopiloten und zischte gefährlich, als Schnee und Dunst durch das zerbrochene Fenster auf sie trafen. Die Luft um sie summte regelrecht, wie aufgeladen von dem unheimlichen Schimmern des immer noch den Raum erfüllenden blauen Lichts. Beide Flügel waren vom Rumpf der Maschine abgerissen worden. Mark und sein Sitz waren nirgendwo zu sehen.
Erst als die Stille bis in ihre Gedanken vordrang und der kalte, gefrorene Nebel ihr Gesicht berührte, begriff Grace, dass sie noch lebte.
Das Baby nicht. Es schrie nicht mehr, und sein Strampeln
hatte aufgehört. Grace versuchte hastig, ihren Sicherheitsgurt zu lösen. Er öffnete sich, und sie fiel gegen die Wand des Flugzeugs. Grey befreite sich vorsichtiger und bremste seinen Fall mit den Armen.
»Oh, mein Gott, er ist tot!«, jammerte sie und starrte auf die bewegungslose Wölbung in seiner Jacke.
»Ist er nicht«, sagte Grey scharf. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, und ihr lebloser Neffe spuckte in seine Hände. »Es hat ihm nur den Atem verschlagen«, versicherte er ihr mit ruhigerer Stimme.
Sie sah zu, wie Grey das Baby hochhob und seinen Mund mit dem seinen bedeckte. Er pustete mit kurzen, flachen Stößen in das Kind, zog sich zurück und drehte den Kleinen sanft von einer Seite zur anderen. Er wiederholte die Beatmung, legte das Baby auf seinen Schoß und begann sanft, ihm die Brust zu massieren.
Grace konnte nur voller Entsetzen zusehen.
Plötzlich schnappte das Kind nach Luft. Seine Arme und Beine begannen wild zu rudern, und es ließ einen Schrei los, der laut durch den Wald hallte.
Grace hob ihn hoch und drückte ihn an ihre Brust, während die Tränen ihr über beide Wangen liefen. Sie küsste ihn überall auf Gesicht und Kopf und kümmerte sich nicht um seinen Widerstand, auch nicht als er sie schreiend anspuckte. Sie lachte und hielt ihn fest an sich gedrückt, dann sah sie über seinen Kopf hinweg Grey an.
»Danke«, sagte sie. »Sie haben ihm das Leben gerettet. Und meines auch. Vielen Dank.«
Grey sah alles andere als zufrieden mit sich aus. Genau genommen wirkte er wutentbrannt. Sie sah zu, wie er mit erstaunlicher Kraft gegen die Wand des Wracks drückte, so dass sie aufbrach und er hinausfiel auf den mit Schnee bedeckten Waldboden.
Er rappelte sich hoch und schaute ins Vorderteil des Flugzeugs,
wo der Pilot hätte sein sollen. Grace beobachtete, wie er sich langsam auf der Unfallstelle umschaute und dann entschlossen davonging.
Sie kroch mit dem Baby in den Armen aus dem Loch, das er in die Flugzeugseite gebrochen hatte, und setzte sich sofort hin. Ihre Beine weigerten sich, mit ihrem Gehirn zusammenzuarbeiten. Also setzte sie sich in den Schnee, lehnte sich an das Flugzeugwrack und zog an dem Bändchen, das am Hemd des Babys befestigt war. An dessen Ende tauchte
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