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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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frei wischen, aber bei diesem Tempo … Ein Lastwagen fuhr vor ihm, er konnte das Tempo nicht halten, konnte nichts sehen, er bremste, er nahm Gas zurück, dann erst traf ihn der Regen, eimerweise, die Tropfen klatschten auf seinen Körper, die Räder des Lasters ließen Wasser aufstieben. Er konnte den Gegenverkehr nicht mehr erkennen, langsamer, langsamer, schließlich wischte er sich über das Visier, aber er verschob das Wasser nur. Der Regen wurde immer intensiver, echter afrikanischer Regen, der Laster fuhr zur Seite, er schaltete einen Gang herunter, beschleunigte, zog langsam vorbei, die Sicht war schrecklich. Was sollte er nur tun? Dann bemerkte er, daß der Lärm der Helikopter abnahm, sie klebten nicht mehr länger an ihm.
     
    »Ich heiße Immanuel«, sagte er zu Allison Healy. »Ich bin der Schuhputzer.«
    Sie streckte ihm die Hand hin. »Hallo, Immanuel.«
    »Ich bekomme jeden Morgen die
Cape Times
. Ich hole mir einen Stapel hier hinten, und dann verkaufe ich sie. Aber wenn ich meine Sachen aufgebaut habe, dann lese ich eine, denn um diese Zeit kommen noch nicht viele Kunden.«
    »Ich verstehe«, sagte sie geduldig.
    »Und so habe ich heute morgen von Thobela gelesen.«
    »Mpayipheli?«
    »Er ist mein Freund. Und was Sie über ihn geschrieben haben, stimmt nicht.«
    |151| »Wie meinen Sie das?«
    »Er ist kein ›großer, böser Biker‹.«
    »Das ist einfach nur ein Stilmittel, Immanuel.«
    »Aber es stimmt nicht. Er ist ein guter Mann. Ein Kriegsveteran.«
    »Ein Veteran?«
    »Er war Soldat im Freiheitskampf. Er hat in Ländern gekämpft, die weit weg sind. Rußland und Deutschland.«
    »MK?«
    »Er hat für uns alle gekämpft.«
    »Sie sagen, er war ein MK-Soldat?« Das waren wichtige Neuigkeiten.
    Immanuel nickte bloß.
    »Warum hat er das Motorrad gestohlen?«
    »Das stimmt nicht. Thobela stiehlt nicht.«
    »Woher wollen Sie das wissen, Immanuel?«
    »Ich kenne ihn. Er ist mein Freund. Wir reden miteinander, dreimal, viermal die Woche. Er ist ein ehrlicher Mann. Ein Familienmensch.«
    »Er hat eine Familie?«
    »Sie ist das Wichtigste in seinem ganzen Leben. Warum sollte er etwas stehlen?«
    »Wo kann ich seine Familie finden?«
     
    »Es ist unmöglich. Zentrale, die Sicht ist zu schlecht. Schwere Turbulenzen. Wir müssen umkehren. Over.« Die Statik zerhackte die Funkverbindung, die Stimme verklang.
    Quinn schaute Janina Mentz an. Sie schüttelte den Kopf, er übersetzte: »Negativ, Rooivalk eins, bleiben Sie bei ihm. Over.«
    »Zentrale, die Sicht ist Null. Wir wissen nicht, wo er ist. Wir können nicht mal den zweiten Hubschrauber sehen. Unter diesen Bedingungen sind wir nicht einsatzbereit. Over.«
    Quinn schaute Janina an. Sie stand mit den Armen über Kreuz da, die Lippen dünn. »Wie viele Millionen Rand hat es |152| gekostet, diese Maschinen zu entwickeln? Und sie können nicht im Regen fliegen.«
    Quinn wartete.
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen umkehren. Sagen Sie ihnen, sie sollen nur sicherstellen, daß er nicht ebenfalls umdreht.«
    Ihr Handy klingelte in ihrer Tasche. Janina Mentz schaute hinüber zu den Fernsehbildschirmen, auf denen die verschiedenen Kanäle des Landes flackerten: morgendliche Cartoons, Lokalnachrichten, Sport, CNN, die Stimmen und Klänge waren gedämpft. Auf TV2 war ein Nachrichtensprecher zu sehen. Hinter ihm die Grafik eines Mannes auf einem Motorrad.
    Das Mobiltelefon klingelte.
    Rahjev Rajkumar drückte auf einen Knopf, und die Stimme des Nachrichtensprechers erfüllte den Saal: »… irgendwo am Westlichen Kap auf einem gestohlenen Motorrad. Er gilt als bewaffnet und gefährlich, aber es ist derzeit noch nicht klar, warum die Behörden hinter Mr. Mpayipheli her sind.«
    Sie wollte fluchen. Statt dessen nahm sie das Gespräch an.
    »Mentz«, sagte sie wütend.
    »Ma, Lien sagt, ich sei dick«, jammerte ihre Tochter.
     
    Er kroch mit fünfzig Stundenkilometern voran, die Lederhandschuhe waren klatschnaß, die Hände eiskalt, obwohl er die Elektroheizung in den Handgriffen angeschaltet hatte. Sein größtes Problem bestand darin, die Straße auszumachen. In seinem Helm dampfte es, und draußen lief der Regen daran herunter, die Straße war spiegelglatt. Wie sollte er sehen, ob sich vor ihm jemand befand? Es drängte ihn nach Geschwindigkeit, er wollte weiterkommen. Immerhin waren die Helikopter still, aber er wußte ja, daß sie irgendwo dort draußen waren. Er mußte verschwinden.
    Sie mußten ihn wirklich dringend suchen, wenn sie solche Hubschrauber

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