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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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um seine Abwesenheit auszugleichen, um Normalität herzustellen. Sie lauschte aus reiner Gewohnheit dem Wetterbericht, sie hätte beinahe über sich selbst den Kopf geschüttelt – da hörte sich Miriam Nzululwazi eine Sendung auf Afrikaans an, Thobela hatte so vieles verändert. Sie mußte nun nachsehen gehen, wie weit ihr Sohn war. »Pakamile, hast du deine Zähne geputzt?«
    »Nein, Ma.«
    »Heute wird es heiß auf der Farm.«
    »Aha.« Desinteressiert. Auch er vermißte Thobela. Dann das Zeitzeichen aus dem Radio. Zeit für die Nachrichten. Sie mußte sich beeilen. Die ernsthafte Stimme des Nachrichtensprechers erfüllte das Haus, Amerika in Afghanistan, Mbeki in England. Der Rand war wieder gefallen.
    »Nicht trödeln, Pakamile.«
    |148| »Ja, Ma.«
    Die Benzinpreise stiegen. Thobela redete immer mit den Ansagern und Nachrichtensprechern, und wenn die Benzinpreise einmal im Monat bekannt gegeben wurden, sagte er stets: »Komm zum Preis für Diesel – Pakamile und ich haben einen Traktor.« Dann grinsten der Junge und er sich an, und Pakamile sagte stumm das Afrikaans-Wort
trekker
, wobei er die Rs rollte.
    »Nach Informationen einer Tageszeitung in Kapstadt sind Mitarbeiter eines Geheimdienstes einem Flüchtling auf der Spur, einem gewissen Thobela Mpayipheli, der angeblich in Kapstadt ein Motorrad gestohlen hat und sich in Richtung …« Miriam rannte in die Küche und schaltete das Radio aus, bevor Pakamile das hörte. Ein Motorrad gestohlen – Thobela? Ihre Hände zitterten, ihr Herz schlug bis in den Hals hinauf.
    Was hatte er nur getan?
     
    Im Einsatzraum drang die Stimme des Piloten klar aus den Lautsprechern. »Rooivalk eins an Zentrale. Wir haben ihn. Dreißig Kilometer hinter Beaufort West, Flüchtiger auf einem gelben Motorrad, geschätzte Geschwindigkeit 200 Stundenkilometer. Er hat es offenbar eilig. Over.«
    Alle Anwesenden applaudierten, sie boxten in die Luft, sie juchzten. Janina Mentz strahlte zufrieden. Sie hatte recht gehabt, aber vor allem war sie erleichtert, unglaublich erleichtert.
    »Einsatzzentrale an Rooivalk eins, wir hören Sie, Sichtung bestätigt. Bleiben Sie einfach hinter ihm, Rooivalk eins. Nehmen Sie keinen Kontakt auf.«
    »Bestätige, kein Kontakt, Zentrale. Wir treiben ihn bloß weiter geradeaus.«
    »Ma’am«, sagte Radebe, aber über den Beifall hinweg konnte sie ihn nicht hören.
    »Ma’am?«
    »Vincent?«
    |149| »Eines der Straßenteams sagt, wir müßten uns unbedingt eine
Cape Times
besorgen.«
    »Warum?«
    »Sie sagen, in der ganzen Stadt hängen Plakate, Ma’am.«
    Es fiel ihr schwer, aufmerksam zu bleiben und zu begreifen, was er sagte. »Was steht da drauf, Vincent?« Die Sorge in ihrer Stimme ließ auch alle anderen schweigen, nur das Funkgerät zischte noch.
    GEHEIMDIENST SUCHT
    GROSSEN, BÖSEN BIKER
    Es war, als boxte ihr jemand gegen das Brustbein; es verschlug ihr den Atem.
    »Besorgen Sie uns eine Zeitung, Vincent?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Quinn, sagen Sie Mazibuko, das Subjekt sei unterwegs, er muß Kontakt zu ihm herstellen. Rahjev …«
    »Ja, Ma’am?«
    Sie schaute die Fernseher an der Wand an. »Schalten Sie TV2 für uns ein. Und bitten Sie jemanden, die Radionachrichten mitzuhören.«
    »In Ordnung, Ma’am.«
    Die Polizei. Sie wußte, das Leck mußte bei der Polizei liegen.
    Gott sei Dank war diese Sache fast vorbei.
     
    Der Hubschrauber flog niedrig über ihm, der dunkle Bauch kaum hundert Meter oberhalb seines Kopfes, und dann ließ Thobela sich leicht zurückfallen, und als er sich umschaute, sah er, daß es zwei waren, Seite an Seite, Jagdvögel, die sich ausruhten. Er konnte fühlen, wie ihre riesigen Motoren seinen Körper vibrieren ließen, und gab Vollgas, aber er wußte, daß es nichts brachte – diese Biester waren viel schneller als er. Ein Lastwagen kam ihm entgegen. Der Fahrer traute seinen Augen kaum und fuhr ihn beinahe über den Haufen. Wieso blieben sie zurück?
    |150| Die Nadel klebte knapp unter 200. Der Gegenverkehr hatte Scheibenwischer und Lichter an, und er begann zu hoffen: Wie schlimm war das Unwetter? Wie heftig regnete es? Würden die Helikopter ihm folgen? Er wollte einen Wagen überholen, doch der Fahrer war irritiert durch das Donnern vom Himmel, Bremslichter – o Gott, so ein Mist –, er konnte gerade noch ausweichen, Nieselregen auf dem Visier –, er fuhr zu schnell, er sah den Regen vor sich, einen dichten Vorhang, aus Niesel wurden Tropfen, er konnte kaum mehr sehen, er wollte eine Hand heben und das Visier

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