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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Kerben, die Lionels Attacken geschlagen hatten. Trotzdem war Curthill fast uneinnehmbar. Vom Land her konnte man die Burg nur auf einem schmalen Weg erreichen, der an der Zugbrücke endete.
    Am Fuß der Klippe, an einer windgeschützten Stelle, gab es einen schmalen Grasstreifen. Verkümmerte Bäume krallten ihre Wurzeln in den sandigen Boden. Hier saß Megan auf einem Plaid und erwartete Ross. Warm schien ihr die Sonne ins Gesicht. In die frische Salzluft, vom Gewitter der letzten Nacht gereinigt, mischten sich die angenehmen Düfte der Fleischpasteten, die ihr die Köchin in einen Korb gepackt hatte.
    Unbehaglich blickte Megan der Begegnung mit ihrem Bräutigam entgegen. „Treffen wir uns am Strand“, hatte er auf ihr Angebot erwidert, seine Fragen über Lion zu beantworten. „Warum am Strand?“
    „Dort kann uns niemand belauschen.“
    „Aber der Sand ist voller ... “
    „Am Strand!“, beharrte er.
    Und so hatte sie zugestimmt, trotz ihrer wohlbegründeten Bedenken. Das war nicht besonders nett von dir, mahnte ihr Gewissen. Doch die Männer wurden öffenbar nur durch Schaden klug, und der hochnäsige Lord Ross verdiente eine Lektion. Wenn er merkte, was er sich einhandelte, wenn er ihren Rat nicht befolgte, würde er das nächste Mal vielleicht auf sie hören.
    „Wie pünktlich Ihr seid!“, rief er, als er über den Strandstreifen auf sie zukam. „Einer Frau hätte ich das gar nicht zugetraut.“
    „Habt Ihr von allen Frauen eine so schlechte Meinung? Oder nur von mir?“ Statt einer Antwort runzelte er die Stirn. „Bald werdet Ihr feststellen, wie deutlich ich mich von anderen Frauen unterscheide. “
    „Das weiß ich schon jetzt. Ich kenne keine, die Wein auf meinen Schoß schütten würde, nur um sich an mir zu rächen.“ „Oder die Euer Leben retten würde“, entgegnete sie. Immerhin besaß er so viel Anstand, ein wenig zu erröten. Ungehalten beobachtete Megan, wie sechs Männer in dunkler Kleidung, mit Armbrüsten bewaffnet, zwischen den Felsen Stellung be-zogen. „Ich dachte, wir wollten ungestört miteinander reden.“
    Er zuckte die Achseln und biss die Zähne zusammen.
    Also tut ihm die Schulter immer noch weh, dachte sie. Nur gut, dass ich eine Salbe und Verbandszeug mitgebracht habe ...
    „Meine Leibwächter nehmen es sehr genau mit ihrer Pflicht“, erklärte er.
    „Teilen sie auch Euer Schlafgemach?“
    „Nein.“ Unbehaglich wich er ihrem Blick aus. „Warum starrt Ihr mich so an?“
    „Ich kann nicht anders“, entgegnete sie lächelnd. „Ihr erinnert mich an den keltischen Gott Luga Lamfada. Er ist groß und schön, und sein Gesicht strahlt wie die Sonne.“
    „Seid Ihr denn immer so kühn, wenn Ihr mit einem Mann sprecht?“
    „Ist es denn kühn, die Wahrheit zu sagen?“
    „Die Wahrheit?“ Spöttisch hob er die Brauen.
    Megan gab nicht vor, die Anspielung misszuverstehen. „Mutter und Vater haben uns gelehrt, stets die Wahrheit zu sagen. Würdet Ihr Euch wohl setzen? Allmählich bekomme ich Nackenstarre, wenn ich ständig aufblicken muss.“
    Er ließ sich auf dem Plaid nieder, möglichst weit von Megan entfernt. Während er die glitzernden Wellen beobachtete, nahm Megan eine Flasche, zwei Becher und mehrere in Leinen gewickelte Päckchen aus dem Korb.
    „Wo ist Eure Schwester jetzt?“
    „Das weiß ich nicht - nicht genau.“ Siusan war bei Tante Brita, aber in welcher Kammer jener alten Burg ...
    „Weicht mir nicht aus!“
    Um zu bekunden, dass sie sich nicht einschüchtern ließ, lächelte sie und füllte einen Becher mit Wein. „Warum wollt Ihr sie unbedingt finden?“
    „Weil ich sie fragen möchte, wie Lion ermordet wurde.“ „Papa hat es jedenfalls nicht getan.“
    „Warum nennst du ihn so zärtlich Papa? Der Mann kümmert sich nicht um seinen Clan und macht deine Mutter unglücklich.“
    „Wie immer er sich jetzt verhalten mag - früher war er gut
    zu mir. Als der alte Tarn erklärte, ich könne die Geschichten des Clans gut nacherzählen, durfte ich bei ihm in die Lehre gehen. Und später ernannte mich Papa zum Nachfolger unseres alten Barden. Erst nach Ewans Tod änderte er sich. Und wenn er mir keine Beachtung schenkt, ich habe nichts Besseres verdient.“ Mit zitternden Fingern faltete sie das Linnentuch auseinander, in der die Fleischpasteten lagen. „An jenem Tag forderte ich Ewan zu einem Wettritt heraus. Wir erlitten einen Unfall, und mein Bruder starb. “
    „Das hat deine Mutter erwähnt. Aber ich ahnte nicht, dass Ihr Euch die Schuld

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