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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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behandeln. Wahrscheinlich hatte die Wunde zu eitern begonnen.
    Nun, wenigstens war Siusans Geheimnis immer noch gewahrt.

6. KAPITEL
    Das Rauschen der Brandung konnte die dicken Mauern des Turms kaum durchdringen, in dem Eammons Gemächer lagen - zwei große Räume, kostbarer eingerichtet als die übrige Burg. Ein kleines Feuer brannte im Kamin des Gemachs, das Lady Mary in glücklicheren Zeiten als Wohnraum gedient hatte. Vor den Flammen saß der Mann, der Curthill beherrschte, auf einem Stuhl mit hoher Lehne, und murmelte: „Wie ich hörte, gab es letzte Nacht Ärger im Dorf.“
    Archie leerte seinen Becher Ale und wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab. „Aye. Carmichael und seine Leute haben bei George, dem Schmied, herumgeschnüffelt.“
    „Und nichts herausgefunden, nehme ich an ...“
    „Gar nichts, so viel wir wissen. Später fiel Douglas’Truppe über sie her. Diese Tiefländer kämpfen wie die Teufel. Douglas
    verlor immerhin sechs Mann. “
    „Und die Fracht?“
    „Wir haben reiche Beute gemacht. Das Schiff kam aus Calais und steuerte London an, vollgestopft mit französischen Samtballen und italienischen Möbeln, die irgendein englischer Earl gekauft hatte. Die beschädigten Sachen ließen wir in die Werkstätten bringen, die anderen ins Lager. Douglas segelte die Hawk in die Bucht, wie Ihr’s befohlen hattet. Hier ist die Liste der Waren aus früheren Beständen, die inzwischen verkauft wurden.“
    Seine Lordschaft nahm das zusammengerollte Pergament entgegen, warf einen kurzen Blick darauf und gab es wieder zurück. „Sehr gut. Seht zu, dass die neuen Sachen nach London verfrachtet werden. Douglas soll Euch helfen. Und passt auf! Ross Carmichael darf Euch nicht sehen, wenn ihr Euch im Lager zu schaffen macht.“
    „Wahrscheinlich hatte Lion keine Ahnung - bis er Euch auf der Waldlichtung sah und dem Tod ins Auge blickte“, meinte Archie kichernd.
    „Nein, er wusste nichts.“ Ein schwaches Lächeln umspielte Comyns Lippen. „Und er fand nicht einmal heraus, warum er sterben musste.“ Beinahe wünschte er, an jenem Tag hätte er Lion offen herausfordern und mit ihm um das Mädchen kämpfen können, das sie beide begehrt hatten: Siusan.
    Welch eine Genugtuung wäre es gewesen, den großen, impulsiven Krieger zu besiegen und mit der Beute davonzureiten ... Aber Siusan machte keinen Hehl aus ihren Gefühlen, nachdem der Vater ihr - auf Comyns Wunsch - erklärt hatte, sie dürfe Lion nicht heiraten.
    „Wenn ich Lion nicht bekomme, will ich keinen anderen“, verkündete sie. „Und dich betrachte ich als meinen Bruder“, fügte sie hinzu, als Comyn um sie warb. „Außerdem warst du mit Megan verlobt. Es würde sie kränken, wenn ich mit dem Mann, der sie zurückgewiesen hat, vor den Altar träte.“
    Da dieser Plan vereitelt worden war, hatte sich Comyn wieder auf die Taktiken besonnen, denen er seine bisherigen Erfolge verdankte - Betrug, Lüge und Mord. „Ross Carmichael darf uns nicht ins Handwerk pfuschen“, betonte er nun. „Wenn er seine Nase nicht in die Angelegenheiten der Su-therlands steckt, soll er Megan getrost heiraten. Dann wären wir alle beide los.“ Mit ihren scharfen Augen und ihrer noch schärferen Zunge war ihm die Cousine ein Dorn im Auge, seit er zum ersten Mal einen Fuß in die Burg Curthill gesetzt hatte. Zu schade, dass sie nicht bei jenem „Unfall“, gestorben war, der ihren Bruder das Leben gekostet hatte ... „Falls Ross meine Absichten zu durchkreuzen sucht, müssen wir ihn beseitigen.“
    „Aber wenn hier noch ein Carmichael den Tod findet, wird der alte Lionel wieder auftauchen und Curthill Stein um Stein auseinandernehmen - ganz egal, was der König sagt!“, jammerte Archie. „Nächstes Mal naht er sicher mit mehr Schiffen, versenkt die Hawk und macht unseren Geschäften ein Ende ...“
    Mit einem vernichtenden Blick brachte Comyn den Hauptmann zum Schweigen. „Ihr winselt wie ein altes Weib. Wenn wir Ross aus dem Weg räumen müssen, wird Lionel einen geeigneten Sündenbock finden.“
    „Mylord!“ Felis erschien in der Tür des Schlafgemachs. Rote Locken umrahmten ein blasses Gesicht mit grünen Augen und einem vollen Schmollmund. Unter dem die Figur betonenden Kleid aus feinem Wollstoff zeichneten sich üppige Rundungen ab. Obwohl Comyn an ihren Anblick gewöhnt war, verspürte er wachsende Erregung. Kein Wunder, dass Lady Mary ihren Mann fast kampflos aufgegeben hatte ... Kaum eine Frau würde versuchen, mit Felis’ Reizen zu

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