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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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schweren Maschine, aber das Adrenalin in ihren Arterien half ihnen, sie erst vorne und dann hinten hochzustemmen.
    »Habt ihr eine Erste-Hilfe-Ausrüstung?«
    Cupido nickte.
    »Macht einen engen Druckverband an seinem Hals.«
    Thobela ging zur Oryx, die Schritte unsicher, der Schmerz in seiner Hüfte pulsierte scharf. Er wußte, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
    »Wir müssen los«, sagte er und schaute sich nach den beiden Piloten um.

|306| 34
    In der zweiten Oryx, die neben der R64 stand, auf halbem Weg zwischen Dealesville und Boshof, war Captain Tiger Mazibuko derjenige, der den Notruf hörte. »Mayday, Mayday, Mayday. Sie schießen hier unten. Ich glaube, wir haben ihn gefunden …«
    Dann herrschte Stille.
    Erst brüllte er nach draußen, wo die Helikopterbesatzung herumstand, rauchte und mit den übrigen Mitgliedern von Team Alpha quatschte. »Herkommen!« schrie er und dann ins Funkgerät: »Wo seid ihr? Melden! Wo seid ihr?« Aber dort herrschte nur Stille, und sein Herz begann zu rasen, er war so unbeschreiblich wütend und frustriert.
    »Was ist?« fragte der Pilot, der neben ihm aufgetaucht war.
    »Sie haben ihn gefunden. Jemand hat Mayday gerufen«, sagte er. »Mayday, wo seid ihr, wer war das?«
    Der Pilot setzte seinen Kopfhörer auf und nahm seinen Platz ein.
    »Rooivalk eins an Oryx, wir haben es auch gehört.«
    »Wer war das?« fragte Mazibuko.
    »Klang wie Cotzee, over.«
    »Wer, zum Teufel, ist Cotzee?«
    »Der Pilot der anderen Oryx.«
    »Kommt jetzt!« brüllte Tiger Mazibuko, aber sein Pilot hatte den Motor schon angeschaltet. »Ich will auch alle Rooivalks«, sagte er in das Mikrofon. »Wissen Sie, wo Cotzee und die anderen sind?«
    »Negativ, Oryx, over.«
    »Verdammt«, sagte Mazibuko und kämpfte im Dunkeln der Kabine mit der Karte.
    »Zeigen Sie es mir«, sagte der Co-Pilot, »dann gebe ich die Koordinaten durch.«
    »Hier.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Karte. »Genau hier.«
     
    |307| Sie rasten über das Land, und der Pilot brüllte: »Wohin?« Thobela schrie über den Lärm zurück: »Botswana«, und der Pilot schüttelte den Kopf.
    »Ich kann nicht über die Grenze.«
    »Wenn wir tief genug fliegen, sieht man uns nicht auf dem Radar.«
    »Was?«
    Der Schmerz in seiner Hüfte war unglaublich, er pulsierte, seine Hose war blutdurchtränkt, er mußte sich das ansehen, aber es gab wichtigere Dinge.
    »Ich will einen Kopfhörer«, sagte er und zeigte darauf.
    Der Co-Pilot gab ihm einen. Seine Hände zitterten, sein Blick war auf die Heckler & Koch in Thobelas Händen gerichtet. Er nahm einen Kopfhörer und reichte ihn herüber, er steckte das Kabel irgendwo ein. Zischen, Stimmen, die Rooivalks redeten miteinander.
    »Melde ihm den Verwundeten«, sagte Thobela über Mikrofon zum Co-Piloten. »Und sonst nichts. Verstanden?«
    Der Mann nickte.
    Thobela suchte auf dem Armaturenbrett nach dem Kompaß. Er wußte, daß Lobatse sich im Norden befand, fast direkt im Norden. »Wo ist euer Kompaß?«
    »Hier«, sagte der Pilot.
    »Du lügst.«
    Ihre Blicke trafen sich, der Pilot schätzte ihn ein. Er schaute auf seine Wunden und auf seine zitternden Hände, wie ein Jagdtier, das seine Beute anstarrte. Thobela hörte zu, wie der Co-Pilot über den verwundeten Soldaten informierte.
    »Oryx zwei an Oryx eins, wir haben einen Verwundeten, ich wiederhole: Wir haben einen Verwundeten, wir brauchen sofort Hilfe.«
    »Wo seid ihr, Oryx zwei?« Thobela erkannte die Stimme. Es war der Verrückte von heute morgen.
    »Das reicht«, sagte er zum Co-Piloten, der heftig nickte.
    »Hör genau zu«, sagte er zum Piloten. »Ich brauche nur |308| einen Piloten. Du hast gesehen, was dem Soldaten passiert ist. Soll ich deinen Partner auch erschießen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Ich will den Kompaß sehen. Und ich will den Boden sehen. Die ganze Zeit. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Zeige ihn mir.«
    Der Pilot tippte auf das Instrument. 270 war die Anzeige.
    »Glaubst du, ich bin ein dummer
Kaffir

    Stimmen im Funkgerät, Mazibuko immer wütender: »Oryx zwei melden. Oryx eins an Oryx zwei, melden.« Der Pilot sagte nichts.
    »Du hast zehn Sekunden, um nach Norden zu drehen.« Ein Augenblick des Zögerns, dann wendete der Pilot den Hubschrauber, 280, 290, 300, 310, 320, das Instrument drehte sich unter seinem Schutzglas, weiße Ziffern auf schwarzem Grund, 330, 340, 350, 355.
    »Weiter so.«
    Er mußte sich um seine Wunden kümmern. Er mußte die Blutung stoppen. Er mußte etwas trinken,

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