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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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ein kluges Mädchen, glücklicherweise jedoch auch gefühlvoll. Ehe sie zur Burg der Carmichaels reiste, würde sie Siusan ein letztes Mal besuchen, und dann wollte er ihr folgen.

3. KAPITEL
    „Diesen verfluchten Ort sollte man Fegefeuer nennen!“, schimpfte Ross, als er Wat durch eine schmale Gasse folgte. Es war kurz vor Mitternacht. Ein Unwetter zog herauf, und in der drückenden, schwülen Luft, die nach Fischen stank, konnte man kaum atmen. Angewidert hielt er sich die Nase zu und stolperte weiter.
    Nirgends brannte eine Fackel, die den Weg zwischen den kleinen, eng an die Felswand gedrängten. Häusern beleuchtet hätte. Trotzdem waren sie nicht die Einzigen, die sich in dieser dunklen Gewitternacht umhertrieben. Immer wieder erklangen gedämpfte Stimmen, hastige Schritte, der dumpfe Aufprall schwerer Lasten, die aus Seitengassen geschleppt wurden.
    „Was geht hier vor?“, flüsterte Owain beunruhigt.
    „Schmuggelei - oder noch etwas Schlimmeres.“ Vor dem Verlassen von Curthill Castle hatte Ross einen kurzen Blick in einen Raum geworfen, der - im Gegensatz zu dem heruntergekommenen Zustand der Burg - erstaunlich prächtig eingerichtet war. Zahllose kostbare Wandteppiche hingen an den Wänden. Er ahnte, wie der Laird zu diesem Reichtum gelangt war, doch um dieses Problem konnte sich Ross in dieser Nacht nicht kümmern. Erst einmal musste er Lucais finden.
    „Da sind wir“, wisperte Wat.
    Ross betrachtete das Haus, in dem Lucais'Vater wohnte. Schwaches Licht schimmerte hinter der gegerbten Tierhaut hervor, die ein Fenster verdeckte. „Ihr begleitet mich mit Euren Männern, Owain, wenn wir ..."
    „Nein, nehmt Andrew mit. Ich passe hinter dem Haus auf, damit der Junge nicht entwischt.“
    Ross nickte. „Gut. Ihr Waliser habt ja scharfe Augen.“ Von allen seinen Gefolgsleuten stand Owain ihm am nächsten. Beim Feldzug in Wales hatte er ihn angeheuert, um sich durch die dichten Wälder führen zu lassen. Lionel hielt seinen Bruder für verrückt, weil dieser einem Feind traute. Aber Owain kämpfte selbst gegen Rhys ap Dolgollen und half Ross nur zu gern - für gutes Geld. Später war er seinem neuen Herrn in dessen Heimat gefolgt.
    Ross stürmte mit einigen Männern in die Kate, aber sie trafen keine Verschwörer an, nur eine verängstigte Greisin, die am Herd saß, und einen alten Mann, der die nächtlichen Besucher verdutzt anstarrte.
    „Durchsucht das Haus, Davey!“, befahl Ross, dann drehte er sich um und sah, wie Andrew den Alten gegen die Wand drückte und ihm seinen Dolch an die Kehle hielt.
    „Wir suchen Lion Carmichaels Mörder! “, stieß Andrew hervor, ehe Ross eingreifen konnte.
    Beinahe quollen die Augen des weißhaarigen Schmieds aus den Höhlen. „Ich war’s nicht.“
    „Lasst ihn los!“, herrschte Ross den Gefolgsmann an, der widerstrebend die Waffe senkte und zurücktrat. „Soviel ich weiß, war Euer Sohn Lucais dabei, als es geschah, guter Mann.“
    „Aye, aber - er hat’s nicht getan, Herr.“
    „Das glaube ich Euch, doch ich möchte ihm ein paar Fragen stellen. Wo finde ich ihn?“
    „Das weiß ich nicht“, erwiderte der Alte mit zitternder Stimme.
    „Am besten bringe ich ihn hinaus und erteile ihm eine Lektion.“ Andrew packte den Arm des Schmieds, da sprang die alte Frau auf und warf sich Ross zu Füßen.
    „Wartet! Wir können Euch wirklich nicht sagen, wo Lucais steckt. Schon vor Monaten hat er Curthill verlassen. Und wir wissen nicht, wohin er gegangen ist.“ Der verzweifelte Blick, den sie mit ihrem Mann wechselte, verriet nur zu deutlich, dass sie log.
    „Ich möchte dem Burschen nichts zuleide tun und nur mit ihm reden“, versicherte Ross. „Erklärt mir, wo er ist, und Laird Eammon wird nichts davon erfahren. Das schwöre ich Euch.“ „Laird Eammon? Wieso sollte er sich drum kümmern? Seit vor zwei Jahren die schlechten Zeiten begonnen haben, setzt er nie mehr einen Fuß in unser Dorf. Wir sind ihm gleichgültig, und er schickt nur seine Männer her, um die Pacht eintreiben zu lassen ...“
    „Janet!“, mahnte der Alte. „Hört nicht auf sie, Herr!“, bat er, während sie den Kopf senkte und gelbe Zähne in ihre bebende Unterlippe grub.
    „Ist Lucais allein weggegangen?“, fragte Ross.
    „Aye“, antworteten sie wie aus einem Mund, und auch diesmal durchschaute er die Lüge.
    „Sagt mir die Wahrheit! “
    „Mehr können wir Euch nicht erzählen“, jammerte Janet. „Mitten in der Nacht weckte er uns, um sich zu verabschieden. Und seither

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