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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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einem Ihrer Teams zusammenzustoßen.«
    »Das wäre unschön.«
    »Sie haben also auch Leute dort?«
    »Das kann ich leider nicht sagen.«
    »Sie haben gesagt, Sie seien bereit, unser gemeinsames Problem in Lusaka zu besprechen.«
    |298| »Ich hatte die Hoffnung, daß Sie Informationen für mich haben.«
    »Wir wissen lediglich, daß Thobela Mpayipheli mit einer Festplatte voll sonstwas dorthin unterwegs ist. Sie sind derjenige, der weiß, was dort geschehen ist. Mit Johnny.«
    »Er wurde, wie sollen wir sagen, abgefangen.«
    »Von Unbekannten?«
    »Genau.«
    »Und Sie haben nicht einmal einen Verdacht?«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    »Klären Sie uns auf.«
    »Nun, ehrlich gesagt, habe ich vermutet, daß Sie dahinterstecken.«
    »Tun wir aber nicht.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß es nicht meine Leute waren«, sagte Janina Mentz.
    »Ihr Ehrenwort!« Powell grinste mit vollem Mund.
    »In Lusaka wird es voll werden, Luke«, sagte der Direktor. »Ja, das stimmt.«
    »Ich bitte Sie, als eine persönliche Gefälligkeit, sich herauszuhalten.«
    »Herr Direktor, ich wußte gar nicht, daß Südafrika in Lusaka Vorfahrt hat.«
    Ein eisiger Unterton schlich sich in die Stimme des Direktors. »Sie haben die Sache schon einmal vermasselt. Jetzt gehen Sie wenigstens aus dem Weg.«
    »Oder was, Herr Direktor?«
    »Oder wir werden Sie außer Gefecht setzen.«
    »So wie den großen, bösen BMW-Biker?« fragte Powell und schob sich ein weiteres Stück Steak mit Käse und Pilzen in den Mund.

|299| 33
    Hätten sie nicht gesungen, hätte sich Little Joe Moroka vielleicht nie aus dem Ring der Scherzbolde erhoben.
    Cupido fing das Ganze mit einer seiner Provokationen an – »Ihr Weißen könnt nicht …« –, und am Ende wurde ein Song daraus. Dann fingen der Pilot und der Co-Pilot, beide weiß wie Lilien, an mit »A bicycle build for two«, in perfekter Harmonie, a cappella, und sie erfüllten die Nacht mit wundervollem Klang.
    »Herrje«, sagte Cupido, als sie geendet hatten und der Beifall verklungen war. »Wo, zum Teufel, habt ihr so singen gelernt?«
    »Die Luftwaffe hat Kultur«, sagte der Pilot und tat überlegen.
    »In deutlichem Gegensatz zu anderen Abteilungen der SANDF«, bekräftigte sein Kollege.
    »Das weiß eigentlich jeder, der ein wenig gebildet ist.«
    »Nein, im Ernst«, sagte Da Costa. »Wo habt ihr das her?«
    »Wenn man oft genug zur Messe geht, lernt man die komischsten Sachen.«
    »Das war gar nicht schlecht«, meinte Little Joe. »Für Weiße, die singen.«
    »Lästereien, als falsches Lob getarnt«, sagte der Pilot.
    »Aber kann der Schwarze singen?« fragte der Co-Pilot.
    »Natürlich«, sagte Little Joe. So fing es an, denn der Pilot sagte: »Beweis es«, und Little Joe Moroka lächelte sie an, weiße Zähne in der Dunkelheit. Er reckte den Hals, neigte den Kopf zur Seite, als brauchten seine Stimmbänder mehr Platz, und dann legte er los, warm und kräftig, »Shosholoza«, ein reiner, starker Bariton.
    Thobela konnte das Gespräch unter der Brücke nicht verfolgen, aber er hatte den ersten Song der beiden Piloten gehört, und obwohl er sich nicht für einen großen Musikkenner hielt, hatte er ihn trotz seiner Position und der Umstände genossen. Dann hörte er den Anfang des afrikanischen |300| Liedes, und seine Ohren schienen sich aufzurichten; er spürte, daß etwas Außerordentliches geschah.
    Er hörte Little Joe Töne in die Nacht werfen, als wollte er jemanden herausfordern. Er hörte zwei weitere Männerstimmen einsetzen, ohne zu wissen, wem sie gehörten, und das Lied gewann an Bedeutung und Gefühl, an Verlangen. Dann noch eine weitere Stimme, Cupidos Tenor, rund und hoch, wie eine Flöte, schwebte einen Moment über der Melodie, dann tauchte sie hinein. Als letztes fügte Zwelitini sanft und vorsichtig seinen Baß ein. Die Stimmen verbanden sich, sie tanzten die Tonleitern hinauf und hinab. Die Männer sangen ohne Eile, getragen vom gelassenen Rhythmus eines ganzen Kontinents, und alle anderen Geräusche der Nacht verstummten, um diesem Lied Raum zu geben. Der Kontinent Afrika öffnete seine Arme.
    Die Töne erfüllten Thobela, sie ließen ihn unter der Brücke hervorschweben, sie hoben ihn bis hoch zu den Sternen, die er sehen konnte. Er hatte eine Vision von Schwarz, Weiß und Braun in allumfassender Harmonie, unfaßbare Möglichkeiten, und das Gefühl in ihm war zuerst klein und kontrollierbar, aber dann erlaubte er es ihm doch zu wachsen,

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