Das Herz des Jägers
Ärger.
»Wie ist das Wetter, Captain?«
»Es regnet nicht mehr so stark. Die Luftwaffe sagt, die Gewitterfront zieht nach Osten.«
»Vielen Dank, Tiger.« Sie stand auf und trat neben Vincent Radebe. »Wir haben jenseits jeden Zweifels feststellen können, daß Thobela Mpayipheli ein MK-Mitglied war und daß er eine Spezialausbildung im Ostblock erhalten hat. Es fehlen noch einige Details, aber er ist ein würdiger Gegner, Tiger. Seien Sie nicht zu streng mit Ihren Männern.«
Nur ein leises Zischen in der Leitung, keine Antwort.
»Ganz klar ist, er ist kein unschuldiger Bürger.« Sie schaute zu Radebe hinüber, der ihrem Blick jedoch standhielt.
»Er weiß, wie wichtig uns die Daten sind, und er hatte keinerlei Skrupel, Gewalt einzusetzen. Er hat den Weg der Konfrontation eingeschlagen. Er ist gefährlich, und er ist fest entschlossen. Ich hoffe, das haben alle verstanden.«
Einige nickten.
»Wir wissen mittlerweile auch, daß die Daten, die er mit sich führt, von extrem sensibler Natur sind, sowohl, was die Regierung angeht, als auch besonders für uns als Geheimdienst. So sensibel, daß Sie alle Möglichkeiten ausschöpfen können, um ihn aufzuhalten, Tiger. Ich wiederhole: alle Möglichkeiten ausschöpfen.«
»Verstanden«, sagte Captain Tiger Mazibuko.
»Innerhalb der nächsten halben Stunde werde ich die Mobilisierung jeder nur möglichen Unterstützung durch die Armeestandorte in De Aar, Kimberley und Jan Kempdorp erbitten. Wir brauchen mehr Männer. Es müssen zu viele |177| mögliche Abzweigungen überwacht werden. Tiger, ich möchte, daß Sie in Kimberley Station beziehen, so daß Sie schnell reagieren können. Berücksichtigt man den Hintergrund des Flüchtigen, benötigen wir zahlreiche äußerst mobile, bestens ausgebildete Männer, wenn es zu einer erneuten Kontaktaufnahme kommt. Die Polizei und die Armee sollen die Straßen bewachen. Ich werde darum bitten, daß das gesamte Rooivalk-Geschwader auf Bereitschaft nach Kimberley verlegt wird.«
»Wie sicher sind Sie mit Kimberley?« fragte Mazibukos Stimme durch den Äther zurück.
Janina Mentz dachte einen Augenblick nach, bevor sie antwortete. »Es ist eine begründete Vermutung. Er ist müde, er ist durchnäßt und hungrig, der Regen hält ihn auf. Er hört die Uhr ticken, die Zeit läuft ihm davon. Kimberley ist am nächsten dran an einer Geraden zwischen ihm und Botswana, und er wird Botswana als den Weg zu Freiheit und Erfolg ansehen.«
Sie bemerkte, wie einer von seinen Leuten Rahjev Rajkumar etwas ins Ohr flüsterte.
»Ist etwas, Raj?«
»Eine Radiosendung, Ma’am. SAFM.«
»Fragen?« Sie wartete auf eine Reaktion von Radebe und Mazibuko.
»Mazibuko out«, sagte der Captain über die Lautsprecher. Radebe setzte sich auf seinen Platz und starrte die Digitalanzeigen vor sich an.
»Schalten Sie ein, Raj«, sagte sie.
… unser Gast Allison Healy, Polizeireporterin einer Tageszeitung in Kapstadt, die heute morgen die Geschichte des großen, bösen Xhosa-Bikers in ihrer Zeitung veröffentlicht hat. Willkommen in der Sendung, Allison.
Danke, John, es ist mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen.
Sie haben interessante neue Informationen über den flüchtigen Motorradfahrer?
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Das habe ich, John. Wir verfügen über Informationen, die ein ganz neues Licht auf Mr. Mpayiphelis Motivation werfen – es sieht so aus, als bestünde seine Mission darin, jemandem zu helfen. Sein Motiv, scheint es, könnte ehrliche Hilfsbereitschaft sein.
Bitte fahren Sie fort.
Das ist leider alles, was ich dazu sagen kann, John.
Und woher haben Sie diese Informationen, Allison?
Von einer Quelle, die ihm sehr nahesteht. Sagen wir, jemand, der seinem Herzen nahesteht.
»Quinn«, sagte Janina voll unterdrückter Wut.
»Ja, Ma’am?«
»Kassieren Sie die Frau ein.«
Er schaute erstaunt.
»Miriam Nzululwazi. Kassieren Sie sie ein.«
»Selbstverständlich, Ma’am.«
… auf seiten des Flüchtigen?
Ich bin nicht in der Situation, mich für eine Seite entscheiden zu müssen, John, aber es gibt zwei Dinge, die mich irritieren. Gemäß den Informationen, die vermutlich von der Presidential Intelligence Unit der Polizei zur Verfügung gestellt wurden, stahl Mr. Mpayipheli ein BMW-Motorrad. Das scheint jedoch nicht wahr zu sein. Jedenfalls wurde bei der Polizei keine Anzeige erstattet, der Diebstahl wird nicht untersucht, und ich habe vor fünf Minuten mit dem Eigentümer des Ladens gesprochen. Die Wahrheit ist, daß Mr. Mpayipheli eine
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