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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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packte die Vorderbremse, trat auf die Rückbremse. Einen Augenblick lang glaubte er, die Kontrolle über das Motorrad zu verlieren. Dann hielt er mitten auf der Straße an, aber da war noch etwas, was er tun mußte, was war es nur? Ach ja, das Licht, er mußte das Licht ausschalten. Panisch suchte er nach dem Schalter, er fand ihn, er drückte mit dem rechten Daumen drauf, und plötzlich war er nachtblind, es war vollkommen dunkel, da waren nur er und die Erkenntnis, daß sie Bescheid wußten, sie warteten auf ihn; alles hatte sich schon wieder verändert.

12
    Die Polizeireporterin der
Cape Times
war von Natur aus eine fröhliche, kräftig gebaute Frau mit einem herzlichen Lachen, lustigen Grübchen in den Wangen. Sie hieß Allison Healy, und als ihr Telefon spät am Sonntagabend klingelte, antwortete sie freundlich wie immer.
    »Allison, hier ist Erasmus aus Laingsburg.« Ein wenig gedämpft, als wollte er nicht, daß seine Kollegen ihn hörten. »Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst.«
    Sie erinnerte sich. Der Polizist hatte im Büro in Sea Point gearbeitet. Sie nannten ihn »Rassie«. Mit achtundzwanzig hatte ihn der Kampf gegen die Nachwuchs-Gangster eines Vorortes ausgebrannt, also hatte er sich an einen weniger stressigen Arbeitsplatz versetzen lassen. Sie begrüßte ihn herzlich und fragte, wie es ihm gehe. Prima, entgegnete er; so prima es einem eben mitten in der Pampa ging. Allison |104| lachte ihr heiseres Lachen. Dann wurde die Stimme am Telefon ernst.
    »Hast du schon von dem Xhosa auf der BMW gehört?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Dann hab ich eine Geschichte für dich.«
     
    VERTRAULICHKEIT GRAD EINS
    MEMORANDUM
    17. November 1984, 19:32
    STATUS: Dringend
    VON: Derek Lategan, Attaché, Botschaft, Washington
    AN: Quartus Naudè
    Dringende Bitte vom CIA, Langley, Virginia: Alle vorhandenen Informationen und/oder fotografischen Unterlagen über:
     
    Thobela Mpayipheli, alias Tiny, alias Umzingeli. Vermutlich zuvor Umkhonto-we-Sizwe, möglicherweise derzeit unter Order von Stasi/KGB. Möglicherweise operativ in UK/Europa. Schwarz, männlich, 2,10 m, 100–120 kg. Keine weiteren Informationen vorliegend.
     
    Ende
     
    Janina Mentz betrachtete das Fax, die Wiedergabe war schlecht und die handgeschriebene Notiz rechts oben kaum lesbar:
Unsere Hilfe in dieser Sache könnte Türen öffnen. Grüße. Derek.
    Sie betrachtete das Deckblatt. »Seiten: 1.«
    »Ist das alles?« fragte sie.
    »Ja, Ma’am, das ist alles«, sagte Radebe.
    »Gibt es nicht noch mehr? Wo ist die Antwort?«
    »Sie sagen, daß sei die einzige Referenz auf Mikrofilm, Ma’am.«
    »Sie lügen. Stellen Sie einen Antrag auf die Folge-Korrespondenz. |105| Und die Kontakt-Daten für Absender und Empfänger des Memorandums: Lategan und Naudè.«
    Warum mußte sie so um Kooperation kämpfen? Wozu waren die endlose Rivalität und die gegenseitigen Blockaden gut? Janina Mentz war wütend und frustriert. Sie wußte, daß es an den neuen Informationen lag, dem Kaliber ihres Flüchtlings, und wie sehr sie ihn unterschätzt hatten. Das bedeutete Eskalation. Es bedeutete Probleme. Für sie und ihr Projekt. Doch wenn die NIA herumzicken wollte, mußte sie eben ihrerseits für Verstärkung sorgen.
    Sie griff nach dem Telefon und wählte eine interne Nummer. Der Direktor meldete sich.
    »Sir«, sagte sie. »Wir brauchen Hilfe mit der NIA. Sie spielen nicht mit. Können Sie über die NICoC Druck machen?«
    Der Direktor war – unter dem Vorsitz der Ministerin – zusammen mit dem Generaldirektor der National Intelligence Agency, dem Leiter des Geheimdienstes, dem Chef der Nationalpolizei sowie dem Generaldirektor des Secret Service Mitglied des National Intelligence Coordinating Committee (NICoC).
    »Lassen Sie mich den Generaldirektor selbst anrufen«, sagte der Direktor.
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Ich freue mich, helfen zu können, Janina.«
    Sie nahm das Fax wieder zur Hand. 1984 vermutete die CIA, daß Mpayipheli für den KGB arbeitete? In Europa?
    Die CIA?
    Dringende Bitte … Unsere Hilfe in dieser Sache könnte Türen öffnen.
    Handelte es sich wirklich um denselben Mann? Einen Mann mittleren Alters, der Werkstätten ausfegte? Den Feigling vom Flughafen?
    Sie zog das Transkript des Verhörs von Orlando Arendse aus dem Stapel vor sich.
Ich darf Ihnen einen Rat geben: Bestellen Sie schon mal ordentlich Leichensäcke.
    |106| Mentz atmete tief durch. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Es bedeutet nur, daß Johnny Kleintjes wußte, was er tat.

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