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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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nach Langley weitergab, daß ein Angriff auf die US-Botschaft in Lagos, Nigeria, vorgesehen sei. Diese Information stammte von Inkululeko, und daraufhin wurden zusätzliche US-Marines angefordert, um die Botschaft in Lagos zu sichern. Wie Sie wissen, hat der Angriff niemals stattgefunden, aber die intensivierten Sicherheitsmaßnahmen waren durch moslemische Extremisten in Nigeria sicher mühelos festzustellen.
    Glücklicherweise für uns hat Inkululeko den Bericht über Mohammeds Verhör direkt in Empfang genommen, wobei der Inhalt sie verständlichermaßen verunsichert hat. Nachdem sie gründlich über die Angelegenheit nachdachte, wandte sie sich mit einem Vorschlag an dieses Büro.

|358| 41
    Auf der Straße von Francistown nach Nata passierte etwas Merkwürdiges.
    Thobela schien sich in einen Kokon zurückzuziehen, der Schmerz schien zu schmelzen, die überwältigende Hitze in ihm und um ihn herum verschwand, er schien die Unbequemlichkeit seines Körpers hinter sich zu lassen und über dem Motorrad zu schweben, er löste sich von der Wirklichkeit, und obwohl er nicht begriff, wie genau das geschah, war er fasziniert davon.
    Er war sich immer noch des Afrikas um sich herum bewußt, das Gras leuchtete weit und breit in Khakigrün und Rotbraun neben dem pechschwarzen Asphalt der Straße. Hier und dort standen Akazien in Grüppchen beisammen. Der Himmel war ein azurblauer, grenzenloser Dom, und die Vögel begleiteten ihn, Nashornvögel schossen durch sein Blickfeld, Schwalben sausten auf und nieder, ein Gaukler stürzte aus dem Himmel herunter, Geier ließen sich in endlosen Spiralen weit im Westen von den Thermalwinden aufwärts treiben. Einen Moment lang war er bei ihnen, war einer von ihnen, die Schwingen weit gespannt, er spürte jeden noch so kleinen Windhauch, und dann war er wieder hier unten, und die ganze Zeit schien die Sonne, heiß und gelb und wütend, als könnte sie die furchtbaren Wunden des Kontinents durch helles Licht und gleißendes Feuer ausbrennen.
    Wieso hatte die Hitze ihn verlassen, wieso durchfuhr ein kaltes Zittern seinen Körper, wie der Eishauch eines Sturms?
    Das Gefühl befreite seine Gedanken, sie brachen auseinander wie ein schmelzender Eisberg, sie stürzten, sie verkeilten sich ineinander, sie trieben ziellos umher, Dinge, die er vergessen hatte, die er hatte vergessen wollen. Und ganz hinten in seinem Kopf wiederholte ein monotones Flüstern:
Verschwunden

    Sein Vater auf der Kanzel, Schweiß auf seiner Stirn, die |359| Sommerhitze, eine Hand erhoben in Richtung seiner Gemeinde, die andere lag mit der Handfläche nach unten auf den schneeweißen Seiten der großen Bibel vor ihm. Ein großer Mann in einer tiefschwarzen Toga, und seine Stimme donnerte vor Abscheu und Ekel. »Wir werden säen, was wir ernten. Es steht in diesem Buch. Gottes Wort. Und was säen wir, meine Brüder und Schwestern, was säen wir? Neid. Eifersucht. Und Haß. Gewalt. Wir säen, jeden Tag auf den Feldern unserer Leben, und dann können wir nicht verstehen, wenn diese Gefühle zu uns zurückkehren. Wir fragen: Herr, warum? Als hätte er uns diesen bitteren Trunk eingeschenkt, wir sind enttäuscht. Wir vergessen so leicht, aber wir waren diejenigen, die gesät haben.«
    In Amsterdam war die Luft schwer und düster wie seine Stimmung. Thobela ging durch die geschäftigen Straßen, seinen dicken grauen Mantel um sich gezogen, aus den Türen hallten Weihnachtslieder, und die Wärme breitete sich auf den Bürgersteigen aus, Kinder in hellen Farben, mit roten Wangen, lachten glockenhell. Er warf in all diesem Licht einen langen Schatten. Das Attentat in München war eine Woche her, er konnte die Scham darüber nicht vergessen, sie klebte an ihm: So führte man keinen Krieg. In einem kleinen Laden an der Ecke dem Kanal gegenüber entdeckte er zuerst die Straußeneier, ein paar davon in einem Graskörbchen, unechte Buschmann-Bilder auf den ovalen, cremeweißen Rundungen;
Kuriositäten aus Afrika
, schrie das Plakat im Schaufenster. Er sah Holzschnitzereien, die bekannten Mutter-und-Kind-Figuren und eine Reihe kleine elfenbeinerne Nilpferde und Elefanten, Afrika für Anfänger, sauber und zahm; Menschen, Sprachen und Kulturen spiegelten sich in ein paar Holzmasken mit schrecklichen Zügen und winzigen weißen Elfenbeinfiguren wider.
    Dann aber sah er das
Assegai
und den mit Ochsenleder bezogenen Schild, staubig und halbvergessen, und er stieß die Tür auf und ging hinein. Die Glocke klingelte. Thobela nahm die

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