Das Herz des Jägers
ist, daß er in einem Motorradladen arbeitete, er fegte und machte sauber. Für Kleingeld – er hat ein kleines Vermögen bei mir gemacht. Aber jetzt scheint es ja, als hätte er eine Nebentätigkeit angenommen.
W: Sie hatten also in den letzten zwei Jahren keinen Kontakt zu ihm?
A: Das darf doch nicht wahr sein.
W: Ich werde Ihre Zeit nicht länger beanspruchen, Mr. Arendse.
A: Das ist ja schön.
W: Sie können jetzt einen Arzt nach Mitchell’s Plain rufen. Wir werden uns aus dem Haus zurückziehen.
A: Mr. Williams, Sie haben keine Ahnung von Tiny Mpayipheli, habe ich recht?
W: Wieso sagen Sie das, Mr. Arendse?
A: Ich darf Ihnen einen Rat geben: Bestellen Sie schon mal ordentlich Leichensäcke.
|70| 8
Janina Mentz eilte in ihr Büro, um zu telefonieren. Ihre Haushaltshilfe sagte, Lizette schlafe schon. Sie bedankte sich bei Suthu, daß sie über Nacht blieb, und bat, mit Lien zu sprechen.
»Ich kann jetzt alles, Ma, obwohl du nicht hier warst, um mir zu helfen.«
»Ich wußte, daß du es schaffst.«
»Kann ich mir ›Big Brother‹ anschauen, Ma? Bis zehn?«
Kinder versuchten, aus jeder Situation das Beste herauszuholen. Janina Mentz ärgerte sich und mußte zugleich darüber lachen.
»Du kennst die Regeln, Lien. Die Altersgrenze ist sechzehn.« Schon als sie es sagte, wußte sie genau, was die Antwort sein würde.
»Alle meine Freundinnen gucken es, Ma. Und ich bin doch fast schon sechzehn. Ich bin kein Kind mehr.« Alle drei Hauptargumente in einem Atemzug.
»Ich weiß, daß du kein Kind mehr bist. Du bist eine wundervolle, liebenswerte Fünfzehnjährige, die nur noch ein paar Monate warten muß. Dann kannst du es mit deinen undisziplinierten Freundinnen zusammen anschauen. Und nun schlaf gut – du brauchst den Schlaf für deine Arbeit.«
»Ma …«
»Und sag Lizette, daß ich zu spät angerufen habe, um gute Nacht zu sagen. Sag ihr, daß ich euch beide sehr liebe – und daß ich sehr stolz auf euch bin.«
»Arbeite nicht zu viel, Ma.«
»Bestimmt nicht.«
»Wir haben dich auch lieb.«
»Ich weiß, mein Mädchen. Schlaf gut.«
Janina Mentz eilte zurück in den Einsatzraum; die Ungeduld nagte an ihr.
»Sieh noch einmal nach, Rahjev. Wenn er bei MK war, |71| muß es doch irgend etwas geben«, sagte sie, als sie hineinkam.
»Ja, Ma’am.« Die Körpersprache des Inders signalisierte jedoch, daß er schon wußte, wie das Resultat ausfallen würde.
»Sie glauben nicht, daß wir etwas finden?«
»Ma’am, die Methodik, nach der wir die Datenbanken durchsuchen, ist sehr ausgereift. Da war nichts. Ich kann es noch einmal versuchen, aber das Ergebnis wird dasselbe sein.«
»Er könnte Arendse auch etwas vorgelogen haben«, sagte Quinn. »Anfang der neunziger Jahre gab es wenig Arbeit, die Leute waren bereit, alles zu behaupten.«
»Daran hat sich nicht viel geändert«, bemerkte Radebe trocken.
»Und jetzt haben wir einen flüchtigen Scharfschützen mit zwei Pistolen«, sagte Mentz.
Rajkumars Hirn leistete Überstunden: »Der ANC hatte auch ein Papier-Ablagesystem: für Umkhonto-we-Sizwe. Sind die Unterlagen nicht auf Robben Island?«
»Pretoria«, sagte Radebe. »Die MK-Akten sind in Voortrekkerhoogte.«
»Was wissen Sie darüber?«
»Es war nie ein richtiges System. Nach 1976 gab es viele Rekruten, also zu viel Papier und zu wenig Verwaltung. Es könnte sich allerdings lohnen, einmal nachzusehen.«
»Was ist mit den Mikrofilmen des alten Geheimdienstes? Die Buren haben den Index digitalisiert, aber es ist ein sicheres, in sich geschlossenes System. Und es ist immer noch aktiv, in Pretoria. Wir könnten eine Anfrage stellen«, sagte Rajkumar.
Radebe stieß einen gereizten Laut aus, und Mentz wußte auch, warum. Die Kollegen beim alten Geheimdienst hatten nicht viel übrig für sie und ihre Leute. Der Vorschlag gefiel ihr dennoch.
»Wenn die Anfrage von weit genug oben eingeht, dann |72| werden sie ihr auch nachkommen«, sagte Janina Mentz. »Ich werde mit dem Direktor sprechen.«
»Ma’am«, sagte Quinn und hob die Hand, um sie aufzuhalten.
»Was ist?«
»Hören Sie sich das an.« Er drückte auf einige Knöpfe, dann erfüllte das elektronische Rauschen des Lautsprechers den Saal.
»Wiederholen Sie es bitte noch einmal, Nathan.«
»Wir haben den Besitzer vom Mother City Motorrad gefunden. Er heißt Bodenstein und lebt in Welgelegen. Er sagt, Mpayipheli sei kein Mechaniker, sondern nur zuständig für Putzarbeiten. Ein stiller Mann, harter Arbeiter, pünktlich und
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