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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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verletztes Bein zu betrachten. Früher war sie sein Lieblingskind gewesen, doch seit dem Unfall wollte er nichts mehr von ihr wissen, ebenso wenig wie von der übrigen Familie. Auch das war ihr Schuld. Ihr Leichtsinn hatte dem Bruder das Leben gekostet, ihren Clan den Laird. Und ihre Gewissensbisse bereiteten ihr noch schlimmere Qualen als das Pochen in ihrem Bein.
    Aber sie hatte beides überlebt, so wie die leidenden Heldinnen alter Legenden, und zur Belohnung wiesen ihr die Götter einen neuen Weg zum Glück. Sie hatten Ross hierhergeschickt. Vorsichtig spähte sie hinter dem Vorhang hervor, und beim Anblick ihres Bräutigams verflog ihre Bitterkeit. Sie würde ihm eine gute Frau sein, und dass sie ihm das erst noch klarmachen musste, kümmerte sie wenig. Es würde ihr gelingen.
    „Lasst Ihr die Hütte bewachen?“, fragte er Owain.
    „Aye. Auch das Haus des Schmieds, falls der junge Lucais zurückkehrt.“
    Erschrocken hielt Megan den Atem an. Angesichts dieser neuen Bedrohung vergaß sie ihre persönlichen Probleme. Wenn Lucais nach Hause kam und in Ross’ Hände fiel, verriet er womöglich Siusans Versteck.
    Owain ging zur Tür. „Soll ich Davey zu Euch schicken?“
    „In einer Viertelstunde. Ich möchte mich ein bisschen ausruhen.“
    „Vor der Tür stehen Wachtposten. Falls Ihr etwas braucht, müsst Ihr nur rufen.“
    „Glaubt Ihr, irgendein verrückter Sutherland wird an der Mauer des Turms emporklettern und durchs Fenster hereinspringen?“, fauchte Ross.
    „Ich möchte kein Wagnis eingehen.“
    „Tut mir leid, Owain“, seufzte Ross. „Ich bin es nun mal nicht gewöhnt, wie ein hilfloses Kind verhätschelt zu werden.“
    „Nicht hilflos - aber verletzlich. Hier sind wir von Feinden umgeben, das müssen wir stets bedenken.“ Mit diesen unheilvollen Worten verließ der Waliser das Zimmer.
    Wie soll ich mich nun Ross nähern, überlegte Megan, aber das Niesen, das sich nicht länger unterdrücken ließ, nahm ihr die Entscheidung ab. „Hatschi!“
    „Wer ist da?“, stieß Ross hervor. Wasser schwappte über den Wannenrand. „Kommt aus Eurem Versteck, oder ich hole Euch!“
    Oh, verdammt ... Langsam kam Megan hinter dem Bettvorhang hervor und hoffte, er würde ihre Verkleidung nicht durchschauen, ehe sie seine Wunde versorgt hatte und geflohen war.
    „Ihr!“, rief er, sobald sie auftauchte. „Lasst den Korb stehen und kommt her.“
    Ihr Herz schlug wie rasend. Langsam ging sie zur Wanne, verbarg ihr Gebrechen und ihre Angst und hielt den Blick gesenkt, wie es einer Dienerin geziemte.
    „Was macht Ihr hier, Megan?“
    Sein unfreundlicher Ton erzürnte sie dermaßen, dass sie ihre Furcht vergaß. „Das ist doch offensichtlich. Nachdem ich mich hier hereingeschlichen habe, muss ich doch wohl die Absicht hegen, Euch zu ermorden.“
    Verblüfft blinzelte er, dann runzelte er die Stirn. „Seid nicht so keck!“
    „Da Ihr mir nicht traut, wie könnt Ihr wissen, dass ich Euch nicht umbringen will?“
    „Ihr seid keine Mörderin.“
    „Nur eine verdammte Frau - eine Närrin, die man verachten und zurückweisen muss! “
    Das Blut stieg ihm in die Wangen. Voller Genugtuung beobachtete sie seine Verlegenheit. „Das war ein vertrauliches Gespräch“, erklärte er.
    „Ja, und dabei ging es um mich. Und ich dachte, wir beide würden uns an die Wahrheit halten. Es entspricht nämlich der Wahrheit, dass wir auf Geheiß des Königs zur Hochzeit verpflichtet sind und einander begehren. Ich mag zwar naiv sein, aber ich bin nicht dumm. Und es war gewiss kein Hass, der letzte Nacht die Glut unseres Kusses entzündet hat.“
    „Zu einer Ehe gehört mehr als nur Lust“, entgegnete er erbost.
    Wie wäre es mit Liebe, rief ihr Herz, aber der Stolz verbot ihr, diese Worte auszusprechen. „Vielleicht Friede? Ist der
    Friede für unsere beiden Clans ein zu hoher Preis?“ „Keineswegs, sonst wäre ich nicht hier.“
    „Ihr seid vor allem nach Curthill gekommen, um Vater den Mord an Lion nachzuweisen.“ Ohne seine finstere Miene zu beachten, kniete sie neben der Wanne nieder. „Auch ich möchte die Wahrheit herausfinden, und ich bitte Euch nur, Papa nicht vorschnell zu verurteilen.“
    „Wenn er die Tat auch nicht selbst begangen hat - er ist hier der Laird, und er weiß, wer es war. Und dann das Verschwinden Eurer Schwester ..."
    Bedrückt biss sie sich auf die Lippe. Sie durfte das Geheimnis nicht verraten, noch nicht. „Ich kann Euch nicht mehr sagen, als ich Euch schon mitgeteilt habe. Nur eins

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