Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
einsetzten.
    Johnny Kleintjes, was ist nur auf deiner Festplatte?
    |153| Sie hatten auf das Tageslicht gewartet, ganz geduldig, wie eine Katze auf eine Maus, sie hatten auf den frühen Morgen gewartet, sie wußten, daß er dann müde war, sie wußten, daß die Hubschrauber ihn einschüchtern würden.
    Sie waren nicht dumm.
    Die Hubschrauber waren hinter ihm geblieben.
    Wie Hunde, die Schafe vor sich hertrieben.
    In den Stall.
    Sie warteten auf ihn. Irgendwo weiter vorne warteten sie.
     
    Allison Healys Finger fuhr die Seiten im Telefonbuch entlang, sie fand
Nzululwazi
, sie fand
M. Nzululwazi, Govan Mbeki Avenue 21
. Sie kritzelte die Nummer in ihren Notizblock, zog das Telefon zu sich heran und wählte.
    Es klingelte.
    Ein Kriegsveteran. Ein Familienmensch. Ein guter Mann.
    Es klingelte noch immer.
    Was war hier nur los? Warum waren sie hinter ihm her?
    Niemand zu Hause.
    Zeit, wieder in Laingsburg anzurufen. Vielleicht gab es Neuigkeiten.

17
    Siebzehn Kilometer südlich der Straßensperre in Three Sisters zweigte ein Feldweg nach Westen von der N1 ab, ein unwichtiges Ästchen, das ins Nirgendwo führte.
    Zwei Soldaten standen etwa dreihundert Meter von der Asphaltstraße entfernt, wo der Polizei-Van sie an der ersten Kurve des Feldweges abgesetzt hatte. Little Joe Moroka und Koos Weyers blieben zwar unter ihren Regenmänteln trocken, aber die Kälte kroch durch ihre Tarnuniformen. Ihre Gesichter waren naß, das Wasser lief die Läufe ihrer R6-Präzisionsgewehre herunter.
    In den Stunden vor der Dämmerung hatten sie über den Sonnenaufgang geredet, und welche Erleichterung ihnen das |154| Licht verschaffen würde, aber der Regen ergoß sich immer noch über sie. Die einzige Verbesserung bestand darin, daß sie mittlerweile dreißig oder vierzig Meter weiter sehen konnten, sie sahen niedrige Dornenbüsche, steinerne Risse und matschige Pfützen.
    Ihre Erschöpfung zeigte sich in der Unsicherheit ihrer Haltung und der Rötung ihrer Augen, in dem dumpfen Dröhnen ihrer Schläfen. Sie hatten Hunger. Ihr Gespräch kreiste nunmehr um heißen, süßen Kaffee, Würstchen, Eier, Schinken und Toast mit geschmolzener Butter.
    Sie hörten das Motorrad nicht kommen.
    Der Regen löschte alle Geräusche aus. Der Auspuff der GS knurrte bei der niedrigen Drehzahl, die man für den schlammigen Weg benötigte, nur leise. Die Wahrnehmung der Soldaten war durch Erschöpfung und Müdigkeit eingeschränkt, und ihre Stimmen übertönten die letzte Chance, gewarnt zu werden.
    Später, als Little Joe Moroka einem vor Wut schäumenden Captain Tiger Mazibuko seinen Bericht ablieferte, versuchte er, jeden Augenblick zu rekonstruieren: Sie hätten nicht so nah beieinander stehen sollen. Sie hätten nicht miteinander reden sollen. Sie hätten aufmerksamer sein sollen.
    Aber es gibt auch Dinge, die man einfach nicht planen kann, zum Beispiel die Tatsache, daß der Flüchtige die Kontrolle über sein Motorrad verlor. Er hatte auf der Geraden beschleunigt, und dann kam überraschend die Kurve und war unerwartet eng. Und direkt vor ihm befand sich eine schlammige Pfütze, in die ein Stiefel zwanzig Zentimeter tief einsank. Der Fahrer war dem Umriß der Straße gefolgt, den der normale Verkehr hinterlassen hatte, aber in diesem Schlamm hatte sein Vorderrad im entscheidenden Augenblick den Halt verloren.
    Sie sahen ihn – sie sahen das Licht über den schnabelartigen Vorbau der Monstermaschine strahlen, und sie hörten den Motor, als er sich direkt vor ihnen befand. In Bruchteilen von Augenblicken, in denen die Sinne alles auf einmal |155| bemerken, in denen zu viele Signale gesendet werden, mußte das Gehirn alles interpretieren und sucht in einem Haufen müder Synapsen und der großen Datenbank endloser Übungen nach der richtigen Reaktion.
    Im nachhinein hätte Little Joe Moroka versucht, schneller zu reagieren, aber in Wirklichkeit klickten einfach nur die Sicherungen der Gewehre, er und Weyers gleichzeitig, konditioniert durch das Training. Das Motorrad rutschte, Eisen und Stahl trafen Weyers. Der Fahrer löste sich von der Maschine, Moroka taumelte, rutschte aus, fiel auf den Rücken, sein Finger am Abzug der R6 verkrampfte sich unwillkürlich. Schüsse in die Luft, umdrehen, aufspringen. Die Schulter des Flüchtigen traf ihn in die Rippen, er stürzte wieder, atemlos. Captain, dieser Mann, ich weiß nicht, wie er das geschafft hat. Ich habe ihn fallen sehen, ich habe ihn rechts von Weyers über den Lenker des Motorrades stürzen sehen, aber

Weitere Kostenlose Bücher