Das Herz des Jägers
Notiz hinterlassen hat, in der er erklärte, daß er keine andere Wahl gehabt hätte, als sich die Maschine zu leihen, und er würde dafür selbstverständlich bezahlen. Das klingt für mich nicht wie ein Diebstahl.
Und was ist das zweite, Allison?
Die
Cape Times
hat die Story vor mehr als fünf Stunden veröffentlicht, John. Wenn sich der Flüchtige tatsächlich irgendeines Vergehens schuldig gemacht hat, wieso hat die Regierung die Angelegenheit dann noch nicht klargestellt?
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Ich verstehe, worauf Sie hinaus wollen. Was, glauben Sie, läuft hier ab?
Ich glaube, daß die Regierung wieder einmal versucht, etwas zu vertuschen, John. Es würde mich nicht überraschen, wenn es um Korruption oder etwas Ähnliches ginge. Ich will damit nicht sagen, daß dem so ist. Es würde mich nur nicht überraschen. Ich arbeite an mehreren neuen Spuren, und die
Cape Times
wird morgen früh die gesamte Geschichte veröffentlichen.
Vielen Dank, Allison Healy, Polizeireporterin einer Tageszeitung in Kapstadt. Ich bin John Modise, und Sie hören SAFM. Die Leitungen sind jetzt freigeschaltet; wenn Sie uns etwas zu sagen haben, rufen Sie bitte an. Aber nicht vergessen, das Thema heute morgen ist der flüchtige Motorradfahrer …
»Monica Kleintjes«, sagte Janina. »Wir müssen sie auch herholen, bevor die Medien an ihre Tür klopfen.«
»Selbstverständlich, Ma’am«, sagte Quinn. »Aber was ist mit ihrem Telefon, wenn ein weiterer Anruf aus Lusaka kommt?«
»Können Sie die Leitung hierher schalten?«
»Das geht.«
Janinas Gedanken wirbelten durcheinander. Woher hatte diese Allison Healy ihre Informationen? Wie hatte sie die Verbindung zwischen Mpayipheli und Nzululwazi hergestellt? Was konnte man tun, um sie aufzuhalten?
… Pretoria-Chapter der Hell’s Angels. Guten Morgen, Burt.
Guten Morgen, John. Wir wüßten gern, wo der Mann ist. Können Sie uns das sagen?
Wir wissen, daß er heute morgen um sechs in der Nähe von Three Sisters war, Burt. Aber niemand weiß, wo er jetzt steckt. Warum fragen Sie?
Weil er unser Bruder ist, Mann. Und er steckt in der Klemme.
Ihr Bruder?
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Alle Biker gehören zu einer großen Bruderschaft, John. Sie haben vielleicht viele Unwahrheiten über die Angels gehört, aber ich sage Ihnen eins, wenn einer unserer Brüder in der Scheiße steckt, dann helfen wir.
Und was glauben Sie, wie Sie ihm helfen können?
Das werden wir sehen.
Rajkumar stieß einen abschätzigen Laut aus und drehte die Lautstärke herunter. »Die Würmer kriechen aus ihren Löchern«, sagte er.
»Nein«, sagte Janina. »Laß es an.«
Thobela döste vor sich hin, schließlich überschritt er die Grenze zum Schlaf, Traum und Wirklichkeit vermischten sich. Er fuhr mit der GS über endlose Straßen, er spürte die BMW schwach zwischen seinen Beinen vibrieren, er sprach mit Pakamile, er hörte den Regen auf dem Dach der Scheune, und dann das Schmatzen von Reifen im Schlamm, einen niedrigtourigen Motor, aber er wachte erst auf, als er eine Wagentür zuschlagen hörte. Er rollte sich von der Matratze, er rollte immer weiter, bis zur Wand unterhalb des Fensters.
Ein anonymer Anrufer aus Mitchell’s Plain, bitte sprechen Sie, Sie sind auf Sendung.
Hallo, John, können Sie mich hören?
Sie sind auf Sendung, sprechen Sie.
Ich bin auf Sendung?
Ja, anonymer Anrufer, das ganze Land kann Sie hören.
Gut. Ich wollte nur sagen, daß dieser Mpayipheli nicht so ein Held ist, wie Sie behaupten.
Wir behaupten nicht, daß er ein Held ist. Wir lassen die Fakten für sich sprechen. Was haben Sie uns zu erzählen?
Ich weiß nicht, ob es derselbe Mann ist, aber es gab mal einen Thobela Mpayipheli, der für einen Drogendealer in Mitchell’s Plain gearbeitet hat. Ein großer schwarzer Mann, fies wie ein
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Hund vom Schrottplatz. Es hieß, er sei ein Ex-MK. Sie haben ihn »Tiny« genannt.
Er hat für eine Drogenbande gearbeitet?
Ja, John. Er war das, was wir einen »Druckmacher« nennen.
Wir? Wer ist »wir«?
Ich war Drogendealer in den Cape Flats.
Sie waren Drogendealer?
Ja.
In Mitchell’s Plain?
Nein. Ich habe in den Vororten im Süden gearbeitet.
Klingt nach Franchise. Und was tut ein »Druckmacher« so?
Er sorgt dafür, daß der Dealer den Großhändler bezahlt. Indem er ihn zusammenschlägt oder auf ihn schießt. Oder auf seine Familie.
Und Mpayipheli hat für einen Großhändler gearbeitet?
Er hat damals für den größten Anbieter auf der Peninsula gearbeitet. Das war, bevor die
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