Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
ganzen Platz in der Kabine ein, und seine Hände sahen aus, als könnten sie ihre Hand ohne jede Mühe zerdrücken.
Sie hatte an diese Möglichkeit gedacht, als sie zögernd seine Hand geschüttelt hatte, und war dann überrascht gewesen, wie sanft sein Griff war. Doch noch mehr überrascht hatte sie, welch ein elektrischer Strom plötzlich ihren Arm entlangzuwandern
schien, ganz hinauf bis in die Mitte ihrer Brust. Genau genommen kribbelte ihr gesamter Körper von weiblicher Bewusstheit.
Grey MacKeage war viel mehr als nur ein gut aussehender Mann. Irgendetwas an ihm beunruhigte sie. Irgendetwas, das Grace nicht erklären konnte, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sie noch nie so etwas empfunden hatte. Es war, als ob ihre Hormone plötzlich nach langem Schlaf erwacht waren und jetzt auf einmal ihren Körper überfluteten wie von Hitze aufgeladene Elektronen auf der Suche nach Bindung. Sie begann den Verdacht zu haben – und zu befürchten –, dass das, was sie spürte, das erste Erwachen von Begehren sein musste.
Das war gar nicht gut.
Denn es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Und auch nicht der richtige Ort. Sie wollte sich nicht so stark zu einem Mann wie Greylen MacKeage hingezogen fühlen. Das machte absolut keinen Sinn. Er sah aus, als ob er aus einer unzivilisierten Epoche entsprungen wäre, wie ein Mann, der sich zum Überleben auf primitive Instinkte verlassen würde. Jemand, der Macht, nicht Worte gebrauchen würde, um sich durchzusetzen, und der alles und jeden über den Haufen rennen würde, was oder wer sich ihm in den Weg stellte. Trotzdem gefiel ihr sein Geruch, die Kraft, die er ausstrahlte, der stetige Blick aus seinen grünen Augen. Er war ein Mann, wie sie ihn in einer schwierigen Lage gern neben sich haben würde. Ganz besonders mochte sie seine Haltung.
Besonders jetzt, wo er offensichtlich Todesangst hatte.
Grace sah, dass seine Knöchel ganz weiß waren, wo er sich am Sitz neben ihr festklammerte. Seine Augen waren fest geschlossen, und sie würde jede Wette eingehen, dass er betete.
Greylen MacKeage hatte Angst vor dem Fliegen.
Grace lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Sie bemühte sich, ihre Hormone dazu zu bringen, sich zu beruhigen,
und drängte ihre eigenen Sorgen darum, wie lufttauglich das Flugzeug wohl sein mochte, in den Hintergrund.
Zum ersten Mal seit neun Jahren kam sie nach Hause. Das würde noch zur schlechten Angewohnheit werden, lediglich zu Beerdigungen zurückzugehen. Sie war froh, dass sie diesmal eine Weile bleiben würde. Sie brauchte die Ruhe, wollte wieder eine Verbindung mit der Erde und den Bäumen und dem Granit der Berge spüren. Sie hatte zu lange ins Weltall hinausgeschaut anstatt zur Erde. Sie hatte vergessen, wie es sich anfühlte, wenn der Schnee unter ihren Füßen knirschte, wie Kiefernharz an den Händen duftete.
Und sie hatte vergessen, dass Männer wie Greylen MacKeage existierten.
War es das gewesen, was Mary gefunden hatte, als sie sich in Michael MacBain verliebte? Dieses Kribbeln, das ein solch vollendet männliches Wesen auslösen konnte? Oder seine Kraft zu spüren, die er nahezu zum Greifen ausstrahlte?
War Marys Michael MacBain ein großer, starker Mann wie Greylen MacKeage? Hatte sie schon beim ersten Mal, als sie ihm begegnete, wissen wollen, wie es sich anfühlte, wenn er sie umarmte?
Grace zog mit den Füßen ihr Handgepäck näher zu ihrem Sitz heran. Mein Gott, wie sie ihre Schwester vermisste. Es gab so viele weitere Kapitel in ihrem Leben, die sie gern mit Mary geteilt hätte – über die Liebe, Beziehungen, die Zufriedenheit, die ihre Schwester hier in den Wäldern gefunden hatte, im Schatten des TarStone.
Grace hatte Pine Creek mit sechzehn verlassen, um aufs College zu gehen. Sie bedauerte ihre Entscheidungen der letzten vierzehn Jahre nicht, aber sie hatte geglaubt, mehr Zeit zu haben, damit sie und ihre Schwester sich wieder näher kommen konnten. Mary hätte ihr beibringen sollen, was man auf dem College nicht lernte. Dinge, wie das richtige Verhalten bei einem
Rendezvous, wie man Männern das Herz brach und sich verliebte.
Wie hatten so viele Jahre vergehen können, ohne dass sie es bemerkte? Sie hätte schon früher zurückkommen, sich zwischen ihren akademischen Arbeiten eine Auszeit nehmen und Zeit mit Mary verbringen sollen.
Die Erschöpfung ließ Grace schließlich einschlafen – die Arme um das Baby gelegt und die Beine fest um die Tasche zwischen ihren Beinen.
KAPITEL 4
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