Das Herz des Jägers
was Mr. Mpayipheli getan hat, bevor er seine jetzige Arbeit antrat?
N: Ich dachte, Sie wissen alles?
W: Mrs. Nzululwazi, es gibt Lücken in unserem Wissen. Ich habe mich bereits entschuldigt, Sie so spät noch zu stören. Wie ich Ihnen erklärt habe, handelt es sich um einen Notfall, und |83| Mr. Mpayipheli steckt in großen Schwierigkeiten. Sie können uns helfen, indem Sie die Lücken füllen.
N: Ich weiß nicht, was er getan hat.
W: Wußten Sie, daß er mit dem organisierten Verbrechen zu tun hatte?
N: Ich will das gar nicht wissen. Er hat gesagt, er hätte ein anderes Leben gelebt, er hat gesagt, er habe Dinge getan, die er vergessen wollte. In diesem Land ist es nicht sehr schwierig, in solche Dinge verwickelt zu werden. Er hätte es mir gesagt, wenn ich ihn gefragt hätte. Aber das habe ich nicht getan. Er ist ein guter Mann. In diesem Haus lebt die Liebe. Er ist gut zu mir und meinem Sohn. Mehr muß ich nicht wissen.
W: Wissen Sie, ob er ein Mitglied von Umkhonto-we-Sizwe war?
N: Ja.
W: War er?
N: Ja.
W: Hat er Ihnen das gesagt?
N: Sozusagen.
W: Wissen Sie, wo er gedient hat?
N: Er war in Tansania und Angola, in Europa und Rußland.
W: Wissen Sie, wann das jeweils war?
N: Mehr weiß ich nicht.
W: Aber er hat Ihnen gesagt, daß er als Mitglied von MK …
N: Nein, er hat niemals etwas erzählt. Ich bin selbst darauf gekommen.
W: Wie meinen Sie das?
N: Zum Beispiel, wenn er mit Pakamile über andere Länder spricht.
W: Pakamile ist Ihr Sohn?
N: Ja.
W: Und daraus haben Sie das geschlossen?
N: Ja.
W: Er hat niemals tatsächlich gesagt, daß er bei MK war?
N: Nein.
[Stille – acht Sekunden]
|84| W: Mrs. Nzululwazi, der Gefallen, den er Johnny Kleintjes schuldet …
N: Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich nichts darüber weiß. W: Und Sie fanden es nicht merkwürdig, daß Miss Kleintjes hierherkommt und Mr. Mpayipheli sich sofort bereit erklärt, eine lange und gefährliche Reise in ihrem Auftrag zu übernehmen?
N: Warum sollte es gefährlich sein, nach Lusaka zu fahren?
W: Sie wissen nichts über die Daten auf der Festplatte?
N: Was für Daten?
W: Die gestohlenen Daten, die er bei sich hat.
N: Warum sollte das gefährlich sein?
W: Es gibt Leute, die ihn aufhalten wollen. Und es gibt …
N: Leute wie Sie?
W: Nein, Mrs. Nzululwazi.
N: Sie wollen ihn aufhalten.
W: Wir wollen helfen. Wir haben es am Flughafen probiert, aber er ist davongelaufen.
N: Sie wollten helfen.
W: Wollten wir.
N: Sie müssen jetzt gehen.
W: Madam …
N: Verlassen Sie mein Haus.
Am Eingang der Luftwaffenbasis Bloemspruit befindet sich eine Plakette. In militärischen Zeiträumen gedacht, handelt es sich um eine neue Plakette – sie ist kaum drei Jahre alt. Auf der Plakette steht
16. Geschwader
und darunter
Hlaselani
. Die schwarzen Einwohner Bloemfonteins wissen, was »Hlaselani« bedeutet, aber nur damit man ganz sicher ist, daß jeder es versteht, steht in Klammern unten auf dem Schild noch das Wort
Angriff
.
Vor allem die Piloten des 16. Geschwaders schauen mit Zufriedenheit auf dieses Wort. Es definiert ihren Sinn, es unterscheidet sie von den geflügelten Taxifahrern und Frachtpiloten der übrigen Schwadrone, vor allem auch von den anderen |85| Hubschrauberbesatzungen. Das 16. Geschwader ist eine Angriffseinheit. Zum ersten Mal in den fünfundsechzig Jahren ihres Bestehens. Vergiß die Quasi-Bomber – die Marylands, Beauforts und Beaufighters – des Zweiten Weltkriegs! Vergiß die Alouette-III-Helikopter der üblen achtziger Jahre!
Die Zufriedenheit der Piloten des 16. Geschwaders beruht zu großen Teilen auf dem, was sich in dem riesigen Hangar befand: zwölf fast neue Rooivalk-AH-2A-Hubschrauber, beeindruckende Luftmonster mit frontmontierten 20-mm-Maschinengewehren, die 740 Schuß pro Minute abgeben können, und der Möglichkeit, bis zu sechzehn Luft-Boden-Raketen an Bord zu nehmen, beispielsweise die lasergelenkte ZT-35-Anti-Panzer-Rakete. An den Flügelspitzen befinden sich Befestigungen für Darter-Luft-Luft-Raketen. Hinzu kommt die Fähigkeit des Rooivalks zur elektronischen Kriegsführung, das vollintegrierte HEWSPS (Helicopter Electronic Warfare Self-Protection Suite) mit Radarwarnung, Laserwarnung und Gegenschlagsautomatik, so daß die Piloten das Gefühl hatten, sie seien die einzigen Mitglieder der südafrikanischen Luftwaffe, die überhaupt Stoff aus dem 21. Jahrhundert zwischen den Beinen hatten.
Um 21:59 erreichte die Anfrage General Ben van Rooyens das Hauptquartier der
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