Das Herz des Loewen
war. „Kommt!“
Er wollte sich nach links wenden, zur Burg, aber Megan schüttelte den Kopf. „Hier entlang, da können wir besser in Deckung gehen.“ Sie zeigte zur rechten Seite, und sie eilten zwischen zwei Häuser.
Nach wenigen Schritten merkte er, dass sie hinkte. „Habt Ihr Euch am Bein verletzt?“
Ihre Hand zitterte in seiner. „Es ist nicht so schlimm“, versicherte sie und führte ihn durch eine schmale Gasse. Nur hin und wieder erhellte ein Blitz die Finsternis. Der beißende Geruch frisch abgezogener Tierhäute wies auf eine Gerberei hin, die neben der Werkstatt eines Schusters lag. Plötzlich blieb Ross stehen und lauschte. Schritte und heisere Stimmen näherten sich. „Das könnten meine Männer sein.“
„Nein, sie kommen aus der falschen Richtung. Wir müssen auf Umwegen zu Gordys Werkstatt zurückkehren. Dorthin wird Chrissy Eure Leute führen.“ Als er zögerte, sagte sie: „Keine Bange, Ross Carmichael. Ich habe beschlossen, Euch zu heiraten, und ich möchte mit einem gesunden, unversehrten Bräutigam vor den Altar treten. “
Belustigt lächelte er. „Ihr nehmt wohl nie ein Blatt vor den Mund?“
„Nur selten.“ Sie führte ihn um eine Ecke, strauchelte und wäre gestürzt, hätte er sie nicht festgehalten.
„Offenbar macht Euch das verletzte Bein zu schaffen. Streitet nicht mit mir! Ich werde Euch tragen, und Ihr weist mir den Weg.“ Wieder umfasste er ihre Taille, hob Megan hoch und drückte sie an sich.
Wie stark er ist, dachte sie, während er durch das Dunkel eilte und immer wieder kurz innehielt, um ihren geflüsterten Anordnungen zu lauschen. In seinem Arm empfand sie keine Angst, obwohl sie das Geschrei der Verfolger hörte.
Atemlos blieben sie in einer Seitengasse gegenüber von Gordys Haus stehen. Ross’ Arm umschlang immer noch Megans Taille. Im grellen Licht eines Blitzes schaute sie zu ihm auf, begegnete seinen blauen Augen, die ihren Blick festhielten. „Meg“, flüsterte er. Sonst nichts. Aber dieses eine Wort genügte, um das heiße Verlangen auszudrücken, das ihn plötzlich erfüllte und ein ähnliches Gefühl in ihrer Brust weckte.
„Aye“, wisperte sie sehnsüchtig. Sein heißer Atem streifte ihr Gesicht, dann presste sich sein Mund auf ihren.
Ihr erster Kuss war viel schöner als die Träume in einsamen Nächten. Sinnverwirrende, nie gekannte Empfindungen strömten durch ihren Körper. Leise stöhnte sie, mit beiden Händen umfasste sie Ross’ Gesicht. Verlockend öffneten sich ihre Lippen, seine Zunge spielte mit ihrer, und Megan spürte entzückt, wie er zu zittern begann. Ringsum schien alles zu versinken, verdrängt von wilder, machtvoller Leidenschaft.
Viel zu früh hob er den Kopf. „Oh Gott, wie ist das geschehen?“, flüsterte er heiser.
„Ich wusste, dass es so sein würde zwischen uns.“
„Nein, unmöglich! “ Er wollte sie wegstoßen, aber sie klammerte sich an seinen Waffenrock.
„Warum bestreitest du, was wir empfinden?“
„Das fragst du - nachdem mein Bruder durch die Schuld der Sutherlands gestorben ist?“
„Megan!“, rief eine weibliche Stimme. „Alles in Ordnung? Ich habe Carmichaels Männer mitgebracht. Wo steckst du?“ Ruckartig hob Ross den Kopf. „Ist das deine Cousine?“ Immer noch leicht benommen von der Wirkung, die sein Kuss ausgeübt hatte, hauchte sie: „Aye.“
„Und keinen Augenblick zu früh! “ Entschlossen riss er sich von ihr los. „Andrew, Owain?“
„Hier ist Andrew!“ Die tiefe raue Stimme passte zu dem großen Krieger, der jetzt an Ross’ Seite eilte, gefolgt von einem jungen Mann mit einer lodernden Fackel. „Wie oft habe ich Euch erklärt, Ihr sollt nicht auf feindlichem Terrain herumlaufen, wenn Euch nur wenige Männer begleiten?“, schimpfte der Ritter, als wäre Ross ein unartiger kleiner Junge.
Halb und halb erwartete Megan, ihr Bräutigam würde den unverschämten Mann niederschlagen. Aber stattdessen winkte er verächtlich ab. „Wir müssen Owain und die anderen finden.“
„Hier bin ich.“ Der hochgewachsene Waliser trat vor, und Ross fragte, wie der Kampf verlaufen sei. „Ein paar unserer Männer haben geringfügige Verletzungen erlitten“, berichtete Owain, „und wir konnten niemanden gefangen nehmen.“ Andrew fluchte lauthals, aber Ross seufzte nur und erteilte seine Befehle. Ein paar seiner Männer eilten davon, um die Feinde zu suchen, die Ross und Megan durch das Dorf gehetzt hatten. Andere sammelten die Waffen ein, die am Boden gelandet waren, und
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