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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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aufrecht.
    »Ich zähle bis zehn«, sagte Thobela, »dann liegen alle Waffen auf dem Boden.« Seine Stimme klang heiser und merkwürdig, ein verzweifelter Mann. Seine Gedanken galten dem Hubschrauber: Wo war der Pilot? Wo waren die Männer, die mit dem Funkgerät eine Warnung absetzen konnten?
    Sie legten ihre Waffen hin.
    Da Costa, Zwelitini und Cupido.
    »Wo sind die anderen beiden?«
    Da Costa sah sich um, er verriet ihre Position.
    »Holt sie her! Sofort!« sagte Thobela.
    »Ganz ruhig bleiben«, sagte Da Costa.
    Little Joe kam wieder zu Bewußtsein und begann vor ihm herumzuzappeln »Ich bin ruhig, aber wenn die beiden jetzt nicht herkommen …«
    »Captain«, rief Da Costa über die Schulter.
    Keine Antwort.
    Er funkte, Thobela wußte es, er rief Verstärkung.
    »Eins, zwei, drei …«
    »Captain!« Panik in Da Costas Ruf.
    »Vier, fünf, sechs …«
    »Scheiße, Captain, er erschießt ihn.«
    »Das tue ich. Sieben, acht …«
    »Okay«, rief der Pilot, als er und sein Kollege mit erhobenen Händen an den Rand des Flußufers kamen.
    »Tretet von den Waffen zurück«, sagte Thobela, und sie machten alle ein paar Schritte rückwärts. Er stieß Little Joe das Ufer hoch, so daß er den Helikopter besser sehen konnte. Der Soldat war unsicher auf den Beinen, murmelte aber immer noch: »Erschießt ihn!«, und Thobela sagte: »Du willst doch nicht, daß ich dich wieder schlage?« Dann hörte sein Gemurmel auf.
    So standen sie, der Flüchtige mit seiner Geisel, die anderen fünf zusammen.
    In Thobelas Kopf tickte die Uhr.
    |304| Hatte der Pilot eine Nachricht abgesetzt? Wie viel Blut hatte er verloren? Wann würde er den Schwindel fühlen, wann würde er sich nicht mehr konzentrieren können, wann würde er die Kontrolle verlieren?
    »Hört gut zu«, sagte er. »Es ist eine üble Situation, macht sie nicht noch schlimmer.«
    Keine Antwort.
    »Heißt er Joe?«
    Da Costa war derjenige, der nickte.
    Thobela spürte die gepanzerte Weste unter Little Joes Hemd. Er wählte seine Worte sorgsam. »Der erste Schuß landet in Joes Schulter. Der zweite in seinem Bein. Verstanden?«
    Sie antworteten nicht.
    »Ihr drei«, er machte eine Geste mit dem Lauf, »holt das Motorrad.«
    Sie standen bloß da.
    »Beeilt euch!« rief er und drückte den Lauf gegen Little Joes Schultergelenk.
    Die Soldaten gingen zum unteren Ende der Brücke. »Du hast keine Chance«, sagte der Pilot, und da war Thobela endgültig sicher, daß der Mann einen Funkspruch abgesetzt hatte.
    »Ihr habt dreißig Sekunden!« schrie er die drei beim Motorrad an. »Du«, er deutete auf den Co-Pilot, »hol den Helm und meinen Anzug, die sind da drüben. Und wenn ich glaube, daß du langsam machst …«
    Der Mann riß die Augen auf, er lief davon, an den Männern vorbei, die sich damit abmühten, das Motorrad die Steigung heraufzuschieben.
    »Hilf ihnen, es in den Hubschrauber zu laden«, sagte er zu dem Piloten.
    »Du bist verrückt, Mann. Ich fliege dich nirgendwo hin.«
    In diesem Augenblick riß sich Little Joe plötzlich aus seinem Griff los, indem er sich fallen ließ und die Schultern drehte, und dann sprang er auf den Berg Waffen am Boden zu. Thobela folgte ihm mit dem Lauf der Heckler, wie in |305| Zeitlupe, er sah ihn eine Maschinenpistole greifen, abrollen, seine Finger bearbeiteten die Mechanik mit größtem Geschick. Er sah, wie der Lauf in seine Richtung schwenkte, alles andere wie erstarrt, und er sagte leise zu sich, nur einmal: »Nein«, und sein Finger drückte auf den Abzug, denn die Wahl war nicht länger, zu schießen oder nicht zu schießen, sondern zu überleben, nichts anderes. Die Schüsse krachten, er zielte auf die kugelsichere Weste, und Little Joe flog zurück. Thobela ging auf ihn zu, sein rechtes Bein knickte ein, und riß dem jungen Soldaten die Waffe aus den Händen, er warf seine eigene zu Boden, schaute auf. Die anderen standen entgeistert da. Er sah wieder herunter – drei Schüsse auf die Weste, doch einen Treffer in den Hals, Blut sprudelte.
    Thobela atmete tief durch, er mußte sich unter Kontrolle behalten.
    »Er muß ins Krankenhaus. Es liegt an euch, wie schnell das geht«, sagte er. »Ladet das Motorrad ein!«
    Die Männer standen nun unter Schock.
    »Bewegt euch! Er stirbt.«
    Little Joe stöhnte.
    Die GS stand vor der offenen Tür des Oryx.
    »Hilf ihnen«, sagte er zu dem Piloten.
    »Nicht schießen«, sagte der Co-Pilot, der mit Helm und Anzug das Ufer heraufkam.
    »Leg die Sachen rein.«
    Die vier kämpften mit der

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