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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Stimmen hören, aber nicht verstehen, was sie sagten. Er hörte sie lachen, weshalb er vermutete, daß sie Witze erzählten. Gelegentlich nahm er das Knacken des Funkgeräts wahr, woraufhin sie jedesmal schwiegen, bis sie sicher waren, daß die Nachricht sie nicht betraf.
    Das Adrenalin verschwand langsam aus seinem Körper, und seine Lage wurde immer unbequemer, aber wenigstens konnte er sich nun rühren. Er konnte sich ein wenig bewegen und die Steine und Grasbüschel beiseite schaffen, die ihn störten.
    Offensichtlich warteten sie auf ein Signal oder einen Alarm – und er wußte, daß er das Ziel ihrer Suche war. So lange er hier unter dieser Brücke lag, würden sie nicht abberufen werden. Was hieß, daß sie hierblieben. Was hieß, daß es eine lange Nacht werden würde.
    Noch schlimmer war die Zeit, die er dadurch verlor, Stunden, in denen er sich Lusaka hätte nähern sollen. Noch war es nicht problematisch. Es blieb Zeit genug, aber es war auch besser, Zeit zu haben, denn man konnte nie wissen, was vor einem lag. Er mußte immerhin noch zwei Grenzen |296| überqueren, und er hatte zwar seinen Paß in der Tasche, besaß jedoch keine Papiere für das Motorrad. Die afrikanische Lösung bestünde darin, ein paar Hundert-Rand-Scheine zwischen die Seiten des Passes zu legen und zu hoffen, daß sich die Sache auf diese Weise klären ließ, aber Schmiergeldzahlungen brauchten Verhandlungszeit, und man konnte auch am falschen Tag an den falschen Zollbeamten geraten – es war ein Risiko. Besser wäre, ein Loch im Grenzzaun zu finden und einfach durchzumarschieren. Der Sambesi River war dann allerdings nicht mehr so einfach zu überqueren.
    Er würde die Zeit brauchen.
    Dann war da noch das andere kleine Problem. So lange es dunkel war, befand er sich in Sicherheit. Morgen früh aber, wenn die Sonne aufging, war sein Versteck im dunklen Schatten der Brücke nutzlos.
    Er mußte verschwinden.
    Er brauchte einen Plan.
     
    »Ich verstehe vor allem eines nicht, Luke«, sagte der Direktor. »Inkululeko, der angebliche südafrikanische Doppelagent, arbeitet doch für Sie. Warum sollten Sie bereit sein, Johnny Kleintjes diese Information abzukaufen?«
    Powell schüttelte bloß den Kopf.
    »Warum interessiert es Sie, ob wir glauben zu wissen, wer er ist?« fragte der Direktor, und Janina war überrascht über die Richtung, die seine Fragen nahmen. Der Direktor hatte ihr gegenüber nichts von seinen Vermutungen geäußert.
    »Ich glaube nicht, daß wir mit diesen Fragen weiterkommen, Herr Direktor«, erwiderte Powell.
    »Ich glaube, weil es danach stinkt, daß wir ganz dicht dran sind.«
    »Ich kann dazu nichts sagen. Ich bin bereit, über unser gemeinsames Problem in Lusaka zu sprechen, aber das ist alles. Tut mir leid.«
    »Es ergibt einfach keinen Sinn, Luke. Warum sollten Sie das Risiko eingehen? Sie wußten von dem Augenblick an, in |297| dem Kleintjes ins Konsulat kam, wie es laufen würde. Sie wußten, daß wir einen Fotografen draußen haben.«
    Powell wurde vom Kellner unterbrochen, der das Essen brachte – ein Steak für den Amerikaner, einen Teller Pommes frites für Janina, einen Orangensaft für den Direktor.
    »Ich habe keine …«, sagte Janina, aber dann unterbrach sie sich, es würde ja doch nichts helfen, den Kellner zu korrigieren. Sie zog den Orangensaft zu sich herüber.
    »Ich hole mir Salat«, sagte der Direktor und erhob sich.
    »Kann ich Ketchup haben?« fragte Powell.
    »Wie bitte?« fragte der Kellner.
    »Er will Tomatensauce«, sagte Janina gereizt.
    Powell lächelte bloß, und als der Kellner den Ketchup brachte, schüttete er reichlich davon über die Fritten. Er nahm seine Gabel, spießte ein paar auf und schob sie sich in den Mund.
    »Tolle Fritten«, sagte Powell, und sie schaute ihm beim Essen zu, bis der Direktor mit seinem Salatteller zurückkehrte.
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, wer Sie in Lusaka reingelegt hat?« fragte Janina.
    »Nein, Ma’am«, sagte Powell.
    Der Keller trat neben den Tisch. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie wollte dem Pickelgesicht entgegenschreien, daß gar nichts in Ordnung war, daß sie keine Fritten bestellt hatte und daß er sie in Frieden lassen sollte, aber sie tat es nicht.
    »Das Steak ist phantastisch«, sagte Powell. Der Kellner lächelte erleichtert und ging.
    »Wie ist Ihr Salat, Herr Direktor?« fragte Powell.
    Der Direktor legte Messer und Gabel auf seinen Teller. »Luke, wir haben Leute vor Ort in Sambia. Das letzte, was wir wollen, ist, mit

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